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Ägypten auf Seite der Aufständischen

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat die iranische Führung öffentlich brüskiert. In einer Rede zur Eröffnung des Gipfels der Blockfreien Staaten (Non-Aligned Movement - NAM) am Donnerstag in Teheran sagte Mursi, die Unterstützung der Revolution in Syrien sei „eine moralische Pflicht sowie eine politische und strategische Notwendigkeit“.

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Die syrische Führung, deren engster Verbündeter der Iran ist, bezeichnete er als „Unterdrückerregime“, das jede Legitimität verloren habe. „Ägypten ist bereit, mit allen Seiten zusammenzuarbeiten, um das Blutvergießen zu beenden“, sagte er zudem.

Lange Gesichter bei Iranern

Die ägyptische Nachrichtenagentur MENA meldete daraufhin: „Die syrische Delegation hat sich zu Beginn von Präsident Mursis Rede zurückgezogen.“ Anderen Medien gegenüber dementierte das der syrische Außenminister Walid al-Muallim: Er habe lediglich mit Journalisten geplaudert. Die Aussagen Mursis kritisierte er: Das sei eine Einmischung in die internen Angelegenheiten Syriens.

Gipfel der Blockfreien Staaten in Teheran

APA/EPA/Khamenei Official Website

Bündnis der Blockfreien besteht aus 120 Staaten

Die iranische Delegation verfolgte die Rede Mursis, die von arabischen TV-Sendern übertragen wurde, zunächst mit versteinerten Gesichtern. Lediglich aus den Reihen der tunesischen Delegation kam zustimmendes Nicken. Der Iran gilt als Verbündeter Assads, selbst von Waffenlieferungen war zuletzt die Rede gewesen. Der Iran schlug zudem zur Lösung der Syrien-Krise die Bildung einer Troika aus Staaten der Blockfreien-Bewegung vor. Diese solle sich zusammensetzen aus Vertretern Ägyptens, Venezuelas und des Iran, kündigt Teheran an. Assad hatte diese Initiative begrüßt.

„Wandel statt Reform“

Mursi verglich den Aufstand der syrischen Regimegegner gegen Präsident Baschar al-Assad mit der Intifada der Palästinenser. Den Gipfelteilnehmern redete er ins Gewissen: „Das Blutvergießen in Syrien ist eine Last und eine Verantwortung, die wir auf unseren Schultern tragen, und wir müssen erkennen, dass es nicht enden wird, wenn wir nicht alle gemeinsam etwas dagegen unternehmen.“

Mursi hatte schon am Dienstag in einem Interview mit der Agentur Reuters gemeint: „Jetzt ist die Zeit gekommen, das Blutvergießen zu beenden, die Rechte des syrischen Volkes wiederherzustellen, und für das Regime, das sein Volk tötet, zu verschwinden.“ Ein militärisches Eingreifen in Syrien lehnt Mursi zwar ab, seine Botschaft war trotzdem eindeutig. „Es gibt keinen Bedarf, über Reformen zu sprechen, wir müssen über einen Wandel reden.“

Schwieriges Verhältnis zum Iran

Mit Mursi besucht erstmals seit der islamischen Revolution von 1979 wieder ein ägyptischer Präsident den Iran. Die beiden Staaten unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Mursi bezeichnete den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad als „meinen lieben Bruder“, als er den NAM-Vorsitz an ihn übergab. Mursi hat aber bisher offen gelassen, ob er die Beziehungen zum Iran aufwerten will. Er sprach sich jüngst dafür aus, zur Lösung des Syrien-Konflikts eine Kontaktgruppe zu bilden, der neben Ägypten auch der Iran, Saudi-Arabien und die Türkei angehören sollen.

Unter seinem Vorgänger Präsident Hosni Mubarak hatte Ägypten Abstand zum Iran gehalten und geholfen, die Sicherheit Israels zu garantieren. Dafür war Ägypten mit finanziellen Hilfen westlicher Staaten bedacht worden. Geld braucht das Land, das seit dem Sturz von Mubarak 2011 mit sinkenden Touristenzahlen und einer Abwanderung ausländischer Investoren zu kämpfen hat, heute noch dringender als in den letzten Jahren der Mubarak-Ära.

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