Erdbeben löste Panik aus
Die Zahl der Opfer der schweren Erdbeben in der nordwestiranischen Provinz Aserbaidschan ist weiter stark gestiegen: Das iranische Innenministerium in Teheran teilte am Samstagabend mit, dass inzwischen mindestens 250 Tote zu beklagen seien. Etwa 2.000 wurden verletzt, viele von ihnen schwer, wie Vize-Innenminister Hassan Gadami der Nachrichtenagentur Fars sagte.
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Im Laufe des Samstag wurden die Zahlen der Verletzten und Toten immer wieder weiter nach oben korrigiert. Manche Opfer starben auf dem Weg ins Krankenhaus. Dem seismologischen Institut der Universität Teheran zufolge hatte das Hauptbeben, das sich um 14.23 Uhr MESZ ereignete, eine Stärke von 6,2. Das Epizentrum des Erdbebens lag den Angaben zufolge etwa 60 Kilometer von der Millionenstadt Täbris entfernt.

APA/ORF.at
Nur elf Minuten nach dem ersten Beben ereignete sich demnach ein Nachbeben mit einer Stärke von 6,0. Das Erdbebengebiet ist rund 190 Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt, die Distanz zu den Grenzen Armeniens und Aserbaidschans beträgt 90 Kilometer.
Bewohner flohen aus Häusern
In Täbris leben etwa 1,5 Millionen Menschen. Das Erdbeben sorgte laut den Behörden für Panik. Die Menschen in der Region wurden mit Blick auf mögliche Nachbeben aufgerufen, im Freien zu übernachten.

AP/Hamed Nazari
Verletzte werden im Freien behandelt
Die amtlichen iranischen Nachrichtenagenturen Mehr und Fars berichteten von einem Zusammenbruch der Telefon- und Mobilfunknetze in der Region. Demnach flohen viele Bewohner in Täbris in Panik aus ihren schwankenden Häusern ins Freie. Die Feuerwehr berichtete laut der Agentur Isna von großflächigen Stromausfällen und dichtem Verkehr in Täbris.
Dörfer von Außenwelt abgeschnitten
Die Erschütterungen waren auch in anderen Orten wie Ardebil, Meschkinschahr und Ahar zu spüren. Der Chef der Hilfsorganisation Roter Halbmond, Mahmud Mosafar, sagte der Agentur Mehr, zu mehreren Dörfern gebe es keinen Zugang. Ein Verantwortlicher aus Ahar bezifferte die Zahl der betroffenen Dörfer auf etwa 60. Unbestätigten anderen Berichten zufolge wurden etwa 30 Siedlungen schwer beschädigt.

AP/Kamel Rouhi
Für die verletzten Opfer gibt es bei den ersten Hilfsmaßnahmen keine Liegen
Mosafar sagte, es gebe teils telefonischen Kontakt zu den Einwohnern. Um die Menschen in den Dörfern zu erreichen, wurden demnach Hubschrauber eingesetzt. Aus dem Innenministerium in der Hauptstadt Teheran hieß es, allein aus der Ortschaft Warseghan seien etwa 50 Menschen verletzt in Krankenhäuser gebracht worden.
Immer wieder starke Beben
Im Iran gibt es häufig Erdbeben, weil dort mehrere tektonische Platten aufeinandertreffen. Bei einem Erbeben im Nordosten Irans im Jänner wurden mehr als hundert Menschen verletzt. Außerdem entstanden zahlreiche Sachschäden in Wohnvierteln. Von den Erdstößen war insbesondere die 500.000-Einwohner-Stadt Neyshabur in der Provinz Khorasan Rasavi betroffen. Auch in der hundert Kilometer östlich gelegenen Pilgerstadt Mashad war das Beben zu spüren. Örtliche Medien berichteten von einem Dutzend Nachbeben.
Historische Stadt Bam 2003 zerstört
Besonders betroffen von Erdbeben ist im Iran die Provinz Kerman. Ein besonders schweres Beben ereignete sich im Dezember 2003. Damals kamen in der im Südosten des Landes liegenden Region 31.000 Menschen ums Leben. Die historische Stadt Bam und umliegende Ortschaften der Region Kerman wurden von einem verheerenden Beben weitgehend zerstört. Die Erdstöße hatten eine Stärke von 6,6.
Im Februar 2005 bebte erneut in Kerman die Erde mit einer Stärke von 6,4 (Richterskala). Dabei starben mindestens 612 Menschen, vier Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht. Besonders betroffen war die Stadt Zarand. In der Provinz Kerman hatten zwei Beben bereits 1981 für große Zerstörung gesorgt. Bei den beiden Erdbeben kamen bis zu 4.500 Menschen zu Tode. Zwischen 50.000 und 75.000 Menschen wurden nach dem Einsturz ihrer Häuser obdachlos.
Verheerendste Katastrophe 1990
Bei einem Erdbeben der Stärke 6,1 im Nordwesten im Februar 1997 stürzten etwa 12.000 Häuser ein. In der Region Ardabil starben schätzungsweise mehr als 800 Menschen.
Die verheerendste Katastrophe ereignete sich im Juni 1990. Beim schlimmsten Beben des Jahrhunderts im Iran mit einer Stärke von 7,7 kommen 40.000 bis 50.000 Menschen zu Tode. Zentrum der Zerstörungen ist die Küste am Kaspischen Meer um Rascht.
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