Großer Zustrom in Jordanien
Die Auseinandersetzungen in Syrien entwickeln sich mit jedem weiteren Tag zu einer noch größeren humanitären Krise. Laut dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) sind mittlerweile 214.120 Flüchtlinge aus Syrien registriert. Sie suchen in den Nachbarländern Türkei, Jordanien, Libanon und Irak Zuflucht vor den Kämpfen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Für das Gesamtjahr 2012 hatte das UNHCR nur 185.000 syrische Flüchtlinge prognostiziert. Diese Zahl sei nun „beträchtlich nach oben revidiert“ worden. Die Dunkelziffer könnte aber weit darüber liegen. Mehr als 51.000 Syrer ließen sich bisher im Libanon bei den Vereinten Nationen registrieren. Das Nachbarland Jordanien schätzt, dass schon 160.000 syrische Flüchtlinge angekommen sind. In der Türkei sind es mehr als 80.000.
Besonders der Zustrom an Flüchtlingen in das Lager Saatri im Norden von Jordanien habe sich zuletzt verdoppelt, hieß es. In der vergangenen Woche seien dort 10.200 Menschen angekommen. Eine Ausweitung wird angenommen: „Wir glauben, dass dies der Beginn eines bedeutenden, noch viel größeren Zustroms nach Jordanien sein könnte“, sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming.
Zusammenstöße in Aufnahmelager
Die Situation in den Aufnahmelagern wird zunehmend angespannt. Bei Zusammenstößen zwischen jordanischen Polizisten und syrischen Flüchtlingen wurden laut Regierungsangaben rund 20 Sicherheitskräfte verletzt. Mehrere Dutzend Flüchtlinge hätten am Dienstag in dem Lager al-Saatari rund 85 Kilometer nördlich der Hauptstadt Amman gegen ihre Lebensbedingungen protestiert, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus einer Regierungsquelle.
6.000 Flüchtlinge in wenigen Stunden
Ist die Gewalt in bestimmten Regionen besonders schlimm, fliehen Tausende Syrer innerhalb weniger Stunden. Als es etwa zu heftigen Kämpfen im Süden von Damaskus kam, überquerten 6.000 Syrer die Grenze Richtung Libanon. Auch der griechisch-katholische Bischof aus Aleppo ist offenbar in den Libanon geflohen. Seine Residenz wurde laut Radio Vatikan geplündert - mehr dazu in religion.ORF.at.
Aus der Türkei hatte es geheißen, dass der Zustrom von Syrien-Flüchtlingen gestoppt werde. Wegen der schnell wachsenden Flüchtlingszahl sollten nicht mehr alle Syrer aufgenommen werden, hieß es in türkischen Medien. Ein Regierungsvertreter bestätigte das, ohne Details zu nennen. „Wenn die Zahl der Flüchtlinge über 100.000 steigt, können wir sie nicht mehr unterbringen“, hatte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu vor wenigen Tagen der Tageszeitung „Hürriyet“ gesagt. Ein syrischer Aktivist hatte berichtet, dass etwa 7.000 Menschen an der Grenze zur Türkei ausharren und warten.
USA: Grenze zur Türkei offen
Ein Dementi gab es aus den USA. Die türkischen Grenzübergänge sind nach Angaben des US-Außenministeriums für Flüchtlinge aus Syrien offen. „Registrierung und Vorankommen“ seien etwas langsam gewesen, sagte Sprecherin Victoria Nuland in Washington. „Wir arbeiten mit UNO-Stellen in der Türkei zusammen, um die Fähigkeit zu vergrößern, mehr Menschen schneller zu bewegen. Aber wir haben zurzeit keine geschlossenen Grenzen.“
Türkei fordert bessere Versorgung
Die bisher in die Türkei geflüchteten Syrer leben in Notlagern entlang der Grenze. Diese sind dem Ansturm jedoch kaum gewachsen. Derzeit errichtet die Türkei dem türkischen Diplomaten zufolge in den Provinzen Gaziantep und Hatay zwei weitere Camps mit 10.000 Plätzen. Die Türkei fordert daher eine Versorgung von Flüchtlingen innerhalb Syriens.
„Wir erwarten von den Vereinten Nationen, dass sie sich mit der Frage des Schutzes von Flüchtlingen in Syrien und einer möglichen Versorgung in Lagern dort befassen“, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch Außenminister Ahmet Davutoglu vor seinem Flug nach New York. Die Türkei hat mehrfach eine Schutzzone für Vertriebene des Bürgerkriegs in Syrien gefordert
Bootsflüchtlinge vor Zypern ertrunken
Unterdessen ertranken vor der Nordküste Zyperns sieben syrische Flüchtlinge, nachdem ihr Fischerboot gesunken war. Nach Angaben der Küstenwache handelte es sich um vier Männer, eine Frau und zwei Kinder. Zwei mutmaßliche Menschenschmuggler, die sich nach dem Unglück an die Küste retten konnten, seien festgenommen worden, teilte das UNHCR am Dienstag in Genf unter Berufung auf Behörden mit.
Links: