In Panik in Nebenstraßen geflohen
In der griechischen Hauptstadt Athen ist es am Donnerstag am Rande einer friedlichen Demonstration Zehntausender Menschen zu schweren Ausschreitungen gekommen. Rund 500 zum Teil vermummte Demonstranten schleuderten Brandsätze auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas und Blendgranaten ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben.
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Ein 66-Jähriger, der nicht an den Ausschreitungen beteiligt war, starb nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus. Mindestens drei Menschen wurden leicht verletzt, berichtete der griechische Rundfunk unter Berufung auf den Rettungsdienst. Über dem Platz vor dem Parlament in Athen lag beißender Rauch, wie das Fernsehen berichtete. Dutzende Menschen flohen in Panik in die Nebenstraßen. Die Ausschreitungen dauerten fast zwei Stunden.

AP/Thanassis Stavrakis
Polizisten hatten mit den Brandsätzen zu kämpfen
Öffentliches Leben steht still
Der bereits vierte Generalstreik in diesem Jahr legte das öffentliche Leben weitgehend lahm. Die Proteste am Tag des EU-Gipfels in Brüssel gegen die Sparpolitik der griechischen Regierung und den Druck der internationalen Gläubiger beeinträchtigten am Donnerstag den Nah- und Fernverkehr sowie die Verwaltung des hoch verschuldeten südlichen EU-Landes stark.
In Athen und anderen Städten gingen Zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen das neue Sparpaket von 13,5 Milliarden Euro zu demonstrieren. Laut Polizei waren rund 25.000 Demonstranten auf den Straßen der griechischen Hauptstadt, 17.000 protestierten demnach in der Hafenstadt Thessaloniki.
„Wir verelenden“
Ministerien, Schulen und zahlreiche Behörden blieben geschlossen. Ärzte behandelten nur Notfälle. Auch der Flug-, Schiffs- und Eisenbahnverkehr war betroffen. Keine Fähre lief aus Piräus aus. Dutzende Flüge mussten abgesagt werden, weil Fluglotsen die Arbeit für drei Stunden niederlegten. Auch die Taxifahrer von Athen streikten für neun Stunden.
„Wir verelenden“, skandierten einige Demonstranten. Andere warfen der Regierung vor, mit den endlosen Sparmaßnahmen das Land ins Chaos zu stürzen. „Jedes dritte Geschäft im Zentrum Athens ist geschlossen“, sagten Händler, die ebenfalls gegen das Sparprogramm demonstrierten. Auch in Thessaloniki, auf Kreta und in zahlreichen mittelgriechischen Städten gingen Tausende Menschen auf die Straßen, wie örtliche Medien berichteten. Der Gewerkschaftsdachverband der Privatwirtschaft (GSEE) rief für Mitte November erneut zum Generalstreik auf.
Weitere Kürzungen geplant
Die Regierung will im November weitere Kürzungsmaßnahmen durchs Parlament bringen, um die Forderungen der Gläubigertroika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) zu erfüllen. Athen soll ein Sparpaket im Umfang von 13,5 Milliarden Euro vorlegen, damit die Troika die dritte Kredittranche über 31 Milliarden Euro aus dem insgesamt 130 Milliarden Euro schweren Finanzpaket freigibt. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch erklärt, die Troika sei sich mit Athen in den meisten Kernfragen einig. In den kommenden Tagen wolle sie eine abschließende Einigung mit Athen erzielen.
Die Gewerkschaften rechnen mit weiteren Kürzungen von Löhnen zwischen sechs und 20 Prozent. Gekürzt werden sollen auch die Pensionen, was eine Einsparung von 4,9 Milliarden Euro bringen soll. Die Einsparungen sehen unter anderem eine Senkung des Mindestlohns, Kürzungen bei Pensionen und im Gesundheitsbereich sowie die Streichung von etwa 15.000 Stellen im öffentlichen Dienst bis zum Jahresende vor. Die Gewerkschaften machen die Sparpolitik mitverantwortlich für die verheerende Rezession.
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