Kreise: Schuldenschnitt öffentlicher Griechenland-Gläubiger

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In der Euro-Zone werden nach Angaben aus ranghohen Kreisen Optionen geprüft, Griechenland mit einem weiteren Schuldenschnitt eine letzte Chance zum Verbleib in der Währungsunion zu sichern.

Dazu werde eine Abschreibung der Verbindlichkeiten des südeuropäischen Euro-Landes bei öffentlichen Gläubigern von 30 Prozent erwogen, berichteten mit den Gesprächen Vertraute heute.

Dadurch solle die Schuldenlast des von der Pleite bedrohten Landes um 70 bis 100 Mrd. Euro verringert werden. Das würde bedeuten, dass sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch nationale Notenbanken Abschreibungen auf griechische Anleihen hinnehmen müssten. Dadurch könnte sich Rekapitalisierungsbedarf bei der EZB und einigen Notenbanken ergeben. Die EZB lehnte jeden Kommentar dazu ab.

Massive Abschreibungen im Februar

Privatgläubiger wurden bereits im Februar durch einen Schuldenschnitt auf griechische Anleihen zu hohen Abschreibungen gezwungen. Das war die Voraussetzung für das zweite Griechenland-Hilfspaket. Ein Schuldenschnitt bei öffentlichen Gläubigern wurde damals aus politischen Gründen verworfen. „Der größte Fehler war, dass wir keinen Haircut für griechische Staatsanleihen hinbekommen haben, die in den Portfolios der nationalen Notenbanken liegen“, sagte ein an den Planspielen Beteiligter.

Merkel und Hollande mit einer Stimme

Angesichts der sich zuspitzenden Euro-Krise rücken die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande heute demonstrativ zusammen. Nach einem Krisentelefonat verbreiteten sie eine gemeinsame Erklärung, in der es heißt: „Deutschland und Frankreich sind der Integrität der Euro-Zone zutiefst verpflichtet. Sie sind entschlossen, alles zu tun, um die Euro-Zone zu schützen.“ Alle Mitgliedsstaaten und die EU-Institutionen müssten dafür ihre Verpflichtungen einhalten.

Milliardenhilfen für Banken

Brüssel genehmigte unterdessen die Milliardenhilfen für Griechenlands taumelnde Banken. Die Billigung gelte aber nur vorläufig, teilte die EU-Wettbewerbsbehörde heute mit. Der Bankensektor müsse saniert werden. Speziell die staatlichen Hilfen für die vier größten Finanzinstitute sollen nochmals genau unter die Lupe genommen werden. Den größten Banken wurden bereits 18 Mrd. Euro überwiesen. Die Maßnahme sei „zur Stabilisierung des griechischen Bankensektors“ notwendig gewesen, hieß es.

Die internationalen Geldgeber drängen Griechenland, die Reform- und Sparauflagen endlich anzupacken. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatte zuvor bei seinem Besuch in Athen gefordert: „Verzögerungen darf es nicht mehr geben.“ Das Treffen zwischen den internationalen Geldgebern der Troika und Samaras ging heute ohne konkrete Ergebnisse zu Ende. Die Troika von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) kontrolliert derzeit die Einhaltung der Sparauflagen.