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Magerere Zeiten nach Rekordjahr

Die internationale Luftfahrtindustrie erwartet eine Abkühlung der Branchenkonjunktur. Sie stehe aber „nicht vor einem Absturz“, sagte der Präsident des Branchenverbandes BDLI, Thomas Enders, am Montag in Berlin. Vor allem die großen Flugzeughersteller wie Airbus und der US-Rivale Boeing haben volle Auftragsbücher.

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Auf der Internationalen Luftfahrt- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld bei Berlin, die am Dienstag ihre Pforten öffnete, stellen sie die Stars: den Riesenjet A380 und die Boeing 747-8. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnete die Messe bei einem Rundgang mit dem polnischen Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak. Polen ist in diesem Jahr das Partnerland der ILA.

Airbus angeblich auf sechs Jahre hinaus ausgelastet

Die Flugzeugbauindustrie macht sich trotz einer schwächeren Nachfrage keine großen Sorgen, wie Enders, zugleich Vorstandsvorsitzender des größten europäischen Luftfahrtkonzerns EADS, klarmachte. So habe die EADS-Tochter Airbus einen Auftragsbestand von 4.500 Flugzeugen, das entspreche sechs Jahren Produktion. Zudem sei 2011 ein absolutes Rekordjahr für die Zivilluftfahrt gewesen.

Zu der Messe (bis 16. September) auf einem neuen Gelände neben dem künftigen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg hat sich die Rekordzahl von 1.243 Ausstellern aus 46 Ländern angemeldet, das sind 90 mehr als bei der vorigen ILA 2010. 40 Prozent der Aussteller stammen aus dem Ausland. Die ILA ist nach den Messen im französischen Le Bourget und dem britischen Farnborough die Nummer drei der Luftfahrtschauen in Europa. Die Messeleitung rechnet mit mehr als 200.000 Besuchern.

Drohnen als neues Geschäftsfeld

Nach gut einem Jahrzehnt ist der US-Hersteller Boeing auch wieder mit seiner zivilen Flugzeugsparte auf der ILA vertreten. So wird die neue Jumbojet-Variante 747-8 zu sehen sein. Während der Messe werden auch Kunstflieger unterwegs sein. Kampfjets zeigen den Fans Staffel- und Formationsflüge. Den ILA-Gästen werden 270 Fluggeräte auf dem Boden und in der Luft gezeigt.

LUNA drone und Bundeswehrsoldat

Reuters/Tobias Schwarz

Drohnen entwickeln sich zum immer stärkeren Geschäftsfeld

Stärker als bisher sind die Zulieferfirmen auf der ILA vertreten. Von ihnen präsentieren sich rund 320, ein Fünftel mehr als vor zwei Jahren. Erstmals beteiligen sich Unternehmen aus Estland, Griechenland, Irland und Serbien. Neu ist eine Präsentation von unbemannten Flugsystemen (Drohnen). Großen Raum nimmt auf der Messe auch die Raumfahrt ein. Im „Space Pavilion“ werden alle wichtigen deutschen und europäischen Raumfahrtprojekte vorgestellt, zum Beispiel Ariane 5 und die Raumstation ISS.

Berliner Flughafendebakel „positiv“ für Messe

Das neue Expo Center Airport wurde in zehn Monaten für 43 Millionen Euro errichtet. „Der besondere Reiz des Geländes liegt nicht nur in den neuen Flächen, sondern auch in der Nähe zum Flugsteig“, sagte der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Das Interesse anderer Messeveranstalter sei groß. Im kommenden Jänner wird in Schönefeld erstmals die Modemesse Panorama ausgetragen.

Die im Mai verkündete Terminverschiebung für den benachbarten neuen Willy-Brandt-Flughafen habe „sich nicht negativ ausgewirkt“, sagte Enders. Es habe keine Absagen von Ausstellern gegeben. „Ich sehe das mal positiv: Wir können uns da alleine auf der Südbahn tummeln“, so der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Die neue südliche Start- und Landebahn in Schönefeld wird für die ILA erstmals genutzt.

Die Flughafeneröffnung wurde inzwischen auf den 27. Oktober 2013 verschoben. Zuvor war der 3. Juni vorgesehen und der traditionelle ILA-Frühsommertermin deshalb auf September verlegt worden. 2014 soll die Messe wieder Ende Mai stattfinden, sagte BDLI-Hauptgeschäftsführer Dietmar Schrick.

Bernd Röder, dpa

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