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Gold, Silber und Kupfer

Taucher haben heuer vor der Küste von Tonga offenbar das Wrack eines legendenumwobenen Piratenschatzschiffs aus dem 19. Jahrhundert entdeckt. Vor der Inselgruppe Ha’apai gefundene Überreste gehörten höchstwahrscheinlich zu dem 1806 versenkten Kaperschiff „Port-au-Prince“, sagte Sandra Fifita vom tongaischen Tourismusministerium.

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An Bord befinde sich Berichten zufolge ein großer Schatz aus Gold und Silber. Der Rumpf des gefundenen Schiffswracks sei mit Kupfer verkleidet und stamme damit nach Expertenangaben aus der Zeit zwischen 1780 und 1850, so Fifita.

Darren Rice - einer der bisher nur zwei Taucher, die das Wrack sahen - erklärte, es müsse sich um das Piratenschiff handeln: „Nur ein einziges Schiff aus dieser Zeit ging im Ha’apai-Archipel verloren - es kann also nur die ‚Port-au-Prince‘ sein.“ Sollte es sich tatsächlich um das Kaperschiff handeln, sei es sehr wahrscheinlich, dass auch der mit ihr untergegangene Schatz noch auf dem Meeresgrund liege, sagten Fifita und Rice.

Piraten plünderten spanische Schiffe

Das Schiff hatte 1805 auf Kaperfahrt spanische Siedlungen in Peru geplündert und spanische Schiffe überfallen, bevor es zum Walfang in den Pazifik ziehen wollte. 1806 fand es bei einem Angriff örtlicher Krieger vor der Küste von Tonga sein Ende. Der größte Teil der Mannschaft wurde auf Befehl von König ’Ulukalala II. massakriert. Die Männer des Königs holten Eisen und Kanonen von Bord, bevor das Schiff mit seiner aus Gold, Silber, Kupfer sowie von den Spaniern erbeuteten liturgischen Gegenständen an Bord versenkt wurde.

Der Schiffsjunge William Mariner überlebte und wurde zu einem Günstling des Königs von Tonga. Nach rund vier Jahren auf Tonga kehrte er an Bord eines vorbeikommenden Schiffes nach Großbritannien zurück. Der Amateuranthropologe John Martin schrieb seine Abenteuer in dem Buch „An Account of the Natives of the Tonga Islands in the South Pacific Ocean“ nieder, das für Historiker bis heute eine wichtige Quelle über das Leben in dem polynesischen Inselstaat vor der Christianisierung ist.

„Tief begraben“

Taucher Rice berichtete, das Wrack liege auf einem Riff in einer Region mit sehr rauer See. „Seit 200 Jahren wird es von vier bis fünf Meter hohen Wellen überspült, Wrackteile liegen auf dem gesamten Meeresboden verteilt.“ Wegen der rauen See könnten erst im November oder Dezember weitere Tauchgänge unternommen werden.

Sollte es sich beim Wrack tatsächlich um die „Port-au-Prince“ handeln, müsse auch der Schatz noch auf dem Meeresgrund sein, zeigte sich Rice überzeugt. Allerdings werde es viel Arbeit kosten, ihn zu bergen: „Er ist inzwischen tief begraben.“

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