Regionalbehörden am Zug
In Italien soll es künftig deutlich weniger Flughäfen geben als bisher. Das geht aus den am Mittwoch bekanntgewordenen Plänen des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung hervor, die laut Medienberichten bereits am Freitag im Ministerrat zur Debatte stehen.
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Von den derzeit rund 60 Flughäfen des Landes wird nur noch knapp der Hälfte eine gesicherte Zukunft zugebilligt. Das geht laut Medienberichten aus den von der Zivilluftfahrtbehörde (ENAC) zusammen mit drei Beratungsunternehmen ausgearbeiteten Plänen hervor. Konkret will sich der Staat in einem ersten Schritt nur noch um rund 40 Flughäfen kümmern - anvisiert ist laut „La Repubblica“, diese Zahl später auf 33 zu reduzieren, womit die Zahl der italienischen Flughäfen „fast halbiert“ würde.
„Nicht mehr tolerierbar“
Ob die restlichen Flughäfen tatsächlich geschlossen werden, sollen die lokalen Behörden (Regionen, Provinzen bzw. Gemeinden, Anm.) entscheiden, an welche die Zuständigkeit abgegeben werden soll. Fraglich ist nach Ansicht des Onlinenachrichtendienstes Lettera43.it, ob diese tatsächlich bereit sind, in Zeiten gekürzter Budgets die wirtschaftlich umstrittenen Infrastrukturen „weiter am Leben zu erhalten“.
Aus staatlicher Sicht sei es jedenfalls „nicht mehr tolerierbar“, Flughäfen zu betreiben, bei denen keine logische Existenzberechtigung zu erkennen sei, wurde der Vizeminister im Verteidigungsministerium, Mario Caccia, vom „Messaggero“ zitiert.
Investitionsoffensive für Malpensa, Fiumicino & Co.
Im Gegenzug will Entwicklungsminister Corrado Passera die Wettbewerbsfähigkeit der zentralen und strategisch als wichtig eingestuften Flughäfen mit einer Investitionsoffensive ausbauen. An erster Stelle finden sich auf dieser Liste die beiden Hauptstadtflughäfen Fiumicino und Ciampino sowie Malpensa in Mailand, der mit kolportierten sieben Milliarden Euro weiter zu einer internationalen Drehscheibe ausgebaut werden soll.
Mit Investitionen in Milliardenhöhe wird zudem am umstrittenen Flughafen Viterbo nahe Rom festgehalten, der - so wie der Flughafen Bergamo nahe Mailand - eine Schlüsselrolle im Low-Cost-Bereich übernehmen soll. Außer Frage steht in Norditalien auch die strategische Rolle der Flughäfen von Turin, Genua und Bologna. Venedig, Treviso und Triest gelten als wichtige Tore in den Osten. Über den Kleinflughafen Verona sollen verstärkt Charterflüge bedient werden. Auch der immer wieder infrage gestellte Flughafen in Bozen soll laut „Repubblica“ weiter eine Rolle für den „lokalen Tourismus“ spielen.
Neapel als Drehkreuz im Süden
Drehkreuz für den Süden und somit auch Ziel weiterer Investitionen ist der Flughafen Napoli Capodichino. Er soll künftig verstärkt mit dem Flughafen von Salerno kooperieren, der als Anflugziel für Billiganbieter weiter ausgebaut werden soll. Auch die Aufgaben der Flughäfen von Bari („strategisch wichtig“, Zitat „Repubblica“), Brindisi („Low Cost“), Taranto („Cargo“) und Foggia („Tourismus“) soll den Angaben zufolge neu ausgerichtet werden.
Auf weitere Investitionen hoffen können zudem die Flughäfen in Catania und Palermo auf Sizilien und Cagliari und Olbia auf Sardinien. Als Grund gilt neben den „engen Handelsbeziehungen“ mit Nordafrika die weiter auszubauende Schlüsselrolle der Inselflughäfen für den Tourismus.
Peter Prantner, ORF.at
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