Ein Viertel der Bevölkerung betroffen
Mehr als 300 Millionen Inder haben am Montag wegen einer Störung im Stromnetz ohne Elektrizität auskommen müssen. Das gesamte Netz der Region, in der etwa 28 Prozent der rund 1,2 Milliarden Inder leben, sei ausgefallen, teilte der zuständige Energieversorger mit. Insgesamt waren demnach acht Bundesstaaten betroffen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der Stromausfall gilt als der größte seit mehr als einem Jahrzehnt in Indien. Die Lichter in der Hauptstadt Delhi und acht Bundesstaaten erloschen in den frühen Morgenstunden. Auch zu Beginn des Berufsverkehrs konnten die Verbindungen nicht wiederhergestellt werden.

AP/Rajesh Kumar Singh
Auf den Bahnhöfen mussten die Menschen stundenlang warten
Millionen Menschen mussten bei tropischer Hitze ohne Klimaanlagen auskommen und kamen nicht zur Arbeit, weil U-Bahnen stundenlang stehen blieben. Auch der Zugsverkehr kam in der Region größtenteils zum Erliegen. Zehntausende Passagiere waren „gestrandet“ und konnten nicht weiterreisen, wie die BBC meldete.

APA/EPA/Raminder Pal Singh
In Bahnhöfen nutzten die Wartenden die Zeit zum Schlafen
Zu viel Strom „abgezapft“?
Auch die Wasserversorgung der Metropole konnte für einige Stunden nicht mehr gewährleistet werden. Laut den Behörden haben Spitäler und das Transportsystem die Priorität bei der Wiederherstellung der Stromversorung. In mehreren Städten fielen die Ampelanlagen aus, was zu starken Behinderungen des morgendlichen Berufsverkehrs führte.
Nach Angaben der Regierung lag die Ursache des Stromausfalls in der Stadt Agra, die für das Mausoleum Taj Mahal bekannt ist. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Die Ursache des Stromausfalls wird derzeit untersucht. Der zuständige Energieminister Sushil Kumar Shinde setzte eine Kommission ein. Es wird vermutet, dass einige Bundesstaaten aufgrund der herrschenden hohen Temperaturen mehr Energie „abgezapft“ hatten, als sie offiziell dürfen.
Aus anderen Staaten abgeleitet
Als Notmaßnahme seien Stromnetze im Westen und Osten Indiens angezapft worden. Der U-Bahn-Betrieb in Dehli wurde am Vormittag zu etwa einem Viertel des üblichen Umfangs wiederaufgenommen. Zur Mittagszeit hatten die meisten Gebiete von Delhi und des Staates Uttar Pradesh wieder Strom. Ausfälle gab es auch in den Staaten Rajasthan, Punjab sowie Jammu und Kashmir.
Große Probleme mit Infrastruktur
Energiemangel und marode Straßen und Eisenbahnstrecken behindern die Industrialisierung Indiens. Das Energienetz ist veraltet. Zu Spitzenzeiten übersteigt die Stromnachfrage das Angebot deutlich. Stromausschaltungen sind in Indien an der Tagesordnung, wie die BBC weiter schreibt. Das aus der Stromknappheit resultierende Chaos hat bereits zu Massendemonstrationen und Unruhen geführt, so die BBC. Anfang Juli kam es in einem Vorort von Dehli, Gurgaon, zu Straßenblockaden und Auseinandersetzungen mit der Polizei, als dort der Strom für einige Stunden ausfiel.
Laut Experten braucht Indien für die wachsende Industrie dringend eine Erhöhung der Energieproduktion. Offenbar sind allerdings einige Millionen Inder noch gar nicht an das reguläre Stromnetz angeschlossen. Die Regierung von Manmohan Singh setzt seit geraumer Zeit auf den Ausbau der Atomenergie. Schätzungen gehen allerdings davon aus, das aktuell nur rund drei Prozent des Stromverbrauchs durch Atomenergie abgedeckt sind. Die Proteste der lokalen Bevölkerung bremsten hier teils die Bauvorhaben.
Links: