Internationaler Protest angekündigt
Der syrische Verkehrsminister Mahmud Said hat der Türkei „Luftpiraterie“ vorgeworfen. Das Abfangen eines syrischen Airbus durch die türkische Luftwaffe am Mittwochabend verletze internationale Verträge über die zivile Luftfahrt, zitierte der libanesische Sender al-Manar am Donnerstag den Minister. Was die türkischen Behörden im Frachtraum des Airbus A320 gefunden haben, blieb zunächst unklar.
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Die staatliche syrische Fluggesellschaft Syrian Air warf der Türkei eine „Aggression“ gegen die Crew des zur Landung gezwungenen Flugzeugs vor. Die Besatzung sei „angegriffen“ worden, nachdem sie sich geweigert habe, ein Papier zu unterzeichnen, wonach das Flugzeug eine Notlandung gemacht habe, sagte Syrian-Air-Chefin Ghaida Abdel Latif am Donnerstag in einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Syriens Hauptstadt Damaskus.
„Zivile Pakete mit elektrischen Geräten“
Türkische Militärjets hätten den Airbus zur Landung gezwungen, ohne den Piloten vorzuwarnen, so Abdel Latif. Die Kampfflugzeuge seien der Passagiermaschine so nahe gekommen, dass ein Unfall hätte geschehen können. Die türkische Aktion sei unmenschlich gewesen, sagte die Fluglinienchefin und kündigte eine Beschwerde bei internationalen Luftfahrtbehörden an. Die türkischen Angaben über Waffenschmuggel dementierte sie.
Das Flugzeug habe keine illegale Fracht transportiert, so Abdel Latif. „Bei der Inspektion des Flugzeugs wurde klar, dass es (...) zivile Pakete mit elektrischen Geräten gab, deren Transport erlaubt war und die registriert waren“, sagte sie vor Journalisten. Möglicherweise könnte sie - wie auch Moskau - formalistisch betrachtet die Wahrheit sagen: Die Fracht enthielt demnach Steuerungselemente, die zur Waffensteuerungstechnik benötigt werden, aber auch auf andere Weise verbaut werden können.
Syrisches Außenministerium will Fracht zurück
Das syrische Außenministerium sprach von einem „feindlichen Akt“. Gleichzeitig forderte die syrische Regierung die türkischen Behörden auf, die beschlagnahmte Ladung „vollständig und unbeschädigt“ zu übergeben. Das Ministerium betonte, es seien „keine Waffen oder sonstigen verbotenen Waren“ an Bord gewesen. Konkrete Angaben dazu, was sich im Frachtraum der Maschine befand, wurden nicht gemacht.
Türkische Jets umfliegen Syrien
Das Verhältnis zwischen der Türkei und Syrien wird damit noch angespannter. Nach dem Vorfall meiden türkische Passagierflugzeuge den syrischen Luftraum komplett. Das sagte der stellvertretende türkische Ministerpräsident Bekir Bozdag nach Angaben der türkischen Tageszeitung „Yeni Safak“ vom Donnerstag. So würden Passagierflugzeuge, die Pilger in das saudi-arabische Mekka transportierten, den syrischen Luftraum umfliegen.
Vizepremier Bozdag unterstrich noch einmal die Haltung seiner Regierung, dass die Türkei den Transport nicht ziviler Güter weder über Land noch auf dem See- oder Luftweg toleriere. Die größte türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines nutzt laut ihrem Chef Hamdi Topcu den syrischen Luftraum seit vier Tagen nicht mehr. „Solange es keine andere Möglichkeit gibt, werden wir den syrischen Luftraum meiden“, sagte Topcu am Donnerstag der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.
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