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Schon 21 Todesopfer in Tschechien

Giftige tschechische Methanol-Spirituosen sind zwar noch nicht in Österreich aufgetaucht, dennoch warnt das heimische Gesundheitsministerium nun eigens zur Vorsicht und rät dringend davon ab, hochprozentigen Alkohol unbekannter Herkunft zu konsumieren. Seit Montag ist auch klar, dass der Fusel weitere Verbreitung gefunden hat als gedacht.

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Vor allem bei Ausflügen in die Tschechische Republik solle man vorsichtig sein, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Nach den Vorkommnissen in Tschechien sei das EU-Schnellwarnsystem aktiv geworden. Bei den regelmäßigen Kontrollen durch die Lebensmittelaufsicht seien in den vergangenen Jahren keine Produkte wegen überhöhter Methanolgehalte als gesundheitsschädlich beanstandet worden. Man beobachte die Situation „sehr engmaschig“.

„Selbstgebrannter Sliwowitz“

Bei einem Besuch in Tschechien ist die Gefahr derzeit allerdings kaum groß: Seit Freitag gilt ein landesweites Verkaufsverbot von Spirituosen in Geschäften und Lokalen. Probleme gibt es eher bei bereits vor längerer Zeit gekauften Alkoholika und bei Versandbestellungen - wie zuletzt in der Slowakei, wo eine private Geburtstagsfeier im ostslowakischen Kapusany nach einer Internetbestellung über zehn Liter Schnaps mit Vergiftungen von mindestens vier Menschen endete.

Aus österreichischer Perspektive ist Vorsicht damit jedenfalls angeraten: Kapusany ist vom vermuteten Zentrum der Panscher im Nordosten Tschechiens etwa weiter entfernt als der Norden Österreichs. Laut einem Bericht des tschechischen Rundfunks wurde der Schnaps, der bei der Feier in Kapusany konsumiert wurde, als „selbstgebrannter Sliwowitz“ bäuerlicher Herkunft verkauft. In Tschechien sind bisher mindestens 21 Menschen gestorben, weil sie mit giftigem Methanol vermischten Alkohol getrunken haben.

Tödliche Fälschungen im Umlauf?

Erst am Montag vermeldeten dabei die tschechischen Behörden den Tod einer Frau aus Ostrava, die nach Konsum von vermeintlichem „Qualitätsrum“ verstarb. Anfangs waren die tschechischen Behörden davon ausgegangen, dass der Fusel vor allem über Schwarzbrennerkanäle verbreitet wurde. Die jüngsten Erkenntnisse zeigen, dass offenbar gefälschter „Qualitätsalkohol“ bekannter Marken im Umlauf sein könnte.

Am Montag veröffentlichte das Gesundheitsministerium der Tschechischen Republik eine Fotostrecke mit möglicherweise betroffenen Spirituosen. Neun Alkoholika befinden sich auf der Liste. Auch das österreichische Gesundheitsministerium riet vom Konsum dieser Produkte ab.

23 Verhaftungen, aber keine heiße Spur

Die tschechischen Ermittler tappen bei dem Skandal unterdessen weiter im Dunkeln. Zwar gibt es inzwischen schon 23 Verhaftungen in dem Fall; offensichtlich handelt es sich dabei aber nur um verschiedene Schwarzbrenner und deren Hintermänner, deren einzige Verbindung möglicherweise die ist, dass sie über graue Kanäle Alkohol von demselben Produzenten bezogen. Die Vermutung der Behörden geht dahin, dass bei der industriellen Fertigung des Alkohols ein Fehler geschehen sein dürfte, wodurch Methanol statt des konsumierbaren Ethanol hergestellt worden sei.

Eine andere Hypothese der Ermittler ist, dass Autoscheibenreiniger bewusst als Ethanol in Umlauf gebracht wurde. Die Behörden deuteten an, dass die Ermittlungen in dem Fall unter Umständen auch mehrere Wochen dauern könnten und das komplette Verkaufsverbot für Spirituosen in Tschechien so lange in Kraft wäre. Trotz des Verkaufsverbots wurden auch zu Wochenbeginn neue Vergiftungsfälle bekannt. Polen hat die Einfuhr von tschechischem Alkohol bereits gestoppt, andere Länder überlegen entsprechende Schritte.

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