Der Eiffelturm der Lagunenstadt?
Der französische Modeschöpfer Pierre Cardin will auf dem Gelände eines ehemaligen Chemiekonzerns in Porto Marghera bei Venedig einen 244 Meter hohen „Lichtpalast“ mit 69 Stockwerken errichten. Drei Mrd. Dollar plant der 90-jährige Modepapst zu investieren. Nun ist über das Projekt ein heftiger Streit entbrannt. Die Venezianer erzürnt vor allem, dass das Hochhaus den Glockenturm des Markusdoms überragen würde.
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Das „Palais Lumiere“ soll binnen vier Jahren errichtet werden, modernsten Umweltstandards entsprechen und unter anderem ein Bildungszentrum für Mode und Design sowie ein Hotel beherbergen. Geplant sind 21 Lifte, der gegliederte Wolkenkratzer soll über mehrere Aussichtsplattformen verfügen. 4.500 Personen sollen Beschäftigung finden. Das Projekt soll ökologisch verantwortungsvoll erbaut und von einer großen Grünfläche umgeben werden.

dapd/AP/Luigi Costantini
Pierre Cardin bei der Präsentation seines „Palais Lumiere“ im August
Parteiübergreifendes „Ja“ im Stadtrat
Venedigs Stadtrat hat sich parteiübergreifend für das „Palais Lumiere“ ausgesprochen. Nun muss geprüft werden, wie das Gebäude in das Gefüge des Marghera-Viertels einzupassen wäre. Ein Punkt, den auch der namhafte Architekt Vittorio Gregotti hervorhebt. Er forderte Cardin im „Corriere della Sera“ dazu auf, seinen Plan zu überdenken. Gregotti kritisiert, dass das Projekt keine Beziehung zum Umfeld habe - was er allgemein an postmodernen Wolkenkratzern bemängelt.
Der venezianische Kunsthistoriker Tomaso Montanari führt die Gegner des „Palais Lumiere“ an. „Cardin will in Venedig ein Zeichen hinterlassen. Doch sein Turm ist etwas für Scheichs, die immer höhere Wolkenkratzer bauen, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Das ist nichts für Venedig“, erklärte Montanari.
Wolkenkratzer als Zugangstor
Befürwortet wird das Projekt vom Präsidenten der Region Veneto, Luca Zaia. „Das Palais Lumiere wird komplett beleuchtet sein und soll zum Zugangstor Venedigs werden. Er wird der Eiffelturm von Venedig sein“, meinte Zaia. Auch Rodrigo Basilicati, Mitarbeiter und Neffe Cardins, verteidigt das Projekt. Auch der Eiffelturm sei anfangs umstritten gewesen.
Die Gruppe Pierre Cardin werde allein 1,5 Milliarden Euro für den Bau des Turms ausgeben. Der Rest soll Infrastrukturprojekten dienen, von denen Porto Marghera profitieren werde. Sollte Cardin nicht die Baugenehmigung erhalten, werde er sein Projekt anderswo umsetzen, verlautete aus Kreisen um den Modepapst.
Cardin ist sich sicher: Sein „Lichtpalast“ werde zum „Symbol des neuen Venedigs, gleich dem Campanile von San Marco“, erklärte er dem französischen Magazin „Le Point“. Im Herbst solle der Grundstein gelegt werden.
„Ein neuer Lorenzo de’ Medici“
Cardin - Modelegende, Geschäftsmann und Kunstmäzen - wurde 1922 in der Ortschaft Sant’Andrea di Barbarana, 16 Kilometer von Venedig entfernt, geboren. Er war mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Frankreich übersiedelt, blieb seiner Heimat aber immer verbunden. „Pierre Cardin ist ein neuer Lorenzo de’ Medici. Wir brauchten einen Mäzen zur Verwertung dieses Geländes vor Venedig und zur Errichtung eines symbolischen Werks“, sagte Zaia.
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