„Löscht japanische Hunde aus“
Am Jahrestag der Besetzung der Mandschurei durch Japan haben sich die antijapanischen Proteste in China im Zuge des aktuellen Inselstreits ausgeweitet. Zehntausende Chinesen gingen am Dienstag landesweit auf die Straßen und riefen japanfeindliche Parolen.
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China schickte nach japanischen Angaben unterdessen zahlreiche Patrouillenboote zu der umstrittenen Inselgruppe - und drohte zudem mit „weiteren Maßnahmen“. In Peking demonstrierten mehrere tausend Menschen vor der japanischen Botschaft, die von chinesischen Polizisten abgeschirmt wurde. Einige Demonstranten warfen Eier und Plastikflaschen.
Streit nach japanischem Inselkauf
Hintergrund für den Streit ist die unbewohnte Inselgruppe Senkaku (Diaoyu) im Ostchinesischen Meer, die von beiden Ländern beansprucht wird. Der Konflikt war aufgeflammt, als Japan drei der Inseln von einer Familie gekauft und verstaatlicht hatte.
„Raus aus Diaoyu“ war auf Schildern mit Blick auf die Inselgruppe zu lesen. In Japan sind die Inseln unter dem Namen Senkaku bekannt. Am Eingang der Botschaft gab es Rangeleien mit der Polizei.
Vor dem japanischen Konsulat in Schanghai versammelten sich mehr als 3.000 Demonstranten. Einige sagten, die Behörden hätten ihre Anfahrt in Reisebussen organisiert. In Shenzhen kamen laut Polizei 4.000 Menschen zusammen. Auch in Taiwans Hauptstadt Taipeh gab es Demonstrationen.
Angst vor direkter Konfrontation
„Löscht alle japanischen Hunde aus“, war auf einem Plakat zu lesen, das Demonstranten vor der japanischen Botschaft in Peking in die Höhe hielten. Nach Angaben des Außenministeriums gingen mehrere Fensterscheiben in dem Botschaftsgebäude zu Bruch. Japans Ministerpräsident Yoshihiko Noda forderte Peking abermals dazu auf, die japanischen Bürger in China zu schützen. „Heute ist unser Tag der Schande“, rief ein Demonstrant mit Blick auf den Gedenktag.

Reuters/David Gray
Sicherheitskräfte riegeln in Peking die japanische Botschaft ab
Bereits der kurze Aufenthalt zweier Japaner auf einer der umstrittenen Inseln am Dienstag ließ die Furcht vor einer direkten Konfrontation der Nachbarländer in den von beiden Staaten kontrollierten Gewässern hochkochen.
Dem japanischen Sender NHK zufolge paddelten zwei Aktivisten in einem Schlauchboot zu der Inselgruppe und schwammen für kurze Zeit an Land. Mindestens drei chinesische Patrouillenboote seien daraufhin in von Japan beanspruchte Gewässer in der Nähe der Inseln vorgedrungen, teilte die japanische Küstenwache mit. Bis zum späten Abend hätten sie aber das Gebiet wieder verlassen.
USA und EU um Deeskalation bemüht
US-Verteidigungsminister Leon Panetta rief bei einem Besuch in China zur Ruhe und Zurückhaltung auf. Die Regierung in Washington hatte betont, dass die USA in dem Territorialstreit keine Partei ergreifen würden. Auch China sei an einer friedlichen Lösung interessiert, sagte der chinesische Verteidigungsminister, Liang Guanglie, nach einem Treffen mit Panetta.
Auch die Europäische Union will auf China mäßigend einwirken. Ein ranghoher EU-Diplomat sagte am Mittwoch vor einem EU-China-Gipfel in Brüssel, die Botschaft der EU-Spitzen werde sein, dass beide Konfliktparteien die Lage beruhigen und nach diplomatischen Lösungen im Einklang mit dem Völkerrecht suchen sollten. Der Gipfel steht auch im Zeichen einer Reihe von Handelskonflikten zwischen der EU und China.
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