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Kosten deutlich gestiegen

Studenten an heimischen Universitäten und Hochschulen verbringen immer mehr Zeit mit Jobs - dennoch verfügen sie über weniger Finanzmittel. Wie aus der am Freitag vorgestellten Studierenden-Sozialerhebung 2011 hervorgeht, ist nicht nur das durchschnittliche Budget eines Studenten seit 2009 um zwei Prozent gesunken - mit drei Prozent sind auch die Ausgaben deutlich gestiegen.

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Fast zwei Drittel arbeiten mittlerweile während der Studienzeit. Wie aus den nun veröffentlichten Zahlen hervorgeht, stieg die Zahl der während des Semesters erwerbstätigen Studenten zwischen 2006 und 2011 von 58 auf 63 Prozent. Im gleichen Zeitraum wuchs deren wöchentlicher Zeitaufwand für den Job von durchschnittlich 19,1 auf 19,8 Stunden. Das monatliche Einkommen der Studenten ist dagegen gesunken.

47 Prozent der Studenten arbeiten während des ganzen Semesters, 16 Prozent gelegentlich. 2006 lagen diese Werte noch bei 40 bzw. 18 Prozent. Nach 42 Prozent vor sieben Jahren sank die Zahl der nicht arbeitenden Studenten 2011 nun auf 37 Prozent.

Monatsausgaben auf 930 Euro gestiegen

Im Steigen begriffen sind die Kosten, wobei hier Wohnen (plus neun Prozent seit 2009) und Ernährung (plus fünf Prozent) sich am deutlichsten zu Buche schlagen. Mit 29 Prozent sieht sich in diesem Zusammenhang bereits fast jeder dritte Student mit starken (19 Prozent) oder gar sehr starken (zehn Prozent) finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert zu sein.

Zwei- bis dreijährige Erhebung

Die Studierenden-Sozialerhebung ist eine vom Wissenschaftsministerium beauftragte, seit den 1970er Jahren etwa alle zwei bis drei Jahre stattfindende Umfrage unter Studierenden in Österreich. Durchgeführt wird sie vom Institut für Höhere Studien (IHS). Die heurige Ausgabe beruht auf statistischen Daten und einer Onlineumfrage unter 44.000 Studenten von Unis, Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen (PH).

Dem Report zufolge verfügte der Durchschnittsstudent im Vorjahr über ein Budget von monatlich 1.004 Euro. Geschlechterspezifisch verfügten Frauen mit 970 Euro über weniger Geld als Männer (1.050 Euro). 419 Euro aus dem errechneten Durchschnittsbudget stammen den Angaben zufolge aus Erwerbstätigkeit, 244 Euro kommen von der Familie, 140 aus Naturalleistungen, 77 aus Studienförderung und 124 aus sonstigen Quellen (genannt wurden etwa Waisenpension, Wohnbeihilfe, Unterhaltszahlungen, Kapitalerträge und Kinderbetreuungsgeld).

Das entspricht einem realen Minus von zwei Prozent gegenüber der letzten direkt vergleichbaren Erhebung 2009 (968 Euro). Der methodisch etwas anders erhobene und daher nicht direkt vergleichbare Wert für 2006 betrug 1.018 Euro.

Weiter hohe Klassenunterschiede

Eine Negativbewegung gibt es laut den Studienautoren auch mit Blick auf die soziale Herkunft der Studierenden. So sank der Anteil an Studenten aus niedrigen Schichten an Unis und Fachhochschulen (FH) zwischen 1998 und 2011 von 26 auf 18 Prozent. Gewinner sind mittlere und vor allem gehobene Schichten, bei denen der Anteil im Vergleich zu 1998 von 28 Prozent auf 30 Prozent bzw. von 28 Prozent auf 34 Prozent gestiegen ist. Mit 18 Prozent blieb der Anteil der Studenten aus hohen Schichten unterdessen praktisch konstant.

Für die Erhebung wurde ein vierstufiger „Schichtindex“ (niedrig, mittel, gehoben, hoch, Anm.) erstellt, der sich aus Bildungsstand und beruflicher Position der Eltern zusammensetzt. Zur hohen sozialen Schicht zählen etwa Akademiker, die als Freiberufler, Unternehmer mit Angestellten bzw. Beamter oder Angestellter mit Leitungsfunktionen arbeiten, zur niedrigen Schicht beispielsweise Pflichtschulabsolventen und Eltern mit berufsbildender mittlerer Schulbildung, die in Arbeiter- bzw. Angestelltenpositionen ohne Leitungsfunktion tätig sind.

Leichte Entspannung bei Studienanfängern

Leicht vermindert hat sich die Überrepräsentation von „bildungsnahen“ Schichten allerdings mit Blick auf Studienanfänger. Hier wird der Hochschulzugang laut dem Bericht „etwas egalitärer“. Gründe dafür wurden vor allem in der Expansion des FH-Sektors geortet, dessen Angebot etwa stärker BHS-Maturanten und Studierende, die über Berechtigungsprüfungen oder Externistenmatura an die Hochschulen kommen, anspricht.

Kinder von Eltern mit Matura bzw. Hochschulabschluss haben derzeit aber noch immer eine zweieinhalbmal so große Chance, ein Hochschulstudium aufzunehmen wie Kinder von Eltern ohne Matura. An den Unis liegt diese Chance sogar beim Dreifachen, an FHs beträgt das Verhältnis dagegen knapp unter zwei.

Für diese unterschiedliche Entwicklung gibt die Studie mehrere Gründe an: Einerseits gebe es unter den Eltern der Studierenden einen „kontinuierlichen Bildungszuwachs“ vor allem bei Lehrabschlüssen und Matura - das heißt, die unteren sozialen Schichten werden generell weniger. Andererseits brechen Studenten aus bildungsferneren Schichten ihr Studium häufiger ab und nehmen seltener ein Doktoratsstudium auf.

Auch fächerspezifische Unterschiede weiter groß

Große Unterschiede gibt es an den Unis je nach Studienrichtung: So stammen etwa 23 Prozent der Theologiestudenten aus niedriger sozialer Schicht, aber nur acht Prozent der Humanmedizin-Studenten. Umgekehrt kommen 36 Prozent aller Human- und 26 Prozent aller Veterinärmedizin-Studenten aus hoher sozialer Schicht, aber nur 15 Prozent der Lehramtsstudenten. Auch an den Pädagogischen Hochschulen gibt es mit elf Prozent nur wenige Studierende aus hoher Schicht. Kunststudenten bzw. Studierende in individuellen Studien finden sich unterdessen auf den ersten Rängen, was die Zahl der Erwerbstätigen betrifft. Die Schlussränge werden hier von Medizin- und Veterinärmedizin-Studenten besetzt.

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