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„Menschen wollen in EU und NATO“

Als reichster Mann Georgiens mit einem Milliardenvermögen hat sich Bidsina Iwanischwili lange Zeit mit diskreten Wohltaten in dem Südkaukasusstaat einen Namen gemacht. Doch nun hat der 56-Jährige den wegen seines Führungsstils umstrittenen Präsidenten Michail Saakaschwili in den Schatten gestellt.

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Nach der Parlamentswahl musste Saakaschwili seine Niederlage einräumen. Seine Partei gehe in die Opposition, sagte der Staatschef bei einer Fernsehansprache. „Es ist klar, dass der Georgische Traum (Oppositionsbündnis, Anm.) eine Mehrheit gewonnen hat.“

Spektakuläre Auktionskäufe

Es ist etwa ein Jahr her, dass der auch in der Kunstwelt wegen seiner spektakulären Auktionskäufe bekannte Multimilliardär Iwanischwili seinen Wechsel in die Politik bekanntgab. Georgischer Traum hat er die Bewegung genannt - nach dem Namen der Band seines Sohnes Bera, der ein bekannter Rapper in Georgien ist.

Iwanischwili, der in Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion mit Metallhandel und Immobiliengeschäften reich wurde, beteuert, dass er Georgiens prowestlichen Kurs beibehalten wolle. Saakaschwilis Anhänger sehen Iwanischwili dagegen als Handlanger der Regierung in Moskau - ein Vorwurf, den der 56-Jährige zurückweist.

Saakaschwili: Russisches Projekt

„Die Menschen hier wollen in die EU und in die NATO. Das ist auch mein Ziel“, sagt der 56-Jährige. Gleichwohl wirft ihm sein Widersacher Saakaschwili vor, die Politbestrebungen des Oligarchen seien ein „russisches Projekt“, um Georgien mit Mafiamethoden wieder in die Zeiten einer Sowjetdiktatur zu stürzen. Iwanischwili hat sich wohl auch wegen dieses verbreiteten Verdachts von seinen russischen Reichtümern und der Staatsbürgerschaft des mächtigen Nachbarn getrennt.

Dass ihm seine Heimat aber nach seiner politischen Offensive die georgische Staatsbürgerschaft - 2010 nahm er die französische Staatsangehörigkeit an - entzog und ihn mit Millionenstrafen belegte, weil er angeblich versucht haben soll, Wähler zu kaufen, trifft ihn tief. „Die Tage von Saakaschwili sind gezählt“, betonte Iwanischwili bereits im Vorfeld der Wahl. Er wolle er das Recht in Georgien wieder herstellen.

Mehr Macht für den Premier

Nach dem Sieg seiner im April gegründeten Partei Georgischer Traum bei der Parlamentswahl will er das Land am Schwarzen Meer als Regierungschef führen. Das Amt ist wegen einer Verfassungsänderung künftig mit deutlich größerer Machtfülle ausgestattet als das des Präsidenten. Iwanischwili werden Ambitionen nachgesagt, 2013 den amtierenden Präsidenten Saakaschwili abzulösen.

Auf 84 Seiten legt das Programm der Bewegung Georgischer Traum bis ins Detail den Weg in Georgiens Zukunft fest. Iwanischwili verspricht einen neuen Kampf gegen die Armut und Arbeitslosigkeit, eine Stärkung des Mittelstandes und der Agrarwirtschaft in dem für seine Weinkultur und seinen Obstreichtum bekannten Land.

„Ich liebe Yoga“

Auch optisch ist der schlanke Iwanischwili ein Gegenstück zum klobigen Saakaschwili. Er achte auf seine Figur, treibe Sport und liebe Yoga, sagt der Vater von vier Kindern. Der am 18. Februar 1956 in einer Bauernfamilie geborene Iwanischwili wird in seinem Heimatort Tschorweli im Westen Georgiens bisweilen wie ein Heiliger verehrt.

Dort schwärmen die Menschen, dass er ihnen zum Beispiel die Krankenversicherung zahle und Kinder mit Schuluniformen und Computern ausstatte. Von diesem Wohlstand träumen inzwischen landesweit auch viele Wähler in Georgien.

Glaspalast in Tiflis

Er wolle die Gewalt gegen die Menschen in seiner Heimat beenden, sagte Iwanischwili vor der Wahl in seinem Glaspalast in Tiflis. Von hier oben - und für alle Georgier sichtbar - schaut er nicht nur auf den neuen Palast, den sich Saakaschwili hat bauen lassen. Iwanischwilis von dem japanischen Architekten Shin Takamatsu entworfenes Anwesen überragt auch das Patriarchat von Ilia II. Die einflussreiche georgisch-orthodoxe Kirche hat dem Oligarchen viele Spenden zu verdanken.

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