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Tote bei Anschlag in Kabul

In Ägypten hat ein salafistischer Imam eine Fatwa zur Tötung aller Beteiligten an dem in den USA produzierten Anti-Islam-Film erlassen.

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Wie das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte, rief Ahmed Fuad Ashush die „jungen Muslime in den USA und in Europa“ in seinem religiösen Gutachten auf, die Macher und Schauspieler des Films sowie alle, die zu seiner Verbreitung beitrugen, wegen Verunglimpfung des Propheten Mohammed umzubringen. Die Fatwa wurde SITE zufolge auf mehreren dschihadistischen Foren im Internet veröffentlicht.

Zahlreiche Ausländer unter Opfern

Bei den weltumspannenden Protesten gegen den Film „Die Unschuld der Muslime“ - betroffen sind mittlerweile rund 20 Länder - wurden mittlerweile mehr als 30 Menschen getötet. Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Kleinbus in Kabul gab es am Dienstag nach Angaben der Sicherheitsbehörden mindestens zwölf Tote, neun Ausländer und drei Afghanen. Das Attentat ereignete sich auf der achtspurigen Straße, die zum internationalen Flughafen von Kabul führt.

Opfer arbeiteten auf dem Flughafen

Eine islamistische Rebellengruppe übernahm die Verantwortung für den Anschlag. Ein Sicherheitsbeamter sagte, die Ausländer hätten auf dem Flughafen für eine Privatfirma gearbeitet. Der Kabuler Polizeichef Mohammed Ajub Salangi hatte zuvor von „zahlreichen Opfern“ gesprochen.

Den Sicherheitsbehörden zufolge gab es auch zwei verletzte afghanische Polizisten. Die NATO-geführte ISAF-Truppe bestätigte das Attentat. Es gebe aber keine Berichte, wonach ISAF-Soldaten unter den Opfern seien.

Frau soll Attentat verübt haben

Ein Sprecher der islamistischen Gruppe Hesb-i-Islami, Subair Sidiki, sagte in dem Telefonat mit AFP, eine Frau namens Fatima habe den Anschlag verübt. Die Tat sei aus Rache für den in den USA produzierten Anti-Islam-Film erfolgt. Von Frauen verübte Selbstmordanschläge sind in Afghanistan selten, noch seltener ist, dass Hesb-i-Islami die Verantwortung für ein Selbstmordattentat übernimmt. Hesb-i-Islami ist die zweitgrößte afghanische Rebellengruppe nach den Taliban.

Todesopfer in Pakistan

Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen am Montag im pakistanischen Bezirk Upper Dir wurden nach offiziellen Angaben ein Mensch getötet und zwei weitere Personen verletzt, als die Polizei mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vorging. In Peshawar protestierten bis zu 3.000 Studenten gegen den Film, verbrannten US-Flaggen und riefen anti-amerikanische Slogans.

Ein Mensch, der bei Protesten in der Nähe des US-Konsulats in Karachi am Sonntag verletzt worden war, erlag seinen Verletzungen. In Lahore hielt die Polizei rund 500 Demonstranten mit Tränengas davon ab, das dortige US-Konsulat zu stürmen.

Massenprotest der Hisbollah im Libanon

Im Libanon haben Hunderttausende Anhänger der Schiiten-Bewegung Hisbollah gegen das Schmähvideo protestiert. Während der Kundgebung in den südlichen Vororten von Beirut riefen sie am Montag: „Die Vereinigten Staaten sind der große Satan“ und „Israel ist der Feind des Islam“. Unangekündigt mischte sich auch Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah unter die Demonstranten.

Demonstration in Beirut

Reuters/Sharif Karim

Massenprotest in einem Vorort von Beirut

Seit dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah 2006 zeigt sich der Hisbollah-Chef aus Angst vor einem Attentat kaum noch in der Öffentlichkeit. Seine Ansprachen verbreitet er meist per Video. Zum letzten Mal trat er Ende 2011 öffentlich auf. Nasrallah sagte am Abend vor seinen Anhängern, das Video müsse aus dem Internet entfernt werden und dürfe nirgendwo in voller Länge gezeigt werden.

US-Botschafter in Libyen getötet

Der Film wurde offenbar von einem in den USA lebenden koptischen Christen aus Ägypten angefertigt. Bei einem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi wurden am 11. September der US-Botschafter und drei seiner Mitarbeiter getötet. Die libysche Regierung entließ deshalb inzwischen den für Ostlibyen zuständigen Vizeinnenminister, Wanis al-Scharef, und einen weiteren ranghohen Beamten.

„Tod für Amerika“-Rufe in Kabul

In Kabul gingen am Montag mehr als tausend Menschen auf die Straße, riefen „Tod für Amerika“, setzten Polizeifahrzeuge und Container in Brand und schossen auf Polizisten, wie Polizeichef Mohammed Ajub Salangi sagte. Bis zu 50 Beamte wurden leicht verletzt.

In Jakarta warfen Demonstranten Molotowcocktails. Die indonesische Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein und gab Warnschüsse ab. Ein Beamter wurde verletzt. Auch aus der philippinischen Hauptstadt Manila sowie aus dem Jemen wurden Proteste Tausender Muslime gegen die USA und zum Teil auch gegen Israel gemeldet.

USA ziehen Botschaftspersonal ab

Die Proteste gegen den Film, in dem der Prophet Mohammed als Kinderschänder, Schürzenjäger und Homosexueller verunglimpft wird, dauern seit gut einer Woche an. Sie richten sich vor allem gegen die USA, wo das 13-minütige Amateurvideo entstanden ist.

Moslemischer Demonstrant in Jakarta

Reuters/Beawiharta Beawiharta

Zu Ausschreitungen kam es auch vor der US-Botschaft in Jakarta

Deutschland und die USA zogen am Sonntag einen Teil ihrer Mitarbeiter aus ihren Vertretungen im Sudan ab, wo in der Hauptstadt Khartum nach den Freitagsgebeten ein Mob die Botschaften gestürmt hatte. Weiter geschlossen blieb am Montag unter anderem auch die Visaabteilung der US-Botschaft in Kairo. Vor dem Gebäude hatten vergangene Woche tagelang wütende Muslime randaliert.

Verschärfte Reisehinweise für Kairo

Angesichts der Proteste in der islamischen Welt gegen das Mohammed verächtlich machende Video hat Österreich die Reisehinweise für Ägypten verschärft. Für die ägyptische Hauptstadt wird vom Außenministerium etwa „dringend angeraten, für die Dauer dieser Proteste das Stadtzentrum von Kairo - inklusive des Ägyptischen Museums - zu meiden“.

Für einige Länder, die von heftigen Protesten betroffen sind, gab es bereits zuvor Reisewarnungen. Vor Reisen nach Afghanistan und Libyen, wo nach dem Sturm auf die US-Vertretung in Bengasi der US-Botschafter und mehrere Botschaftsmitarbeiter getötet wurden, wird ausdrücklich gewarnt.

Wegen der hohen Terrorgefahr rät das Außenministerium von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Pakistan ab. In Tunesien werden Reisende zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgefordert. Reisen in den Sudan, wo Österreich keine Vertretung hat, sollten laut Außenministerium generell auf ihre Notwendigkeit geprüft werden.

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