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Trend zu „gesund und frisch“

Bei Hunger greifen die Österreicher immer häufiger zu abgepackten Jausenbroten oder Fertigsalaten zum Mitnehmen. Das Geschäft mit dem Essen „to go“ boomt so stark, dass selbst die Supermärkte wieder den Weg zurück in die Innenstadt finden. Mit Miniverkaufsflächen und neuen Konzepten machen sie Bäckereien und Tankstellen zunehmend Konkurrenz.

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In den Innenstädten schießen sie derzeit wie Pilze aus dem Boden - Minimärkte, die sich mit ihrem reduzierten Angebot speziell an hungrige Berufstätige oder Touristen richten, die wenig Zeit haben. Angeboten werden vor allem Kaffee, Säfte, Salate und Snacks - alles, was schnell unterwegs oder im Büro verzehrt werden kann. Der Convenience-Markt (Convenience-Food ist der brachenübliche Name für alle Arten von Fertigprodukten und heißt so viel wie „praktisches Essen“) in Österreich ist aber noch jung, lässt Raum für Experimente.

Fusion Gastronomie und Supermarkt

Seit einem Jahr betreibt der Lebensmittelkonzern Spar im ersten Wiener Gemeindebezirk am Ende der Mariahilfer Straße einen Minimarkt, der ganz auf das „To go“-Konzept ausgerichtet ist. Unter der Bezeichnung Food in the City werden neben hochpreisigen Antipasti, Nudelgerichten und einer schier unüberblickbaren Auswahl an exotischen Salat- und Sandwichkreationen auch warme Speisen angeboten. Jeden Tag wird an der Frischetheke ein warmes Mittagsmenü angeboten. Die Palette reicht vom Kalbsrahmgulasch bis zum Tafelspitz.

Convenience-Store "Food in the City" von Spar in der Wiener Innenstadt

APA/Alex Dobias

Das neue Gastronomiekonzept im Spar-Minimarkt

„Trend der Zukunft“

Gegessen werden kann auf Bartischen auch im Markt. Die Fusion von Supermarkt und Gastronomie ist neu, erklärt Spar-Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann gegenüber ORF.at. Bisher gibt es diese Kombination nur in Wien und in einem Spar-Minimarkt in Salzburg, wo das warme Essen jedoch nur zum Mitnehmen angeboten wird. Zahlen, welchen Anteil der Convenience-Bereich bei Spar bereits einnimmt, liegen laut Berkmann nicht vor. Bei Spar ist man aber überzeugt, den Nerv der Zeit getroffen zu haben. „Convenience ist der Trend der Zukunft“, so Berkmann.

Konkurrenz zum Bäcker

Das hat auch die REWE-Tochter Billa erkannt. Der Lebensmittelriese ist bereits 2009 mit der Billa-Box in den Convenience-Markt eingestiegen. Bisher gibt es fünf der Minifilialen: zwei in Graz und jeweils eine in Wien, Innsbruck und Salzburg. Ein weiterer Ausbau ist angedacht, „wenn die Lage stimmt“ erklärt Billa-Pressesprecherin Karin Nakhai. Das Angebot reicht auch hier vom Kaffee zum Mitnehmen über Mehlspeisen bis hin zu frischen Salaten. Der mitunter höhere Preis wird für die Zeitersparnis offenbar gerne gezahlt. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, erklärt Nakhai gegenüber ORF.at.

Convenience-Store "Billa box" in Innsbruck

APA/Billa

Essen zum Mitnehmen in der Billa Box

Supermärkte kehren in die Stadt zurück

„Nach Jahren der Konzentration auf große Verkaufsflächen am Ortsrand kehrt der Lebensmittelhandel wieder in die Stadt zurück“, ortet Michael Büttner vom Beratungsunternehmen KPMG einen Trend zurück zum Nahversorger. Die Supermärkte würden wieder verstärkt die Rolle der früheren „Tante Emma“-Läden übernehmen, „mit kleinen Verkaufsflächen und einem anderen Sortiment“, so Büttner. Das Kaufverhalten habe sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Nicht zuletzt wegen der steigenden Zahl an Einpersonenhaushalten werde immer häufiger zu vorgefertigten Lebensmittel gegriffen.

„Der Supermarkt wird dabei zum Dienstleister“, erklärt Büttner. Viele Convenience-Produkte würden in eigener Fertigung hergestellt, wodurch der Lebensmittelhandel in gewisser Weise zum Produzenten mutiert. Zwar ist der Markt noch nicht so ausgeprägt wie in anderen Ländern, doch „Österreich ist hier am Weg“. Anders als in Deutschland ist der heimische Konsument weniger preissensibel, dafür ist die Konkurrenz durch Bäckereien und kleine Shops groß, so Büttner. „Mit Trzesniewski gibt es in Wien seit 100 Jahren Brote zum Mitnehmen.“

Trend zu „gesund und frisch“

Die größten Profiteure des Convenience-Trends sind nicht nur die Supermärkte und Bäckereien, sondern nach wie vor die Tankstellen. Von den rund 3.000 Tankstellen in Österreich haben laut Informationen des Lebensministeriums bereits etwa 2.200 einen Shop. Und das Geschäft läuft gut, fast die Hälfte des Umsatzes wird mittlerweile mit Getränken, Snacks und Zigaretten erzielt. Dabei profitieren die Tankstellen vor allem von den Öffnungszeiten.

In Österreich beliefert Lekkerland rund 3.000 Tankstellen, Trafiken, Schulbuffets, Kinos und Kantinen mit Getränken, Snacks, Backwaren oder Tiefkühlkost und immer öfter auch Frischeprodukten. „Das Convenience-Sortiment erlebt eine Verlagerung hin in Richtung ‚gesund‘ und ‚frisch‘“, erklärt Lekkerland-Österreich-Chef Ralf Teschmit. Die Verbraucher setzten vermehrt Wert auf ausgewogene Lebensmittel. „Das bemerken wir bei der Nachfrage unserer Kunden, die nun auch vermehrt auf Bioprodukte setzen“, so Teschmit. Seit rund zwei Jahren werden daher die Tankstellen verstärkt mit Obst beliefert.

Tankstelle trifft Supermarkt

Im Kampf um die Tankstellenkunden wollen nun auch die Lebensmittelriesen verstärkt mitmischen. Seit 2007 liefert Billa das Sortiment für mittlerweile 110 „Stop & Shop“-Filialen an den Jet-Tankstellen. Außerdem wird derzeit an fünf BP-Standorten in Wien der neue Merkur inside getestet. Spar will nun den gleichen Weg mit Shell gehen. Seit 2011 gibt es zwei Testtankstellen in Tirol und Vorarlberg, bis 2013 soll Spar express an 50 Tankstellen angeboten werden.

Nur Hofer geht einen anderen Weg. Statt Tankstellen zu beliefern, eröffnet Hofer lieber selbst Tankstellen. Betreiber ist die FE-Trading des ehemaligen Formel-3000-Fahrers Markus Friesacher. Derzeit gibt es österreichweit 43 Tankstellen auf Hofer-Parkplätzen - ohne Shop natürlich. Denn die Hofer-Filiale liegt schließlich gleich daneben.

Gabi Greiner, ORF.at

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