Generationskonflikt im Weltkonzern
Über die schwedische Boulevardzeitung „Expressen“ hat der schwedische Möbelkonzern Ikea am Montag vermeldet, dass Firmengründer und Haupteigentümer Ingvar Kamprad das Szepter an seine drei Söhne Peter (48), Jonas (46) und Mathias (43) übergeben habe. Doch der Konzern hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Der 86-Jährige dementierte postwendend.
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In dem Zeitungsartikel hatte Ikea-Holdingchef Göran Grosskopf noch gemeint, „Ingvar“ werde „nicht mehr da sein, um seine Meinung zu sagen, Ratschläge zu geben und zu helfen“. Auch Kamprads persönlicher Sprecher Per Heggenes bestätigte dem Blatt die Übergabe der Gesamtverantwortung an Kamprads drei Söhne. Zuvor war der Wechsel an der Firmenspitze auch in einem Firmennewsletter mit einem Interview mit den drei Söhnen verkündet worden.
„Ingvar ist ein kluger Mann“
Kurz nach der sorgfältig medial orchestrierten Hofübergabe ließ Kamprad senior jedoch über Firmensprecherin Ylva Magnusson ausrichten, er sei nach wie vor als „Seniorberater“ an wichtigen Entscheidungsprozessen beteiligt. „Ingvar ist ein kluger Mann. Wir freuen uns sehr, dass wir ihn weiter dabeihaben“, konnte sie die Unstimmigkeiten innerhalb des Konzerns mit 131.000 Mitarbeitern in 41 Ländern kaum kaschieren.

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Ingvar Kamprad mit „Lieblingssohn“ Peter
Dass Kamprads Söhne an die Macht bei Ikea drängen, zeichnet sich seit längerem ab. Früher extrem öffentlichkeitsscheu, sind sie nun medial äußerst umtriebig. Schon im Juni hatten sie gemeinsam für ein Foto der schwedischen Wirtschaftszeitung „Dagens Industri“ posiert und damit Spekulationen über einen baldigen Rückzug des Firmenpatriarchen angeheizt. Nun äußerten sie sich in der Mitarbeiterzeitung „Readme“ zu ihren jeweiligen Führungsrollen in dem schwedischen Weltkonzern.
Sechs Milliarden Euro als „Haushaltskasse“
Offensichtlich wollen die Söhne das Gesetz des Handelns an sich reißen. Dass der Vater die drei eingesetzt hat, ist kaum vorstellbar: Er hatte sich in der Vergangenheit mehrfach abschätzig über die geschäftlichen Fähigkeiten seiner Söhne geäußert und zudem über Jonas und Mathias noch abschätziger als über Peter, dem er laut bisherigen Äußerungen eine - wenn auch im Vergleich zu ihm selbst stark beschränkte - Rolle im Konzern zugedacht hatte.
Ingvar Kamprad hatte Ikea 1943 in seiner südschwedischen Heimatstadt Älmhult gegründet. Er verfügt über ein Privatvermögen von vermuteten sechs Milliarden Euro. Das ist für Kamprad aber nur die „Haushaltskasse“: Die wahren Ikea-Werte schlummern in einer Stiftung, deren Wert bei rund 25 Milliarden Euro liegen dürfte. Ikea ist nicht börsennotiert, und die Firmenstruktur gilt als äußerst unübersichtlich. Darüber hinaus dürften auch Milliardenwerte - die Rede ist von 11,3 Mrd. Euro - in Liechtenstein geparkt sein.
Neuer Chef für operatives Geschäft ab 2013
Laut Firmenangaben von Montagnachmittag soll der bisherige Ikea-Schweden-Chef Peter Agnefjäll außerdem im September 2013 die Unternehmensführung von Mikael Ohlsson übernehmen. Unklar war, ob ein Zusammenhang zu den Unstimmigkeiten mit Kamprad bestand.
Die Geschäftsstrategie von dem Wechsel in der Chefetage - die angesichts der bestimmenden Rolle der Kamprads nur beschränkte Macht hat - sei aber unberührt, betonte Aufsichtsratsvorsitzender Grosskopf.
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