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„IKA ist jedes Mal Trendsetter“

Heimische Äpfel statt Erdbeeren aus China: So lautet eine der Forderungen, die angesichts von Massenerkrankungen an deutschen Schulen wegen des Essens heuer laut wurden. Geht es nach den Vorsätzen der Kochbranche, entspricht das durchaus den Zeichen der Zeit - denn auch beim wohl traditionsreichsten Treffen internationaler Kochprofis wurde heuer auf „regional und schlicht“ gesetzt.

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Ganz nach diesem Motto setzte bei der auch als Olympiade der Köche bekannten Internationalen Kochkunstausstellung (IKA)in Erfurt etwa das Gastgeberland mit Zander, Lachsforelle, Rind, Karotten und Steckrüben auf Bodenständiges. Aus Sicht des Präsidenten des deutschen Kochverbandes (VKD), Robert Oppeneder, liege man mit ausgesuchten regionalen Produkten, „aus denen 100 Prozent Geschmack herausgeholt wird“, ganz im internationalen Trend.

Köche bei der Kochkunstaustellung in Erfurt

AP/Jens Meyer

Seit 1900 werden auf der IKA internationale Küchentrends gesetzt

Vorbild Skandinavien

Auf den Speisekarten dürften Oppeneder zufolge künftig auch wieder verstärkt schlichte, nicht gekünstelte Menüs zu finden sein. Als große Vorbilder gelten neben den Dänen und dem diesjährigen Gewinner Schweden auch die Norweger, die mit diesem Rezept bereits 2008 auf der IKA punkten und vor Deutschland die Nationenwertung gewinnen konnten. Eine skandinavische Dominanz findet sich auch mit Blick auf die prestigeträchtige Liste der weltbesten Restaurants: An der Spitze findet sich bereits zum dritten Mal in Folge das Noma (Kopenhagen).

Auch wenn Deutschland in diesem Jahr durchaus den Titel anpeilte, steht für Oppeneder außer Frage, dass es sich bei der IKA nicht nur um einen Wettbewerb handelt, bei dem jedes Land mit seinen Kochkünsten brillieren will: „Die IKA ist jedes Mal auch ein Trendsetter.“

Logistischer Großaufwand

In diesem Jahr beteiligten sich rund 1.600 Köche und Patissiers aus über 40 Nationen an dem Spitzentreffen, das im Jahr 1900 seine Premiere feierte. Erneut ging es um die Kochkrone in verschiedenen Kategorien - in Form von Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Als Königsklasse gilt der Auftritt der Nationalmannschaften mit ihren hohen weißen Kochmützen. Hier konnte sich Schweden mit in Kräutern gebackenem Rotwild und Kürbispüree sowie einem Dessert mit Mandelkuchen und Himbeersorbet vor Norwegen und Deutschland durchsetzen. Österreich konnte mit einer Goldemedaille in einem der Jugendbewerbe die Jury überzeugen.

Die Teams, darunter neben National- unter anderem auch Jugend-, Regional- und Militärmannschaften, stellten die Kochverbände der verschiedenen Länder zusammen. Manche trainierten bis zu zwei Jahre zusammen und kochten bei den Wettbewerben dann mit den großteils aus ihren Heimatländern eingeflogenen Zutaten.

Die Produkte waren den Teams so wichtig, dass viele weder Kosten noch Mühen scheuen, um spezielle Fisch- und Fleischsorten oder exotische Gewürze nach Erfurt zu bringen. „Jeder will wissen: Ist das wirklich mein Lachs und die Kartoffelsorte, die ich in langwierigen Tests ausgewählt habe?“, berichtete IKA-Sprecherin Deborah Schumann.

110 Dreigangmenüs als Vorlage

Gekocht wurde in offenen Küchen, an deren Glasscheiben sich nicht nur die Juroren, sondern auch Schaulustige ein Bild vom hektischen Küchenalltag machen konnten. Jeweils 110 Dreigangmenüs mussten etwa die Nationalmannschaften zubereiten und möglichst originell, kunstvoll und heiß auf den Tellern drapieren. Serviert wurde das Essen Gästen an großen runden Tischen - manche Gourmets reisten dafür extra nach Erfurt und wählen gezielt ihre Länderfavoriten aus.

Besucher bei der Kochkunstaustellung in Erfurt

APA/EPA/DPA/Michael Reichel

Hektisches Treiben vor den neugierigen Blicken der IKA-Besucher

Ehrenpreis für Paul Bocuse

Für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde anlässlich der Kocholympiade der „Jahrhundertkoch aus Lyon“, Paul Bocuse. Kochen sei für ihn „Berufung und Lebenselixier zugleich“, so VKD-Chef Oppeneder. Aus diesem Grund „war es schnell beschlossene Sache“, dem mittlerweile 86-jährigen Meister der Kochkunst den Life Chief Award 2012 zuzusprechen. Die höchste Auszeichnung, die der VKD an Kollegen vergibt, wird nur alle vier Jahre im Rahmen der IKA verliehen. 2008 ging der Glaspokal erstmals an den VKD-Ehrenpräsidenten Joseph König.

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