Opfer kritisieren Entschuldigung von Contergan-Hersteller
Der Verband der Contergan-Geschädigten in Deutschland hält die Entschuldigung der Herstellerfirma Grünenthal für unzureichend. „Wir erwarten Taten, und wenn diese Taten nicht folgen, dann bleibt dies nur eine leere Hülse und ein PR-Gag“, sagte die Sprecherin des Bundesverbands Contergan-Geschädigter heute der Nachrichtenagentur AFP am Telefon.
Die Sprecherin sagte, der Opferverband nehme „diese menschliche Rede zur Kenntnis“. Zugleich wies sie darauf hin, dass sich das Pharmaunternehmen Grünenthal nicht für die Einführung des Medikaments Contergan vor rund 50 Jahren entschuldigt habe.
Grünenthal entschuldigte sich erstmals
Grünenthal-Chef Harald Stock hatte gestern bei der Einweihung eines Contergan-Denkmals in Stolberg erstmals bei den Betroffenen um Entschuldigung gebeten. „Wir bitten um Entschuldigung, dass wir fast 50 Jahre lang nicht den Weg zu Ihnen von Mensch zu Mensch gefunden haben“, sagte er. Er drückte zudem sein „Bedauern über die Folgen von Contergan und unser tiefes Mitgefühl für die Betroffenen, ihren Müttern und ihren Familien“ aus.
In Deutschland war das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan von 1957 bis 1961 rezeptfrei vertrieben worden. Es wurde auch von Schwangeren genommen, der Wirkstoff Thalidomid führte dadurch weltweit bei schätzungsweise 10.000 Kindern zu dauerhaften Schäden, darunter schwerwiegende Fehlbildungen. Heute wird der Contergan-Wirkstoff Thalidomid nur unter strengen Sicherheitsauflagen, etwa in der Tumormedizin, eingesetzt.