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Bericht über Streit mit Russen an Bord

Russland hat die Türkei zu einer Erklärung über die erzwungene Landung eines syrischen Airbus aufgefordert, der auf dem Weg von Moskau nach Damaskus am späten Mittwochabend von der türkischen Luftwaffe abgefangen worden war. Zugleich sagte Präsident Wladimir Putin eine für Montag geplante Türkei-Reise ab. Vorwürfe des Waffenschmuggels weist Russland zurück.

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Als offiziellen Grund für Putins Absage nannte sein Sprecher Dimitri Peskow am Donnerstag Terminschwierigkeiten. Die Zeitung „Wedomosti“ zitierte indes einen Kreml-Beamten mit den Worten, Putin wolle sich in dem eskalierenden Konflikt zwischen Damaskus und Ankara nicht auf eine Seite stellen. Auch das dürfte nur die halbe Wahrheit sein, denn Russlands Zorn wegen der aufgedeckten Lieferung an das Regime von Baschar al-Assad ist offensichtlich.

Angeblich in Diplomatengepäck versteckt

Die türkische Luftwaffe hatte den syrischen Airbus A320 mit zwei F-16-Jets zur Landung in Ankara gezwungen. Laut der türkischen Regierung wurde „nicht zivile“ Fracht beschlagnahmt, die nach internationalen Regeln hätte gemeldet werden müssen. Laut Medienangaben könnte es sich dabei um Raketenteile handeln. Die Maschine mit 35 Passagieren an Bord, darunter mehrere mit russischen Diplomatenpässen, konnte am Donnerstagvormittag ihren Flug nach Damaskus fortsetzen.

Angeblich wurden 300 Kilo der brisanten Fracht beschlagnahmt. Die Zeitung „Hürriyet“ berichtet von turbulenten Szenen: Demnach gab es Streit zwischen türkischen Beamten und den Russen. Diese sollen gegen die Öffnung von Behältern protestiert haben, die als diplomatisches Gepäck deklariert und versiegelt waren. Die beschlagnahmten Güter seien in separaten Paketen innerhalb dieser Behälter gefunden worden.

Moskau sieht lebensgefährliche „Notsituation“

Während die türkische Regierung offenbar gezielt Informationen an Medien spielte, verweigerte sie vorerst eine offizielle Stellungnahme. Die russischen Äußerungen wollte die Türkei nicht berücksichtigen. Es liege keine „offizielle Anfrage“ bezüglich des Abfangmanövers vor, betonte das türkische Außenministerium. Minister Ahmet Davutoglu hatte zuvor gesagt, man kontrolliere „Waffenlieferungen an ein Regime, das solch brutale Massaker an der Zivilbevölkerung verübt“.

Moskau umgekehrt dramatisierte den Vorfall als „Notsituation“, die „das Leben und die Sicherheit der Passagiere gefährdet hat, unter denen 17 russische Bürger waren“. Waffenschmuggel habe man nicht nötig, erklärte die russische Rüstungsexportbehörde: Russland habe seine Militärkooperation mit Syrien nicht eingestellt. Wenn Russland Militärausrüstung oder Waffen an Syrien hätte liefern wollen, wäre das „gemäß den Regeln und nicht auf illegalem Wege“ geschehen.

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