Pure Action als Auftrag
„Top Gun“-Regisseur Tony Scott (68) hat sich nach Angaben von US-Medien in Los Angeles das Leben genommen. Die „Los Angeles Times“ berichtete am Montag unter Berufung auf die Polizei, dass der gebürtige Brite am Sonntag von einer Brücke ins Wasser gesprungen sei. Tony, der Bruder von Ridley Scott, hinterließ demnach einen Abschiedsbrief - die Familie bat jedoch um Wahrung der Privatsphäre.
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Der 68-Jährige war bekannt für Actionfilme wie „Top Gun“ (1986) mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Auch für Filme wie „The Hunger“ (1983) mit Catherine Deneuve, David Bowie und Susan Sarandon sowie „True Romance“ (1993) nach eine Drehbuch von Quentin Tarantino mit einem Staraufgebot von Brad Pitt über Christopher Walken bis zu Samuel L. Jackson wird Scott in Erinnerung bleiben. Erfolg hatte der Regisseur auch mit der Krimikomödie „Beverly Hills Cop II“ (1987) mit Eddie Murphy in der Hauptrolle.
Tony Scott liebte die Gefahr - in jeder Form, und das spiegelte sich auch in seinen Filmen wieder. Ob bei „Top Gun“, seinem größten Erfolg, dem U-Boot-Thriller „Crimson Tide“ und zuletzt dem Eisenbahn-Thriller „Unstoppable“, immer wieder stand atemberaubende Action im Fokus seines Interesses. Dabei setzte er stets so wenige Spezialeffekte wie möglich ein. Scott galt als „guter Handwerker“.

APA/EPA/Mario Guzman
Tony Scott 2004 bei der Pressekonferenz für seinen Film „Man on Fire“ in Mexiko
Nur echter Thrill war für ihn guter Thrill
In einem Interview, das auf YouTube zu sehen ist, sagte Scott, dass er gerade das Nichtperfekte an realen Actionaufnahmen schätze. Immer passiere irgendetwas, womit niemand gerechnet habe - genau wie in der Realität. Das erhöhe die Authentizität der Aufnahmen. Bei den Dreharbeiten zu „Unstoppable“ etwa, wo ein mit giftigen Chemikalien beladener Zug als Zeitbombe auf den Schienen unterwegs ist, habe sich bei hohem Tempo eine Tür vom Zug gelöst.
Auch privat suchte Scott die Gefahr. Er war ein begeisterter Kletterer und fuhr schnelle Autos und Motorräder. Den meisten Thrill allerdings bereitete ihm der Filmdreh am Set, wie er 1995 in einem Interview sagte, das die Nachrichtenagentur AP in ihrem Nachruf zitiert: „Die größte Herausforderung in meinem Leben ist es, Regie zu führen. Das ist das Angsteinflößendste, Gefährlichste, was man überhaupt machen kann.“
Die Angst am ersten Drehtag
Der furchterregendste Moment sei immer der erste Tag am Set einer Produktion. Er leide unter der Angst, zu versagen und sein Gesicht zu verlieren. Und er fühle sich schuldig, weil so viele Menschen so viel Vertrauen zu ihm hätten und er befürchte, dem nicht gerecht werden zu können. Eine Angst, die nur bedingt berechtigt war - denn viele seiner Filme waren große finanzielle Erfolge, „Top Gun“ war nur der erste davon.
Ausgewählte Filme
Begierde (The Hunger, 1983)
Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986)
Beverly Hills Cop II (1987)
Tage des Donners (Days of Thunder, 1990)
Last Boy Scout – Das Ziel ist Überleben (1991)
True Romance (1993)
Crimson Tide – In tiefster Gefahr (1995)
Der Staatsfeind Nr. 1 (Enemy of the State, 1998)
Unstoppable – Außer Kontrolle (2010)
Kein Liebling der Kritiker
Scott musste sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, dass seinen Filmen jegliche Art von Tiefe, ob emotional oder intellektuell, abgehe. Während sein Bruder Ridley Scott für Produktionen wie „Blade Runner“, „Alien“ und „Gladiator“ oft vom Publikum wie von Kritikern gleichermaßen gefeiert wurde, sagte man Tony Scott nach, sein Augenmerk ausschließlich auf Actionszenen zu richten.
Sogar Scott selbst räumte ein, dass er sich damit schwertue, dramatische Elemente in seine Filme zu integrieren. 1990 sagte er in einem Interview zu seinem in vielen Medien verrissenen Autorennspektakel „Tage des Donners“ (1990) mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen: „Ich habe mir das aus allen Rennfilmen, die es bis jetzt so gab, zusammengestohlen. Ich habe die besten Elemente genommen und den Film auf ihnen aufgebaut.“
Film, TV, Werbung
Gemeinsam mit seinem Bruder Ridley leitete Scott die Produktionsfirma Scott Free Productions. Neben zahlreichen Werbefilmen produzierte das Studio auch TV-Serien wie „Numbers“ und „The Good Wife“. In Interviews betonte Scott, wie wichtig es ihm war, sowohl für Film als auch für Werbung und TV zu arbeiten. So könne er die Welt immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, was inspirierend sei. Tony Scott war in dritter Ehe mit der Schauspielerin Donna Wilson verheiratet. Sie spielte in einigen seiner Filme mit. Der Ehe entstammen Zwillingssöhne.
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