Lügenkonstrukt hielt lange stand
Die geplatzte Broadway-Premiere für das Wiener Erfolgsmusical „Rebecca“ entwickelt sich zum Kriminalfall. Die US-Bundespolizei FBI verhaftete am Montag auf Long Island den 46-jährigen Börsenmakler Mark C. Hotton. Ihm werden zwei schwere Fälle von Betrug vorgeworfen, auf die jeweils eine maximale Haftstrafe von 20 Jahren steht, berichtete die „New York Times“.
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Er soll die beiden Produzenten - und Partner der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) - mit erfundenen Geldgebern, Unternehmen und sogar einem erfundenen Todesfall getäuscht haben, so der Vorwurf der Ermittler. „Rebecca“ galt mit 9,28 Mio. Euro als eine der teuersten Broadway-Produktionen des Jahres.
Ungewöhnlich hohe Provision
Demnach sollen die beiden Produzenten Ben Sprecher und Louise Forlenza im Februar auf der Suche nach Investoren mit Hotton ein Abkommen unterzeichnet haben, das ihm unter anderem eine Erfolgsprämie von acht Prozent auf eingehobene Beträge über 250.000 Dollar sichert. Diese einstmals üblichen Prämien fänden sich heute am Broadway nur noch selten und würden als Zeichen für die Verzweiflung von Produzenten gewertet, die dringend Geld benötigten, schreibt die „New York Times“.

AP/Stephan Tirerenberg
Uwe Kröger als Maxim de Winter bei der Wien-Aufführung mit den Darstellerinnen Susan Rigvava-Dumas (l.) (Mrs. Danvers) und Wietske van Tongeren („Ich“)
Investor „stirbt“ überraschend an Malaria
In der Folge habe Hotton Geldgeber erfunden - und dann auch wieder sterben lassen, so einen ominösen australisch-südafrikanischen Investor namens Paul Abrams, den er überraschend an Malaria dahinscheiden ließ. Hotton, der auf nicht schuldig plädiert und gegen den in weiteren Betrugsfällen ermittelt wird, habe für seine Scheinleistungen 60.000 Dollar kassiert, hieß es - unter anderem gut 18.000 Dollar für eine angebliche Afrikasafari des erfundenen Abrams.
Bis 2008 in Wien gezeigt
Das Musical „Rebecca“ nach dem gleichnamigen Roman von Daphne du Maurier feierte 2006 im Raimund Theater in Wien Premiere und wurde dort bis Ende 2008 aufgeführt. Ende 2011 zoge es nach Deutschland weiter.
Die Premiere war mit Hinweis auf ein „schwieriges Investorenklima“ um ein Jahr verschoben worden. Die „NYT“ hatte sich Ende September bereits darüber gewundert, dass die Produzenten Abrams nie persönlich getroffen hatten. Bei den Vereinigten Bühnen Wien hatte man sich zu dieser Zeit noch zuversichtlich gezeigt, dass die Produktion gezeigt würde. „Broadway-Business war immer schon geheimnisvoll“, schrieb die „NYT“, „aber nichts war in letzter Zeit so verblüffend wie das Zwölf-Millionen-Dollar-Musical ‚Rebecca‘.“

AP/Elizabeth Williams
Zeichnung von Hotton (zweiter von links) bei seiner Einvernahme vor Gericht am Montag
„Betrugsgebäude wie im Film“
„Mark Hotton hatten ein Betrugsgebäude aufgestellt - das ist wie im Film“, sagte Staatsanwalt Preet Bharara nun. „Für eine gelungene Bühnendarstellung bekommt man einen Tony Award, für den gelungenen Betrug von Broadway-Geldgebern eine Haftstrafe“, so Mary E. Galligan vom FBI lakonisch gegenüber der „New York Times“.
Keine Neuigkeiten gibt es unterdes von den Vereinigten Bühnen Wien, die in die New Yorker Produktion selbst 380.000 Euro investiert hatten. Man bemühe sich weiterhin, das Geld zurückzubekommen, allerdings könne man derzeit noch nichts Weiteres sagen, hieß es dort auf APA-Anfrage. Die VBW waren bei dem Musical im Gegensatz zu „Tanz der Vampire“, das 2003 am Broadway floppte, nach eigenen Angaben in Entscheidungen bei Regie, Casting und Ausstattung auch künstlerisch „komplett eingebunden“.
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