„Raum und Landschaft einbeziehen“
Die spektakuläre französische Nationalbibliothek in Paris hat Dominique Perrault 1995 zum international gefragten Architekten gemacht. Eines seiner schwierigsten Projekte entsteht gerade in Wien. Die zwei Türme DC Tower 1 und 2 sollen ein markantes „Stadttor“ für die Donau-City bilden.
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Die Bauwerke Perraults gelten als architektonische Kunstwerke. Weltstädten wie Paris, Moskau und Seoul hat Perrault mit seinen Entwürfen bereits seinen Stempel aufgedrückt. In Wien entstehen gerade zwei Hochhäuser aus der Feder des Architekten, die zum neuen Wahrzeichen für die Donaustadt werden sollen.
Luftdurchlässig und erfahrbar
„Es ist nicht genug, Bauwerke zu entwerfen, sondern es geht immer auch um den Raum und die Landschaft“, so Perrault. Die Landschaft stehe bei all seinen Projekten im Vordergrund, die sich nie auf isolierte Gebäude beschränkten, sondern den für die Öffentlichkeit nutzbaren Raum einbezögen, der gleichzeitig entstehe.

AP/Dmitry Lovetsky
Pläne für das Mariinsky-Theater in St. Petersburg
So entwarf er etwa für das Mariinsky-Theater in St. Petersburg eine goldene, netzartige Hüllenkonstruktion. Diese ermögliche Zwischenräume, die das Gebäude ständig begehbar machen werden. „Man soll durch das Theater durchgehen. Es wird hier immerhin viel öffentliches Geld ausgegeben, also sollen die Leute auch ein Recht haben, das Gebäude außerhalb der Vorstellungen zu betreten.“
Ein weiteres Aushängeschild ist das 2008 fertiggestellte olympische Tennisstadion in Madrid am Rande des Manzanares-Parks. Die Dächer des Multifunktionsbaus können über den drei Arenen hinaufgeklappt werden, und die Fassaden bestehen aus einem luftdurchlässigen Metallgewebe, das den Außenraum des Parks und das Innere des Stadions verbinden soll.
Lichtspiele in Seoul
In Seoul entsteht gerade das EWHA Womans University Campus Center für 20.000 Studentinnen mit akademischen und kommerziellen Nutzungen. Perrault integriert auch hier die umgebende Landschaft in die Architektur, indem er das sechsgeschoßige Universitätsgebäude quasi in die Erde „vergräbt“.
Ebenfalls in Seoul entsteht ein völlig neuer Bürokomplex, zu dem Perrault den Büroturm „The Blade“ beisteuern wird. Der 300 Meter hohe Turm erinnert an ein Prisma und erscheint je nach Standort des Betrachters immer wieder anders und sorgt für faszinierende Lichtspiele. Das Gebäude ist mit Glas verkleidet, wodurch sich die angrenzenden Hochhäusern darin spiegeln. Nachts hingegen erscheint er dank des Kunstlichts wie ein Edelstein.

APA/EPA/Pascal Pavani
Perrault (r.) schaffte mit dem Bau der französischen Nationalbibliothek den Durchbruch (im Bild mit dem damalige Direktor der Bibliothek, Jean Favier)
Donau in Pläne einbezogen
Eines der schwierigsten Projekt entsteht aber in Wien. Die beiden 220 bzw. 160 Meter hohen Türme sollen nicht nur Platz für ein Hotel, Büros, Shops, Restaurants und Wohnungen bieten, sondern auch als öffentlicher Platz genutzt werden. Als Perrault 2002 im Auftrag des Bauherren WED den Masterplan für den Stadtteil zu konzipieren begann, habe er es „schon etwas merkwürdig gefunden, dass die Donau überhaupt nicht in die Pläne eingebunden war“.
Normalerweise beginne man am Fluss zu bauen und gehe ins Hinterland weiter, „hier war es umgekehrt“, so Perrault. Jedenfalls gehe es bei diesem Projekt „nicht um formale, sondern um strategische Ideen. Nicht die Höhe der Türme ist wichtig, sondern der Raum, den sie schaffen.“ Es ist nicht das erste Mal, dass der Stararchitekt in Österreich arbeitet. Er gestaltete in Innsbruck das Rathaus und ein Cafe, ein Bürogebäude sowie drei Supermarktbauten der Tiroler Kette M-Preis in Wattens und Zirl.
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