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2008 in den Schlagzeilen

Das „Horrorheim“ auf der britischen Kanalinsel Jersey hat 2008 für Schlagzeilen gesorgt. Seit Anfang der 60er Jahre sollen Heimmitarbeiter zahlreiche Kinder systematisch missbraucht und schwer misshandelt haben. Später kam immer wieder der Verdacht auf, dass auch Kinder ermordet und verbrannt worden seien. Dieser wurde zwar widerlegt, in Sachen Missbrauch gab es aber nicht viele Urteile.

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In die Schlagzeilen geriet das ehemalige Kinderheim „Haut de la Garenne“ vor allem, nachdem auf dem Gelände Knochenstücke und Milchzähne gefunden worden waren. Die Untersuchung wurde im großen Stil geführt.

Uralte Knochen

Doch dann stellte sich heraus: Die im Keller gefundenen Knochen stammten von Tieren oder seien mehrere hundert Jahre alt, sagte der neu eingesetzte Chefermittler, David Warcup. Außerdem gebe es keine Beweise für Folterräume im Keller des Gebäudes.

Gleichzeitig entschuldigte er sich für falsche Informationen seines Vorgängers Lenny Harper, der die mehr als vier Millionen Pfund (4,9 Millionen Euro) teuren Ermittlungen bis zu seinem Ruhestand geleitet hatte. Nach den Vorwürfen hatten die Behörden das ganze Heim und einen nahe gelegenen Bunker bis auf die Grundmauern unter die Lupe genommen.

Schwere Vorwürfe

Ein angeblicher Schädel entpuppte sich als Kokosnussschale aus viktorianischer Zeit. Die meisten anderen Knochen stammten von Tieren, ein paar Menschenknochen wurden auf eine Zeit datiert, in der es das Kinderheim noch gar nicht gab. Die angeblichen Folterkammern waren einfach Keller oder Hohlräume unter dem Fußboden, und eine Fußfessel war nichts weiter als ein rostiges Stück Metall, an dem nichts Verdächtiges gefunden werden konnte.

Im Laufe der Ermittlungen hatten sich rund 100 Zeugen gemeldet und von Vergewaltigungen und Misshandlungen seit Anfang der 60er Jahre berichtet. Sie erzählten von regelmäßigen Sex-und Saufgelagen der Heimangestellten, die Mädchen und Buben vergewaltigt, gefoltert, ausgepeitscht oder in kaltes Wasser getaucht haben sollen.

Wenige Verurteilungen

Die Gerichte fanden aber, dass etliche der Anschuldigungen für einen Prozess nicht reichen würden. Ein ehemaliger Insasse des Heims wurde wegen Sittlichkeitsvergehen zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Drei weitere ehemalige Angestellte des Heims wurden zu Haftstrafen von sechs Monaten und zwei Jahren verurteilt, wie der „Guardian“ im Vorjahr berichtete. Die Kinder in dem Heim hätten „Fürsorge, Liebe und Freundlichkeit“ verdient und stattdessen „sexuelle Schikane und Lieblosigkeit bekommen“, sagte ein Richter bei einem Urteilsspruch.

Im Zuge der Ermittlungen wurden drei weitere Sexualstraftäter auf Jersey gefasst, die mit den Vorgängen im Heim eigentlich nichts zu tun hatten, zwei von ihnen erhielten lange Haftstrafen wegen Vergewaltigung. Gegen 30 weitere verdächtige, die früher in dem Heim gearbeitet haben, konnte nicht mehr vorgegangen werden. Sie waren zum Zeitpunkt der Ermittlungen schon verstorben.

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