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Sekte wartete in Erdloch auf Apokalypse

Im November 2007 haben sich mehr als 30 Menschen, darunter auch Kinder, mit Proviant in ein unterirdisches Tunnelsystem zurückgezogen. Sie wollten sich im Gebiet Pensa rund 650 Kilometer südöstlich von Moskau auf das Ende der Welt vorbereiten, das ihrer Überzeugung nach kurz bevorstand.

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Im Frühling 2008 verließen die Sektenanhänger, die als „Höhlenmenschen von Pensa“ bekanntwurden, das Erdloch. Man habe sie davon überzeugt, dass von den Leichen zweier in der Höhle gestorbener Frauen Infektionsgefahr ausgehe, teilte ein Behördensprecher damals mit. In der Höhle war laut Behörden auch ein eineinhalb Jahre altes Kind.

Anführer räumte „Irrtum“ ein

Verhandlungsführer hatten laut Medienberichten bis zuletzt Probleme, die Menschen zum Verlassen des Erdlochs zu bewegen, weil ihnen das „Bibelwissen zum Argumentieren“ gefehlt habe. Die Sektenmitglieder hatten mehrfach gedroht, sich selbst zu verbrennen, sollte die Höhle gestürmt werden. Das russische Staatsfernsehen zeigte, wie Schüsse aus der Höhle abgefeuert wurden, als sich ein Priester zu Verhandlungen mit der Sekte näherte.

Die Männer, Frauen und Kinder wollten ursprünglich - mit ausreichend Nahrung versorgt - von Anfang November bis Ende Mai in dem Erdloch ausharren, um dort „den Weltuntergang“ zu überleben. Laut russischen Medienberichten war die Höhle allerdings wegen Tauwetters einsturzgefährdet. Das Tunnelsystem war vom spirituellen Führer der Sekte, Pjotr Kusnezow, angelegt worden. Der Bauingenieur ging allerdings nicht mit in die Tiefe. Er wurde in die Psychiatrie eingewiesen und räumte später ein, dass er sich bei seiner Prognose des Weltuntergangs geirrt haben könnte.

Warnung vor Ausbreitung von Sekten

Seit dem Ende der Sowjetunion hätten viele Menschen die Orientierung verloren und seien daher anfällig für neue Glaubensvorgaben, sagte der russische Sektenexperte Alexander Dworkin damals. Ähnliche Sekten wie die „Wahre russisch-orthodoxe Kirche“, deren Mitglieder die „Höhlenmenschen von Pensa“ waren, gebe es im ganzen Land. Die russische Regierung und die russisch-orthodoxe Kirche warnten angesichts des Falles vor der Ausbreitung „gefährlicher Sekten“.

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