Treibstoffpolitik „vernünftig“
Innerhalb eines Tages mussten mitten im Sommerreiseverkehr drei Maschinen der irischen Billigfluglinie Ryanair auf dem Flughafen im spanischen Valencia notlanden. Vorwürfe wegen schlechter Sicherheitsstandards aufgrund von Treibstoffmangel wurden laut. Ryanair-Chef Michael O’Leary versteht die Kritik nicht. Die Notlandungen seien ein „außergewöhnliche Ereignis“ gewesen.
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„Jede der drei Maschinen hatte genug Treibstoff an Bord, dass es für 90 Minuten über der geplanten Landezeit reichte. Die Flugzeuge mussten jedoch rund eine Stunde nach der geplanten Landezeit in einer Warteschleife über Valencia kreisen. Das ist nicht normal“, sagte O’Leary gegenüber der „Financial Times Deutschland“ („FTD“, Freitag-Ausgabe).
Sofortige Landung beantragt
Ursache für die Verzögerung und die entstandene Warteschleife war ein Gewitter. Die drei Notlandungen ereigneten sich bereits am 26. Juli. Aufgrund eines Unwetters mussten zahlreiche Flüge nach Madrid auf den etwa 285 Kilometer entfernten Flughafen in Valencia umgeleitet werden. Wegen der Vielzahl an Umleitungen hatte sich dort bereits eine Warteschleife gebildet, wie die irische Zeitung „Independent“ berichtete.
Drei Ryanair-Maschinen mussten allerdings Notlandeerlaubnis beantragen, zwei davon innerhalb von drei Minuten, hieß es. „Nachdem drei Maschinen 50, 68 und 69 Minuten nach der geplanten Landezeit in Madrid noch über Valencia kreisten, beantragten die drei Ryanair-Maschinen eine sofortige Landung, da die Kerosinmengen an Bord ein Minimum erreicht hatten“, erklärte Ryanair den dreifachen Notruf.
„Unsere Treibstoffpolitik funktioniert“
„Ryanair operiert wie alle anderen europäischen Fluglinien“, betonte O’Leary gegenüber der „FTD“. Die Fluglinie erfülle die Sicherheitsvorschriften des Herstellers Boeing und der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA). „Unsere Treibstoffpolitik funktioniert.“ Es sei nie die Sicherheit der Passagiere gefährdet gewesen, sie seien nur genervt gewesen, weil sie eine zusätzliche Stunde in der Luft hätten warten müssen.
Spanische Behörden und die Pilotenvereinigung sehen das anders. Der spanische Verbraucherverband CEACCU etwa sah die Sicherheit der Passagiere „stark“ gefährdet. Im Auftrag des spanischen Verkehrsministeriums untersucht nun die spanische Flugsicherheitsbehörde (AESA), ob die Notlandungen tatsächlich aufgrund von leeren Tanks erfolgten.
Zusätzlichen Treibstoff beantragen
„Wenn eine Fluglinie an einem Tag dreimal wegen Kerosinmangels notlanden muss, dann stimmt etwas im System nicht“, kritisierte der Sprecher der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg gegenüber der „FTD“. Ryanair setze die Piloten unter Druck, nicht zu viel Treibstoff mitzunehmen. Zusätzliche Vorräte müssten schriftlich begründet werden.
O’Leary bestätigte das, bezeichnete es aber als „vernünftiges Verfahren“. Knapp betankte Flugzeuge sind leichter und damit auch billiger zu betreiben. Für den Chef der Fluglinie sind Notlandungen Teil des Sicherheitssystems: „Wenn eine Airline Mayday ausruft, dann handelt es sich nicht um eine Notsituation, sondern das ist ein vorgeschriebenes Verfahren für eine bevorzugte Landung.“
Ryanair will Untersuchungen unterstützen
Ryanair will nun die Untersuchungen der spanischen Behörden nach eigenen Angaben unterstützen. Es gebe bereits einen Bericht bei den Luftfahrtaufsehern in Spanien und Irland. Dass Spanien der Billigfluglinie die Fluglizenz aberkennen könnte, fürchtet O’Leary nicht: „Die Lizenz wurde von der irischen Luftfahrtbehörde ausgestellt. Weder die spanische Regierung noch das Verkehrsministerium sind befugt, sie uns abzuerkennen“, sagte er gegenüber der spanischen Zeitung „El Mundo“ (Freitag-Ausgabe).
Es habe immer nur Beschwerden von Verbraucherverbänden gegeben. Diese hätten aber nie etwas mit der Sicherheit zu tun gehabt, betonte er. Zudem seien auch in diesem Fall nur drei der insgesamt 1.500 Ryanair-Flüge betroffen gewesen.
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