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Keine Angst vor Stronach-Partei

Mit Josef Bucher sind am Montag in ORF2 die „Sommergespräche 2012“ gestartet. Der BZÖ-Chef kündigte gegenüber Armin Wolf an, bei der kommenden Kärntner Landtagswahl als Spitzenkandidat seiner Partei anzutreten. „Ich werde in Kärnten Spitzenkandidat des BZÖ, und ich möchte Landeshauptmann in Kärnten werden“, so Bucher am Montag auf Burg Petersberg im Kärntner Friesach.

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Allerdings will Bucher auch bei der Nationalratswahl im Herbst 2013 als Spitzenkandidat antreten. An seinem „politischen Vorbild“ Jörg Haider hält er fest, vor Stimmenverlusten an Frank Stronach fürchtet er sich nach eigenen Angaben nicht.

Bucher zeigte sich optimistisch, sein Ziel - Kärntner Landeshauptmann zu werden - zu erreichen. Der aktuelle Landeschef, Gerhard Dörfler, sei „Geschichte“, sobald Neuwahlen in Kärnten fix sind, gab sich der BZÖ-Politiker zuversichtlich. Bucher will nur in Kärnten bleiben, wenn er Landeshauptmann wird, nicht aber als Landtagsabgeordneter. Eine Koalition mit der FPK kann sich der BZÖ-Obmann „mit Personen wie Dörfler, Dobernig, dem System Scheuch offen gesagt nicht vorstellen“, wie er am Montag im Gespräch mit Armin Wolf sagte.

Armin Wolf im Gespräch mit BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher

ORF/Milenko Badzic

Bucher ist überzeugt vom Wiedereinzug des BZÖ in den Nationalrat

„Kärntner haben so viel Selbstreinigungskraft“

Befragt über Jörg Haider, der ihn, Bucher, im Jahr 2002 in die Politik geholt hat, und über die jüngsten Erkenntnisse rund um die Hypo Alpe-Adria hält Josef Bucher an seinem „politischen Vorbild“ fest: „Jörg Haider war in seiner Schaffensperiode für mich ein Vorbild, und da gibt es nichts, was mir gegenwärtig irgendwie diese Sicht eintrüben könnte.“ Jedenfalls hält es Bucher „für fahrlässig, dass man Kärnten auch von Wien gesteuert in ein so schlechtes Licht rückt. Ich versteh das nicht vom Herrn Strache, sich bei Jörg Haider abzuputzen. Ja, es gibt viele Umstände, mit denen wir zu kämpfen haben, die Kärntner Seele blutet. Aber die Kärntner haben so viel Selbstreinigungskraft.“

Haider könne nicht einzig und allein „für alles“ verantwortlich gemacht werden. In Kärnten habe man noch Respekt vor einem Toten, holte Bucher zur Verteidigung des Ex-Landeshauptmanns aus.

BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher

ORF/Milenko Badzic

Bucher übernahm nach dem Unfalltod Haiders 2008 die Führung des BZÖ - in Haiders „engstem Kreis“ sei er aber nie gewesen, wie er kürzlich sagte

„Nicht in der Vergangenheit herumstöbern“

Auf die Frage, ob sich Bucher nie darüber gewundert habe, wie das vergleichsweise kleine und sehr junge BZÖ bei der Nationalratswahl 2006 die Kosten für den Wahlkampf aufgebracht habe, antwortete Bucher mit einem klaren Nein. Er sei in diese Themen nicht involviert gewesen und habe auch gar nicht gewusst, was so ein Wahlkampf kostet. Auch in Bezug auf die Glücksspielaffäre, bei der für ein neunseitiges Gutachten 300.000 Euro an die BZÖ-eigene Werbeagentur Orange geflossen sein sollen, gab Bucher an, keine Details zu wissen, die er nicht ohnehin schon offengelegt habe. „Meine Aufgabe sehe ich nicht darin, in der Vergangenheit herumzustöbern“, so Bucher. Das BZÖ stehe vielmehr für die Zukunft.

Angesprochen auf seinen ehemaligen Weggefährten Karl-Heinz Grasser zeigt sich Bucher „besorgt und bestürzt darüber, was da alles passiert ist. Wenn ich gewusst hätte, dass es solche Umstände überhaupt gibt, hätte ich überlegt, meine Karrierezeit anders zu gestalten.“

Mit „jugendlicher Frische“ gegen Stronach

Bucher will auch bei der Nationalratswahl 2013 als Spitzenkandidat des BZÖ antreten, einen Widerspruch zu seiner Landtagskandidatur will er darin nicht erkennen. Angst vor Stimmenverlusten in Richtung Stronach-Partei hat Bucher nach eigenen Angaben nicht und zeigt sich vom Wiedereinzug in den Nationalrat überzeugt: „Herr Stronach hat eine sehr beeindruckende Vergangenheit, und wir haben eine hoffnungsvolle Zukunft. Ich schätze das Lebenswerk des Frank Stronach, er ist heute 80 Jahre alt, und wir werden mit jugendlicher Frische eine andere Politik machen.“

Bucher sieht keinen Nachteil für seine Partei, deren Programm identisch sei mit den Inhalten von Stronach. Das sei im Gegenteil keine Konkurrenz, sondern „eigentlich eine Werbung für uns“.

Drängen auf Euro-Zonen-Alternative

Der BZÖ-Chef warb gegenüber dem ORF abermals für eine Alternative zur derzeitigen Euro-Staatenunion. Es gebe Vorbereitungen in die Richtung eines gemeinsamen Währungsbündnisses starker Euro-Staaten des Nordens, wie etwa Deutschland, Frankreich und Niederlande gemeinsam mit Österreich. Sollte das nicht zustande kommen, wäre die günstigere Alternative für Österreich dennoch die Abkehr aus der Euro-Zone und eine eigene Landeswährung. Bucher bekräftigte zugleich aber, dass das eigentlich nicht sein Wille sei.

Als seine wichtigsten Charaktereigenschaften nannte Bucher „Ehrlichkeit und Anständigkeit“. Sein Traumberuf sei, „Regierungspolitik zu machen in Österreich und Landeshauptmann von Kärnten zu sein“. Die ORF-„Sommergespräche“ finden dieses Jahr an Orten der Kindheit der jeweiligen Parteichefs statt - in Buchers Fall war das die Burg Petersberg im Kärntner Friesach.

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