Vergnügung unerwünscht
Bis 1930 war Kuba das wichtigste Touristenland der Region, der Großteil der Besucher kam aus den USA. Die kubanische Revolution und das Embargo der USA beendeten vor 50 Jahren den bis dahin florierenden Tourismus der größten Karibikinsel. Wer den Inselstaat erkunden wollte, musste über Drittländer wie Mexiko einreisen. Die erste Annäherung der beiden Länder seit Jahrzehnten scheint jetzt an US-Hardlinern zu scheitern.
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In den ersten Jahren nach der Revolution wurde der Tourismus in Kuba im Zuge der Verstaatlichungen und Enteignungen fast völlig eliminiert. Die Branche blieb lange Zeit unter Staatsmonopol. Individualreisen wurden toleriert, der Großteil der Urlauber aber in eigenen Ressorts abgeschottet.
Die immer schwierige Wirtschaftslage des Landes bewegte die Staatsführung zu einer Öffnung in kleinen Schritten. Vor allem nach dem Zusammenbruch der unterstützenden Sowjetunion wurde der Wirtschaftszweig wiederbelebt, um Devisen zu erhalten und damit Importe finanzieren zu können.
Austausch „von Mensch zu Mensch“
Heute ist der Tourismus zwar Kubas wichtigste Einnahmequelle, für die Einwohner der nur 140 Kilometer entfernten USA war es bis vor einem Jahr aber weiterhin unmöglich, das Land auf direktem Weg zu besuchen.

APA/ORF.at
Von Miami nach Havanna wäre es nur ein Katzensprung
Anfang 2011 hatte die US-Administration unter Präsident Barack Obama schließlich die Reisebestimmungen für das kommunistisch geführte Kuba gelockert, um einen Austausch „von Mensch zu Mensch“ zu ermöglichen und den „freien Informationsfluss“ zu verbessern. Etwa 35 US-Veranstalter erhielten daraufhin Lizenzen zur Organisation von Kuba-Reisen für eine begrenzte Zahl an Urlaubern. Individualreisen waren weiterhin nicht möglich.
„Strandurlaub gibt’s nicht“
Den Richtlinien entsprechend waren die Reisen als Bildungs- und Entdeckungsurlaub angelegt, auf dem Programm standen gemeinsame Besuche in Krankenhäusern, Tabakplantagen und in der Altstadt von Havanna. Gerade die typischen Kuba-Aktivitäten wie Salsa-Tanzen und Badetage sollten nicht stattfinden. „Strandurlaub gibt’s nicht“, erklärten die Reiseleiter schon damals ganz offiziell ihren Teilnehmern.
100 Seiten Dokumentation
Die vorsichtige Annäherung war in den USA von Beginn an umstritten. Neben den Republikanern lehnen auch viele Exil-Kubaner die Auflockerung der Reisebestimmungen ab. Im US-Kongress bemühte sich seit ihrer Einführung eine Gruppe von Abgeordneten, die Regelungen wieder rückgängig zu machen. Die Kritiker werfen dem Programm vor, nur ein Deckmantel für normalen Tourismus jener US-Bürger zu sein, die mit dem kubanischen Regime sympathisieren.
Als im Mai die Verlängerung der Lizenzen für die Reiseunternehmer anstand, hatte der Druck der Kritiker Wirkung gezeigt: Die Lizenzbedingungen wurden so weit verschärft, dass viele Veranstalter sich außer Stande sehen, sie zeitgerecht zu erfüllen. Statt wie bisher zehn füllten die notwendigen Unterlagen jetzt über 100 Seiten.
Kein freies Spazierengehen
Renommierte Bildungseinrichtungen vom Smithsonian-Institut über die National Geographic Society bis zur Stanford-Universität beklagten, dass jede Minute des Programms dokumentiert werden muss und der dadurch entstandene Papierkrieg kaum noch zu bewältigen sei. Kurz vor Saisonbeginn standen damit zahlreiche Lizenzen und mit ihnen die Arbeitsplätze bei den Veranstaltern auf dem Spiel.
Im US-Finanzministerium, das die Lizenzen kontrolliert, bestätigte man, dass die Bedingungen verschärft wurden. Es gäbe Bedenken, dass manche der bisherigen Reiseaktivitäten nicht den Bedingungen entsprochen hätten. Als Beispiele unerwünschter Tätigkeiten führte ein Sprecher des Ministeriums etwa das freie Spazierengehen durch Havannas Altstadt oder den Besuch eines Bauernmarktes an.
Langer Weg zum Strand
160 Lizenzen wurden nach einem Aufschrei der Veranstalter schließlich durchgewinkt, einige davon erst Ende September.
Der Präsident von Friendly Travel, Peggy Goldman, hofft, dass das Austauschprogramm noch lange genug lebt: „Ich hoffe, das Programm wird noch so lange fortgesetzt, bis das Embargo schließlich beendet ist. Dann können die Menschen nach Kuba fahren und sich an den Strand legen.“
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