Themenüberblick

Angriffe und Vergeltungsschläge

Die Situation zwischen Syrien und der Türkei bleibt angespannt. Nach Tagen der Ruhe kam es Mittwochabend wieder zu einem Schusswechsel an der gemeinsamen Grenze. Den Einschlag eines syrischen Geschoßes in der Provinz Haytan habe die türkische Armee mit dem Abschuss von Mörsergranaten auf syrisches Territorium beantwortet, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Anfang Oktober waren fünf türkische Zivilisten von einem von Syrien aus abgefeuerten Artilleriegeschoß getötet worden. Auch in den Tagen danach gingen mehrmals aus Syrien abgefeuerte Geschoße auf türkischem Territorium nieder. Die Türkei reagierte bisher auf jeden Beschuss aus Syrien mit Vergeltungsschlägen.

Beide Staaten sperrten einander den Luftraum. Mehrfach kontrollierte Ankara überfliegende Flugzeuge, um Waffentransporte nach Syrien auch in zivilen Passagiermaschinen zu verhindern. Mindestens 250 türkische Panzer stehen bereits an der syrischen Grenze. Die NATO hatte Ankara zugesagt, dem Land notfalls gegen Syrien beizustehen.

Türkei „in Sackgasse“

An einen möglichen Krieg zwischen Syrien und der Türkei glaubt der in Kanada tätige Politologe Sabah Alnasseri aber nicht. Die Türkei habe derzeit an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen - an der syrischen und an der kurdischen. Nun befinde sich das Land „in einer Sackgasse“ und wisse nicht, wie es sich wieder hinausmanövrieren könne.

Ankara hatte zwar auf syrische Angriffe reagiert, zugleich aber auch erklärt, einen Krieg mit Syrien vermeiden zu wollen. Völlig verzichtet der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auch noch nicht auf die Diplomatie. Erst Anfang dieser Woche traf er sich in Aserbaidschan mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, einem der wenigen Verbündeten Syriens.

Einheitliche westliche Strategie fehlt

„Ohne den Iran und Russland kann man den Konflikt in Syrien nicht friedlich lösen“, analysierte Alnasseri. Russland sei geostrategisch die „letzte Bastion“, die Syrien nicht verlieren wolle. Russland fördere aktiv die militärische Stärkung des syrischen Regimes, damit dieses letztlich aus einer Machtposition heraus mit der Opposition verhandeln könne, so Alnasseri.

Somit würden auch die Interessen Russlands gewahrt bleiben. Dass die NATO, die USA und Europa nicht militärisch in Syrien eingreifen würden, sei „klar“. Das würde Krieg mit Russland bedeuten, und darauf habe vor allem Europa „keine Lust“. Es fehle jedoch eine „einheitliche westliche Strategie“, kritisierte er.

Links: