Hunderte Bäume für Transport gefällt
Mit der letzten Mission der „Endeavour“ ist die Geschichte der US-Spaceshuttles eigentlich schon seit Juni zu Ende. Allerdings schließen die USA dieses Kapitel Weltraumgeschichte nicht ohne entsprechenden Abschied. Nach einer Tournee quer durch das Land soll die Raumfähre - zum allerletzten Mal - am Freitag in Los Angeles landen. Die letzte Etappe mit einigem logistischen Aufwand führt ins Museum.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Start der letzen Reise des 1991 gebauten Shuttles (Erstflug 1992) war am Mittwoch der Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida), von wo aus die „Endeavour“ (NASA-Code OV-105) im Huckepackflug auf dem Rücken des „Shuttle Carrier Aircraft“ (SCA), einer umgebauten Boeing 747, abhob. Wenige Stunden später landete das Duo in Houston (Texas).
Von dort aus führte die weitere Flugstrecke via El Paso (Texas) - für einen Tankstopp - zum Dryden Flight Research Center auf der Luftwaffenbasis in Edwards (Kalifornien) , wo die „Endeavour“ rund acht Stunden nach dem Start bei strahlendem Sonnenschein sicher landete. Dort war sie vor mehr als 20 Jahren zusammengebaut worden. Edwards ist der letzte Ausgangspunkt für die dritte und letzte Etappe zum Flughafen in Los Angeles.

Reuters/NASA/Sheir Locke
Transport auf dem Rücken des „Shuttle Carrier Aircraft“, einer Boeing 747
Abschied im Tiefflug
Entlang der Strecke hatte die NASA gemeinsam mit der US-Luftfahrtbehörde FAA Überflüge in einer Höhe von nicht einmal 500 Meter Höhe geplant, um den Amerikanern die Möglichkeit zu geben, den Shuttle noch einmal möglichst aus der Nähe in der Luft zu sehen. Der Start der „Tournee“ via New Orleans (Louisiana), Houston, San Francisco und Sacramento (Kalifornien) war wegen schlechten Wetters extra zweimal um einen Tag verschoben worden. Der letzte Rundflug ist für Freitagfrüh (Ortszeit) im Raum Los Angeles angesetzt.

AP/David J. Phillip
Abschied im Kennedy Space Center in Florida
Vom Flughafen Los Angeles aus geht es für die „Endeavour“ anschließend in das California Science Center im Exposition Park. Dort soll der Shuttle ab Oktober für die Öffentlichkeit zu sehen sein. Die „neue Mission“ sei es, „künftige Entdecker zu inspirieren“, so die NASA. Der Transport dorthin erfordert allerdings einiges an technischem und logistischem Aufwand. Mit einer Spannweite von 26 Metern und dem rund 20 Meter hohen Heck passt die Raumfähre unter keiner Autobahnbrücke durch. Dazu kommt ein Gewicht von rund 77 Tonnen.
Der Shuttle wird deshalb als Schwertransport mit einem Spezial-Lkw über „Schleichwege“ befördert. Die rund 20 Kilometer lange Route wurde von Experten wochenlang vorbereitet. Auch mehrere hundert Bäume mussten dran glauben - sie wurden gefällt, um Platz für den Transport zu schaffen. Das sorgte auch für einige Kritik, weshalb das California Space Center versprach, mindestens doppelt so viele Bäume zu pflanzen, wie gefällt werden mussten.
Letzte Weltraummission im Juni
Die „Endeavour“ (deutsch etwa „Unternehmen“, „Bemühen“) ist das jüngste der fünf Spaceshuttles, die für Weltraumflüge eingesetzt wurden. Sie war der Ersatz für die verunglückte „Challenger“, die kurz nach dem Start am 28. Jänner 1986 in Brand geraten war. Der Erstflug der „Endeavour“ (STS-49) erfolgte am 7. Mai 1992, 24 weitere Missionen ins All folgten. 1993 führte ein Flug (STS-61) für Wartungsarbeiten zum Weltraumteleskop „Hubble“, mehrere Flüge führten zur Internationalen Raumstation (ISS).

AP/David J. Phillip
20 Dienstjahre und 200 Millionen Flugkilometer haben Spuren hinterlassen
Der letzte Start des Shuttles erfolgte am 16. Mai, die letzte Landung nach einem Raumflug am 1. Juni in Florida. Die „Endeavour“ hatte insgesamt 25 Reisen von zusammen 299 Tagen unternommen. Sie umrundete 4.671-mal die Erde und legte dabei rund 200 Millionen Kilometer zurück.
Shuttles als Museumsstücke
Nach dem Ende des Shuttle-Programms stehen bereits die Raumfähren „Enterprise“ (ein nicht weltraumtauglicher Prototyp wie auch die „Pathfinder“, Anm.) in New York und die „Discovery“ (Erstflug 1984 und 39 Missionen) in Washington im Museum. Die „Atlantis“ (Erstflug 1985 und 33 Missionen) bleibt in Cape Canaveral und wird künftig im Besucherzentrum des Kennedy Space Center ausgestellt.
Der erste raumtaugliche Shuttle, die „Columbia“ (Erstflug 1981 und 28 Missionen), war 2003 nach einem Defekt am Hitzeschutzschild beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinandergebrochen. Wie beim Unglück der „Challenger“ starben alle sieben Besatzungsmitglieder. Alle raumtauglichen Shuttles mit Ausnahme der „Enterprise“ wurden nach historischen Entdeckerschiffen benannt. Bei der „Endeavour“ war es ein Schiff des legendären britischen Seefahrers James Cook.
Links: