Ölfirmen sichern sich Vorkommen
In immer größerem Stil setzen Ölfirmen auf das lange als technisch zu aufwendig betrachtete Fördern der in Schieferstein lagernden Öl- und Gasvorkommen. Dieser Boom sorgt auch abseits des eigentlichen Fördergeschäfts für Goldgräberstimmung: Die Nachfrage nach Sand ist US-Medien zufolge zuletzt regelrecht explodiert.
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Der Grund: Für die als Fracking bekannte Fördermethode wird Wasser und als Füllmaterial eine große Menge Sand in die Bohrlöcher gepumpt. Dieser stammt etwa bei den beiden großen Förderunternehmen EOG Resources und Pioneer Natural Resources mittlerweile aus eigenen Förderanlagen.
Mittlerer Westen im Visier der Ölfirmen
Der laut „Wall Street Journal“ („WSJ“) als „ungewöhnlich“ gewertete Schritt hat offenbar Vorbildcharakter, da sich auch andere Öl- und Gaskonzerne nun eigene Sandvorkommen sichern wollen. Im Visier der Konzerne steht den Angaben zufolge der Mittlere Westen der USA, wo etwa in Wisconsin und Minnesota die größten Lagerstätten hochwertigen Quarzsandes vermutet werden.

The Price of Sand/Jim Tittle
Initiativen wie The Price of Sand dokumentieren den „Sandrausch“ (im Bild eine Förderstätte in Wisconsin)
Außer Frage steht, dass auch die bisherigen Platzhirsche der Sandförderbranche vom „modernen Goldrausch“ (Zitat Huffington Post, Anm.) profitieren. Noch nie war die Nachfrage so groß, bestätigte laut „WSJ“ mit Jerry McGee etwa der Chef des Investmentunternehmens Cadre Proppants, von dem eine der größten Sandförderanlagen im US-Bundesstaat Texas betrieben wird. Der Zeitung zufolge stieg die für Fracking verwendete Sandmenge in den USA im Vorjahr auf knapp 30 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Für 2007 seien es noch geschätzte sechs Millionen Tonnen gewesen.
Kritik an „Invasion“
Doch ungeachtet der versprochenen neuen Jobs und des in Aussicht gestellten wirtschaftlichen Aufschwungs regt sich in den meist abgelegenen neuen Sandfördergebieten zunehmend Widerstand gegen die als zu schnell und unkoordiniert kritisierte Entwicklung. Von einer wahren Invasion durch die Minenkonzerne ist etwa bei der Umweltschutzorganisation EcoWatch die Rede.
Allein in Dunn County (US-Bundesstaat Wisconsin) seien demnach in den vergangenen Monaten viele kleine Ortschaften regelrecht überrannt und Dutzende neue Förderstätten errichtet worden. Offen angezweifelt werden auch die Versprechen der Betreiber, wonach es „kein Problem“ mit Verkehr-, Lärm-, Wasser- und Luftbelastung, etwa durch krebserregenden Quarzsandstaub, gebe.

The Price of Sand/Jim Tittle
Aufbereitungsanlage samt Verladestation in Chippewa Falls (Wisconsin)
Lkw-Maut in Winona County
Zunehmend skeptisch zeigen sich aber auch die lokalen Behörden. Laut Huffington Post wurde in mehreren Bezirken von Minnesota und Wisconsin bereits ein Fördermoratorium eingeräumt. Ob und wann wieder neue Sandförderprojekte genehmigt werden, hänge vom Ergebnis von in Auftrag gegebenen Studien ab. Geklärt werden sollen nicht nur die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, von zentralem Interesse scheint auch, ob sich der „Sandrausch“ letztlich nur für die Konzerne selbst rentiert.
Angesichts immer längerer Lkw-Kolonnen wurden in diesem Zusammenhang etwa von den Lokalbehörden in Winona County erste Gegenmaßnahmen abgesegnet. Demnach sollen die im äußersten Südosten von Minnesota tätigen Sandförderunternehmen im Rahmen einer Lkw-Maut zumindest für die auf den Straßen entstandenen Schäden zur Kasse gebeten werden.
Peter Prantner, ORF.at
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