Konkurrenzkampf wird deutlich härter
Airbus-Chef Fabrice Bregier ist überzeugt davon, dass er auf Berliner Luftfahrtmesse ILA „neue Kunden für den A380 bekommen“ wird. Es ist eine Aussage mit einer gehörigen Portion Zweckoptimismus: Denn zu den bekannten - und weiterhin ungelösten - Problemen mit dem Riesen-Airbus hat der europäische Luftfahrtkonzern neue Sorgen dazubekommen.
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So musste Bregier zugeben, dass er sein Auslieferungsziel für das Renommierstück seiner Flotte wohl nicht halten wird können. 30 der Großraumjets sollten heuer ausgeliefert werden, „aber wir werden wohl einige Schwierigkeiten haben, dieses Ziel zu erreichen“, räumte Bregier am Vorabend der ILA-Eröffnung ein. Einige Kunden zögerten offenbar, bisher nur provisorisch reparierte Flugzeuge zu übernehmen. Eine endgültige Lösung soll erst 2014 zur Verfügung stehen.
China nutzt Bestellungen als politischen Hebel
Die Flügel des doppelstöckigen A380 kamen Anfang des Jahres in die Schlagzeilen, nachdem Techniker bei Routinechecks kleine Risse entdeckt hatten. Die europäische Flugsicherheitsbehörde ordnete daraufhin an, dass alle im Flugverkehr befindlichen Maschinen aus Sicherheitsgründen auf Materialfehler untersucht werden müssen. Das Interesse am A380 sei trotz der Probleme aber ungebrochen, sagte Bregier. Er rechne auch damit, dass weitere Fluggesellschaften den A380 neu in ihre Flotte aufnehmen würden.
Vor allem auf China setzt Bregier große Hoffnungen. Im Moment sieht es allerdings nicht nach Neubestellungen für den A380 aus China aus, vielmehr nach Stornos bereits erfolgter Bestellungen für den A330: Sollte der Streit Chinas mit der Europäischen Kommission über Emissionsrechte nicht beigelegt werden, müsse Airbus die geplante Produktionssteigerung für das Langstreckenmodell A330 sehr bald revidieren, gab der Airbus-Chef zu.
5.840 Flugzeuge für Europa in 20 Jahren
China ist gegen eine Beteiligung seiner Fluggesellschaften am Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten, die seit Jänner erworben werden müssen. Die Airlines, die das nicht tun, müssen ab April 2013 mit Strafzahlungen oder sogar einem Entzug der Start- und Landeerlaubnis in der EU rechnen. Um Druck auszuüben, setzte die Volksrepublik Kreisen zufolge bereits den Kauf mehrerer Dutzend A330 aus. Bregier zeigte sich nach eigenen Worten zuversichtlich, dass ein langfristiger Handelsstreit vermieden werden kann.
Einigermaßen optimistisch ist auch Bregiers Schätzung hinsichtlich europäischer Absatzmärkte. In Europa werde in den kommenden 20 Jahren Bedarf an 5.840 Flugzeugen bestehen, glaubt er. Dass der Markt immer härter umkämpft ist, lässt sich allerdings auch an den jüngsten Managemententscheidungen im Airbus-Konzern ablesen: Bregier will die europäischen Werke „neu strukturieren“ und mit einem schlankeren Konzernmanagement schneller Entscheidungen treffen können.
So viele Aussteller wie noch nie buhlen um Kunden
Wie verbissen die Hersteller um Aufträge rittern, spiegelt sich auch in der aktuellen Auflage der ILA wider: In diesem Jahr haben sich 1.243 Aussteller aus 46 Ländern für die Branchenschau auf dem neuen Messegelände neben der Südbahn des künftigen Flughafens Berlin-Brandenburg in Schönefeld angemeldet. Das ist eine Rekordbeteiligung. 40 Prozent der Aussteller stammen aus dem Ausland. Damit schließt die ILA in ihrer Bedeutung zu den Luftfahrtmessen im französischen Le Bourget und dem britischen Farnborough auf.
Boeing macht Rivalen das Revier streitig
Nach gut einem Jahrzehnt ist der US-Hersteller Boeing auch wieder mit seiner zivilen Flugzeugsparte auf der ILA vertreten. So wird die neue Jumbojet-Variante, die Boeing 747-8, auf dem neuen Messegelände zu sehen sein. Es umfasst 250.000 Quadratmeter, davon 50.000 für Hallen und Messezelte, 100.000 fürs Freigelände und 100.000 für Parkplätze, Verbindungswege und den Zuschauerbereich für die Schauflüge. Die erwarteten mehr als 200.000 Besucher können sich 270 Fluggeräte auf dem Boden und in der Luft ansehen.
Die ausstellenden Unternehmen sind unter anderem in der Passagier- und Frachtluftfahrt, dem Militärsektor, der Zulieferindustrie und der Raumfahrt tätig. Deutlichen Zuwachs auf der Messe verzeichnen vor allem die Zulieferfirmen. Rund 320 von ihnen kommen zur ILA, ein Fünftel mehr als 2010. Die ersten Tage sind dem Fachpublikum vorbehalten. Ab Freitag ist die ILA auch für andere Besucher geöffnet. Im Mittelpunkt wird dann das Flugprogramm stehen.
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