Mangelware akademischer Nachwuchs
Die Chancen auf einen Bildungsaufstieg sind in Österreich gering. Das zeigt die kürzlich veröffentlichte OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“. Hierzulande erreichen nur 26 Prozent aller 25- bis 34-Jährigen, die nicht bzw. nicht mehr studieren, einen höheren Bildungsstand als ihre Eltern - damit liegt Österreich in der OECD an siebentletzter Stelle. Der OECD-Schnitt liegt bei 37 Prozent.
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Die größten Chancen auf einen Bildungsaufstieg gibt es demzufolge in Polen und Irland, wo 64 bzw. 57 Prozent einen höheren Bildungsstand als die Eltern erreichen. Die geringste „Aufwärtsmobilität“ weisen Estland (16 Prozent), die Slowakei (18 Prozent), Deutschland (20 Prozent) und die USA (22 Prozent) auf. Den gleichen Bildungsstand wie die Eltern schaffen in Österreich 59 Prozent (OECD: 50 Prozent), abwärts geht es aber inzwischen schon für 14 Prozent (OECD: 13 Prozent).
„Besonders deutlich nachteilig“
Nach wie vor extrem niedrig ist in Österreich die Akademikerquote bzw. die Hochschulabschlussquoten bei den 25- bis 34-Jährigen. Die Akademikerquote im Hinblick auf die Gesamtbevölkerung liegt in Österreich ohnehin bei mageren 19 Prozent (OECD-Schnitt: 31 Prozent). Der Blick in die Zukunft sieht allerdings noch bedenklicher aus: Nur 21 Prozent der 25- bis 34-Jährigen in Österreich verfügen über einen Hochschulabschluss - schlechter liegt in der OECD (Schnitt: 38 Prozent) nur die Türkei (17 Prozent).

OECD/APA/Martin Hirsch
Die OECD selbst ortet in dieser Entwicklung für Österreich eine „besonders deutliche nachteilige Situation“. Während hierzulande 16 Prozent aller 55- bis 64-Jährigen einen Hochschulabschluss haben, sind es bei den 25- bis 34-Jährigen mit 21 Prozent nur geringfügig mehr. Im OECD-Schnitt zeigt sich dagegen, dass die Jungen (38 Prozent) die Älteren (23 Prozent) bei den Abschlussquoten bereits deutlich überflügelt haben und höher qualifiziert sind.
Weiterer Abstieg prognostiziert
Ungewöhnlich deutlich prognostiziert die OECD Österreich einen weiteren Abstieg: „Wenn sich die Entwicklung der aktuellen Abschlussquoten der 25- bis 34-Jährigen weiter fortsetzt, wird in Irland, Japan und Korea (und anderen Ländern) der Anteil der Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich größer werden als in anderen OECD-Ländern, während dieser Anteil in Brasilien, Deutschland und Österreich (und anderen Ländern) noch weiter hinter andere OECD-Länder zurückfallen wird.“
Aus politischer Sicht ist die Entwicklung verwunderlich: Gerade in Österreich ist der private und öffentliche Ertrag von Hochschulbildung besonders hoch - Hochschulabsolventen erzielen in Österreich hinter Luxemburg und den USA die dritthöchsten Nettoeinkommen in der gesamten OECD, aber auch der Staat erzielt pro Hochschulabsolventen einen deutlichen Gewinn: Der „staatliche Nutzen“ übersteigt die staatlichen Kosten signifikant.
Akademiker für heimischen Fiskus gutes Geschäft
Zieht man in Österreich von Faktoren wie höheren Steuern und Sozialabgaben von Akademikern die Kosten für die Bereitstellung von Bildung ab, ergibt sich für den Fiskus immer noch kaufkraftbereinigt ein Plus von 103.888 Euro. Im OECD-Schnitt macht der Staat bei Akademikern „nur“ einen Gewinn von 78.969 Euro. Deutlich geringer ist der Gewinn des Staates bei Maturanten und Lehrabsolventen: Er beträgt in Österreich nur knapp 90.000 Euro, im OECD-Schnitt sogar nur 36.000 Euro.
Den hierzulande häufigen Verweis auf ohnehin steigende Absolventenzahlen in Österreich hält OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher für zu kurz gegriffen, wie er gegenüber der APA schon vor den zu erwartenden politischen Reaktionen sagte: „Österreich bewertet sich da aber nur selbst in der eigenen Zeitreihe, ohne zu schauen, was sonst in der Welt passiert: Jeder wird hier besser, Österreich ist da eher langsamer. Man muss sich heute mit den globalen Trends vergleichen.“
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