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Fromm, bescheiden, pazifistisch

Die Amischen sind eine täuferisch-protestantische Religionsgemeinschaft, deren Wurzeln im Europa des 17. Jahrhunderts liegen. Die streng konservative Glaubensgemeinschaft lebt in den USA und Kanada. Bekannt sind die Amischen nicht nur für ihre typische Barttracht, sondern auch dafür, dass sie moderne Technik weitgehend ablehnen.

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Der Ursprung der Amischen (engl. Amish) findet sich in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas, in der sich die Gemeinschaft unter Führung des Schweizer Bischofs Jakob Ammann im Jahr 1693 von den Mennoniten („Alttäufern“) abspaltete.

Nachdem sie in Europa - etwa im Elsass unter der französischen Krone - nicht geduldet waren und mitunter religiös motivierter Verfolgung ausgesetzt waren, emigrierten die Amischen - zumeist aus Südwestdeutschland und der Schweiz - ab Beginn des 18. Jahrhunderts sukzessive nach Nordamerika. In Europa gibt es seit 1941 keine amischen Gemeinden mehr.

Rund 250.000 Mitglieder in den USA

In den USA umfasst die Gemeinschaft etwa 250.000 Mitglieder in mehr als zwei Dutzend Bundesstaaten, mit Abstand die meisten davon sind aus den Bundesstaaten Ohio und Pennsylvania. Dazu kommen Gemeinden in der kanadischen Provinz Ontario. Untereinander sprechen die Amischen immer noch „Pennsylvania Dutch“ (das allerdings nichts mit „dutch“ für Niederländisch zu tun hat, Anm.) oder Pennsylvania German bzw. „Pennsilveni-Deitsch“, einen deutschen Dialekt mit vorwiegend pfälzischem Einschlag.

Bekannt ist die Gemeinschaft dafür, dass sie den Errungenschaften des modernen Industriezeitalters eher kritisch gegenübersteht. Dazu zählen auch Dinge wie elektrisches Licht und Telefon, mitunter auch das Fahrrad. Stattdessen nutzen die Amischen Pferdefuhrwerke („Dachwägle“) und die typischen Roller. Traktoren finden in der Landwirtschaft (sie ist die Lebensgrundlage der Gemeinschaft) mittlerweile Verwendung.

Die Bibel ist Gesetz

Die typische Kleidung ist einfach, bei erwachsenen Männern ist dabei ein Stroh- bzw. schwarzer Filzhut obligat. Frauen tragen ihre Haare in der Öffentlichkeit bedeckt. Diese dürfen sie nach der Hochzeit nicht mehr schneiden, genauso wenig wie verheiratete Männer sich ab diesem Zeitpunkt noch rasieren dürfen. Dass sich Amische, wie oft behauptet wird, aus religiösen Gründen nicht fotografieren lassen dürfen, gehört eher in die Abteilung Stereotype.

Autos dürfen in einigen Gemeinden genutzt werden, der Besitz wird allerdings nicht angestrebt. Verbote und Abweichungen von der „Heiligen Ordnung“ der Lebensgestaltung unterscheiden sich zwischen einzelnen lokalen Gemeinschaften teils deutlich. Gemeinsam ist ihnen allerdings, dass sie ihren Lebensalltag strikt dem Glauben unterordnen. Lesen aus der Bibel hat im privaten Bereich seinen fixen Platz, sonntägliche Gottesdienste dauern mehrere Stunden. Gemäß Bergpredigt lehnen die Amischen Gewalt strikt ab.

„Rumspringa“ und Taufe

Die Geschlechterrollen sind strikt konservativ vorgegeben. Kinder werden in eigenen Schulen unterrichtet, wo auch Kontrolle über die Lehrplaninhalte besteht. Im Vordergrund stehen Lesen, Schreiben und Rechnen, naturwissenschaftliche Fächer (in denen es mitunter um die Entstehung des Universums oder die menschliche Evolution geht) werden nicht gelehrt. Deutsch wird vor allem gelehrt, weil es für das Lesen der religiösen Schriften notwendig ist.

Vergleichsweise viele Freiheiten genießen junge Amische dagegen während des „Rumspringa“ vor der „Übersprengtaufe“ und dem (freiwilligen) Eintritt in die Erwachsenengesellschaft. Einmal Mitglied, gelten ab diesem Zeitpunkt die strengen Regeln der „Gemeinde Gottes“, die bei Fehlverhalten auch Sanktionen bis hin zur Exkommunikation vorsehen.

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