„Jugendcheck“ in Begutachtung
Das österreichweite Jugendschutzgesetz wird seit Jahrzehnten versprochen - der letzte Anlauf dazu scheiterte erst im Frühjahr. Anders als Beamte, Penionisten, Familien und Frauen finden die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen im täglichen politischen Diskurs vergleichsweise wenig Widerhall.
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Familien- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) unternimmt nun einen Versuch, das zu ändern. Konkret stellte Mitterlehner beim Forum Alpbach eine Jugendinitiative mit dem Ziel vor, eine Jugendstrategie auszuarbeiten. Vor allem aber wurde am Mittwoch der „Jugendcheck“ in Begutachtung geschickt.
25-seitiger Fragenkatalog
Dieser schreibt bei allen Gesetzesmaterien vor, dass die Auswirkungen auf die Jugend berücksichtigt werden müssen. Interessant würde das etwa bei Fragen zur Erhaltung der sozialen Systeme, meinte der Minister - sprich: inwiefern sich etwa Pensionsreformen auf junge Menschen auswirken. Anders als bisher, wo eine „oberflächliche Beschreibung für einige wenige Bereiche“ gefordert ist, müsse künftig jedes Gesetz mit einem 25-seitigen Fragenkatalog auf Auswirkungen für Kinder und Jugendliche geprüft werden. Mitterlehner erhofft sich davon mittelfristig auch, dass das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Jugendlichen in allen Ressorts gestärkt wird.
Zahlenmäßig unterlegen
Der Politologe Peter Filzmaier, der gemeinsam mit dem Minister den aktuellen Jugendmonitor präsentierte, wies darauf hin, dass die Jugend zahlenmäßig unterlegen sei. Deshalb müsse man sie gezielt unterstützen: Derzeit seien „20 Prozent der gesamten österreichischen Bevölkerung unter 20 Jahre alt. In 20 Jahren werden es nur noch 15 Prozent sein. Gleichzeitig steigt der Anteil der über 60-Jährigen auf über 30 Prozent.“
Um den Erfordernissen der Jugend möglichst gut entsprechen zu können, lässt Mitterlehner nun eine Jugendstrategie entwickeln. Ab September werden in allen Bundesländern Workshops abgehalten, um auf möglichst breiter Basis unter Einbindung unterschiedlichster Milieus die Wünsche und Probleme von Jugendlichen zu eruieren und davon vernünftige Maßnahmen abzuleiten. 2013 sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Informelle Kompetenzen
Mitterlehner will zudem, dass informell erworbene Kompetenzen, etwa die Organisation einer großen Jugendveranstaltung, zertifiziert werden sollen und somit Jugendlichen bei Bewerbungsgesprächen behilflich werden können. Hintergrund ist wohl auch, dass damit freiwilliges Engagement von Jugendlichen unterstützt werden soll.
Schließlich propagierte Mitterlehner noch eine Ausweitung seines Medienkompetenzpakets, das sich in Wien bewährt habe. Jugendliche lernen dort, wie sie das Internet sinnvoll für die Berufswahl nützen können. Zudem gelehrt wird etwa das Schreiben von Bewerbungen. Das entsprechende Angebot soll ab Herbst auf die Bundesländer ausgeweitet werden.
„Grüne Vorschläge aus Schublade geholt“
Die Grünen reagierten erfreut auf die Initiative. Sie habe Mitterlehner seit 2008 gedrängt, Jugendpolitik nicht nur als „Anhängsel der Regierung“ zu betreiben, so die grüne Jugendsprecherin Tanja Windbüchler-Souschill. Mitterlehner habe stets argumentiert, dass er keine Kompetenzen habe - nun beweise er genau das Gegenteil. Nun setze Mitterlehner jene parlamentarischen Anträge der Grünen um, die er bisher „in der Schublade“ liegen gelassen habe, so Windbüchler-Souschill.
Optimismus trotz Krise
Die jüngste Umfrage unter Österreichs Jugend im Rahmen des Jugendmonitors ergab ein weiter ziemlich optimistisches Bild. 80 Prozent sehen der Zukunft zuversichtlich entgegen. Das ist - trotz der Krise - nur ein Prozentpunkt weniger als Anfang 2010. Dass die Jugend dabei durchaus zu differenzieren wisse, sehen Mitterlehner und Filzmaier dadurch belegt, dass die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage auf Österreich bezogen in den letzten Jahren ziemlich stabil blieb, während die Erwartungen für Europa insgesamt merkbar sank.
Was die persönlichen Berufswünsche angeht, spielen Geld und Karriere offenbar eher Nebenrollen. In der Prioritätenliste ganz oben stehen laut der Umfrage Interesse an der Aufgabe und ein angenehmes Betriebsklima. Gespalten ist Österreichs Jugend, was die Mobilität angeht. Zwar halten sie 80 Prozent für wichtig, jedoch wollen trotzdem zwei Drittel in der Nähe des aktuellen Wohnorts arbeiten.
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