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Wind, Sonne, Geothermie statt AKW

Nach der verheerenden Atomkatastrophe von Fukushima sind die Rufe nach einer Energiewende in Japan immer lauter geworden. Das Land stillt einen Großteil seines Energiebedarfs mit Atomstrom. Geht es nach der Bevölkerung und Umweltverbänden, soll sich das so schnell wie möglich ändern. Von einer gänzlichen Abkehr von der Nuklearenergie scheint man derzeit aber noch weit entfernt zu sein.

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Zu groß sind noch die Bedenken, ob mit alternativen Energien (in Kombination mit fossilen Energieträgern) der Energiehunger des Landes tatsächlich gedeckt werden kann. Takao Kashiwage, Berater des Komitees für Neue Energien der japanischen Regierung, sagte gegenüber der News-Plattform Inter Press Service (IPS), dass die Unsicherheiten bei Strom aus Sonnen-, Wind- oder Geothermieenergie durch die große Abhängigkeit vom Wetter noch sehr groß seien.

Solarkraftwerk Taketoyo in Japan

dapd/ddp/Kyodo

7.500 Kilowatt produziert diese riesige Solaranlage in der Stadt Taketoyo in Zentraljapan.

Schwankungen befürchtet

„Für eine führende Wirtschaftsnation wie Japan, befürworte ich die Beibehaltung der Atomenergie als beständige Variante, obwohl wir daran arbeiten müssen, ihren Anteil zu reduzieren“, so Kashiwage. Der Experte beruft sich in seiner Argumentation auf Beispiele wie Offshore-Windräder, deren Energieoutput im windarmen Sommer zurückgeht. Im Winter hingegen sinke etwa der Ertrag von Solaranlagen.

Die Atomkatastrophe von Fukushima im März des Vorjahres hat in Japan zu einem Umdenken geführt. Einig ist man sich mittlerweile, dass der Anteil an Nuklearenergie reduziert werden muss - die große Frage ist jedoch, wie stark. Die Regierung möchte im September ihre Pläne dazu vorstellen. Derzeit werden 30 Prozent der Energie aus AKWs gewonnen - ein Wert, der nach der Katastrophe von Fukushima drastisch gesunken ist, nachdem ein Großteil der Reaktoren heruntergefahren wurde.

Hälfte der Bevölkerung für Atomausstieg

Die Gegner der Nuklearenergie pochen auf eine gänzliche Verbannung derselben bis zum Jahr 2030 - sie wissen bereits rund 50 Prozent der Bevölkerung hinter sich. Die Energiewende würde nicht nur helfen, die Wirtschaft anzukurbeln, sondern auch die Energieabhängigkeit des Landes zu reduzieren, plädiert etwa Masaru Kaneko. Die Regierung sieht sich jedenfalls vor zwei Optionen gestellt: entweder eine drastische Reduzierung der Nuklearenergie auf weniger als 20 Prozent oder eben die gänzliche Abschaffung, die auch die Nutzung von fossilen Energieträgern nötig machen würde.

Warnung vor steigenden Strompreisen

Die Gegner der zweiten Lösung warnen vor steigenden Energiekosten durch teure Importe und den kostspieligen Ausbau von Alternativenergien. Tatsächlich sind die Elektrizitätspreise im August angestiegen - um etwa zehn Prozent. Die befürchteten Auswirkungen sind groß: Der Anstieg könnte das Wirtschaftswachstum dämpfen und die Arbeitslosigkeit erhöhen, während Unternehmen aufgrund höherer Produktionskosten abwandern.

Häuser in  der "Solastadt" Ota

Reuters/Yuriko Nakao

80 Kilometer nordwestlich von Tokio befindet sich die Energievorzeigestadt Ota

Energieexperte Sumio Saito sieht gegenüber IPS keinen Weg zurück zur Nuklearenergie - auch wenn der Preis dafür ist, dass man vorübergehend vermehrt auf fossile Brennstoffe setzen müsse. „Fossile Treibstoffe sind nötig in dieser Übergangsphase, in der Japan von der Nuklearenergie weggeht.“ Darüber müsse man kurzfristig hinwegsehen - auch wenn dafür die Treibhausgasemissionen ansteigen würden.

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