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Geheimagent für russische Regierung?

Mit Spionagevorwürfen in den USA ist nicht nur China konfrontiert. Erst Anfang Oktober wurde die US-Justiz auf mehrere Geschäftsleute wegen des Verdachts auf illegale Ausfuhr von Waffentechnologie nach Russland aufmerksam. Laut der Bundesstaatsanwaltschaft in New York hätten elf Angeklagte seit 2008 Mikroelektronik für die russische Rüstungsindustrie ausgeführt.

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Geschäftspartnern in den USA sollen sie vorgetäuscht haben, die Produkte für zivile Zwecke zu verwenden. Die exportierte Technik sei wegen ihrer möglichen militärischen Verwendung einer „strikten“ Ausfuhrkontrolle durch die US-Regierung unterlegen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Mikroelektronik kommt unter anderem in Radar- und Waffensystemen sowie bei Zündmechanismen und Lenkraketen zum Einsatz.

Mikroelektronik für Verkehrsampeln

Dreh- und Angelpunkt der Waffengeschäfte war den Angaben zufolge eine in Texas ansässige Firma namens Arc Electronics. Das Unternehmen gehört dem Hauptangeklagten Alexander Fishenko, einem aus Russland stammenden US-Bürger. Gegenüber den US-Zulieferfirmen soll Arc Electronics erklärt haben, die Mikroelektronik für den Bau von Verkehrsampeln zu benötigen. Laut US-Behörden wird Fishenko verdächtigt, als nicht registrierter Geheimagent für die russische Regierung gearbeitet zu haben.

Arc Electronics und seine russische Partnerfirma Apex sind ebenfalls angeklagt. Den beiden Unternehmen drohen hohe Geldbußen. Die elf Verdächtigen könnten bei einer Verurteilung langjährige Haftstrafen erhalten. Allerdings konnten drei mutmaßliche Spione nach Russland flüchten, acht wurden festgenommen.

Moskau besorgt

Das russische Außenministerium zeigte sich besorgt über das Vorgehen der US-Behörden. Es handle sich aber nicht um geheimdienstliche Vorwürfe, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow: „Die Anklage bezieht sich auf ein Verbrechen und hat nichts mit der Arbeit der Geheimdienste zu tun.“ Es habe sich ein russischer Diplomat mit einem Verdächtigen getroffen, um über die Situation zu sprechen. 2010 waren in einem spektakulären Deal zehn russische Agenten, darunter die als „Agentin 90-60-90“ bekanntgewordene Anna Chapman, gegen vier mutmaßliche US-Spione ausgetauscht worden.

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