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Wettbewerbsvorteile in den USA

Die OMV hat ihre Pläne für den umstrittenen Abbau von Schiefergas vor wenigen Wochen aufgegeben. Ursprünglich war geplant, ab 2013 Erkundungsbohrungen im Weinviertel in Niederösterreich durchzuführen, 2020 sollte mit der Ausbeutung begonnen werden.

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Daraus wird nun nichts. Österreich könne es sich leisten, darauf zu verzichten, es werde aber teuer, sagte OMV-Chef Gerhard Roiss - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Anders sei die Situation in Europa. „Europa braucht Schiefergas“, betonte Roiss.

„An den Rand der Wettbewerbsfähigkeit“

In den USA liege der Gaspreis seit dem Zugriff auf Schiefergas bereits bei einem Drittel des europäischen Preises. Die Petrochemie investiere nun in den USA, was aufgrund der hohen Energiepreise vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen sei. Als Ausgangsstoff für zahlreiche chemische Grunderzeugnisse ist Erdgas in den USA derzeit in großen Mengen günstig verfügbar. Das bringt neue Produktions- und Wettbewerbsvorteile.

Roiss: „Wir marschieren in Europa an den Rand der Wettbewerbsfähigkeit.“ Entsprechend forderte er eine europäische Strategie bei der Erschließung von Schiefergasvorkommen (Shale Gas). Denn nicht nur die USA, auch China sei bei seiner Shale-Gas-Strategie wesentlich weiter als Europa. Europa tue sich schwer und setze auf die einfachste Lösung, nämlich nationale Strategien, kritisierte Roiss.

In Europa arbeiten die petrochemischen Anlagen zumeist mit dem Erdölprodukt Nafta als Rohstoff, das dann in wichtige Kunststoffvorprodukte wie Ethylen, Propylen und Butadien aufgespalten wird. In den USA werden solche Großanlagen überwiegend mit Erdgas gespeist und können deshalb deutlich günstiger produzieren.

Spezialbohrer mit waagrechtem „Knick“

Der Preisrutsch ist auch mit neuen Fördertechniken in den USA zu erklären, mit denen sich Gasvorkommen auch aus tiefen Ton- und Schwarzschiefer-Gesteinsschichten herauslösen lassen, die zuvor praktisch unerreichbar waren. US-Firmen entwickelten in den vergangenen Jahren Spezialbohrer, die solches Gas fördern können. Sie bohren sich zunächst senkrecht in die Erde, um dann nach dem Erreichen der Gesteinsschichten in die Waagrechte abzuknicken.

Da das Gestein, in dem das Gas gefangen ist, nicht durchlässig ist, müssen künstlich Klüfte geschaffen werden, indem Chemikalien und mit Sand vermischtes Wasser unter hohem Druck in das Bohrloch geschossen werden. Dieser Prozess wird als „Fracking“ oder „Hydrofracking“ bezeichnet. Wenn Teile des Wassers in den darauffolgenden Tagen und Wochen wieder an die Oberfläche treten, werden sie von großen Mengen Methan begleitet, heißt es in einer Studie der Cornell-Universität, die zeigt, dass Erdgas klimatechnisch bedenklicher sein könnte als der Energieträger Kohle. Zwischen 0,6 und 3,2 Prozent der geförderten Menge an Schiefergas können demnach als Methan entweichen.

Millionen Liter Wasser nötig

Umstritten ist „Fracking“ auch wegen der giftigen Zusatzstoffe und der enormen Menge an benötigtem Wasser. Sieben bis 15 Millionen Liter Wasser sind demnach für die Aufsprengung einer Bohrung nötig. Ein großer Teil davon fließt zurück an die Oberfläche und muss wegen der enthaltenen Gifte fachgerecht entsorgt und gelagert werden.

Kritiker befürchten dadurch eine Gefahr für das Trinkwasser. Zwar ist das Bohrloch demnach mit einem Zementmantel isoliert, Risse sind darin jedoch möglich. In Pennsylvania etwa wurden Bohrungen per Gericht gestoppt, nachdem mehrere Haushalte ihr Trinkwasser ungenießbar vorfanden.

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