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Eine kleine Sonne für jeden

Der isländisch-dänische Künstler Olafur Eliasson ist besessen vom Thema Licht. 2003 bestrahlte er die Tate Modern in London mit einer großen Sonne. Seit 2012 erschließt er mit einem kleinen Licht die neu eröffneten Tanks am selben Ort. Little Sun heißt das Projekt, das um die Welt gehen und Licht in Regionen ohne Strom bringen soll.

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Die Arbeit von Eliasson lässt sich am besten als Konzeptkunst bezeichnen. Zuordenbar ist sie keinem Genre mehr. Sie erstreckt sich von Landart über Architektur bis zum Industriedesign.

Künstler Eliasson mit der von ihm geschaffenen Lampe

Tomas Gislason /Studio Olafur Eliasson

Olafur Eliasson mit der von ihm entwickelten kleinen Solarlampe

Ein Steve Jobs der Kunst?

Schaut man auf die Ambition des in Kopenhagen geborenen Isländers, dann hat er den Hang, eine Art neuer Steve Jobs zu werden - nur einer, den die Welt nicht als Genie mit sozialem Ekelfaktor bewundern, sondern als Erfinder wahrnehmen soll, der Kunst und nachhaltige Entwicklungen über alle Grenzen vereint - und Licht ins Dunkel abgelegener Regionen bringt, wo es keinen Strom gibt.

Little Sun heißt eine kleine Lampe, die Eliasson gemeinsam mit Frederik Ottesen in ihrer mittlerweile legendären Großwerkstatt am Berliner Pfefferberg entwickelt hat. Licht ist ohnedies das vielleicht zentrale Thema in der Arbeit des Künstlers. In Wien hatte er etwa 2008 die Lichtinstallation „Yellow Fog“ vor dem Haus der Österreichischen Elektriziätswirtschaft am Hof geschaffen, in der ständig aus dem Boden entweichender Nebel zu einer Art Trägermaterial für die weitere Verbreitung und Sichtbarmachung der Lichtpartikel wurde.

Kunstaktion mit verwischtem Licht von Little Sun

Tomas Gislason/Studio Olafur Eliasson

Little Sun: Hier als Teil von Kunstaktionen

Im Prinzip sind die Kunst und die Bekanntheit des Namens Olafur Eliasson das Trägermedium für die Verbreitung dieser Lampe. Über Little Sun und die Idee dahinter diskutiert man durch die Bekanntheit ihres Urhebers, aber auch über Installationskunstwerke, die mit ihr geschaffen werden. Der Radfahrer in einer Großstadt soll sie ebenso verwenden können wie jemand, der in einer Gegend ohne Strom wohnt.

Verwendung von Little Sun als Radlampe bei Nacht

Helen Zeru/Studio Olafur Eliasson

Little Sun als Radlampe

Licht für Millionen?

1,6 Milliarden Menschen haben immer noch keinen Zugang zu Elektrizität. Eliasson war in Äthiopien, um dort zu recherchieren, ob seine Nachhaltigkeitsidee auch in den Regionen, in denen der Zugang zu Strom meist fehlt, ankommen kann. Seine Erfahrung fasst er in einer Anekdote zusammen, die zeige, wie sehr die Ursprungsidee je nach Bestimmungsort abgewandelt werde.

Einen Marktstandbetreiber in Addis Abeba habe er überzeugen wollen, die Lampe zu verwenden, weil er damit seinen Stand länger offen halten könne. Doch für den Standbetreiber war die Lampe aus einem anderen Grund attraktiv: Am Abend, nach dem Markttag, könnte er andere Standbetreiber zu sich einladen und sich mit ihnen bei Licht zusammensetzen - das würde nicht zuletzt seinen Status innerhalb der Gruppe erhöhen. Für Eliasson ist diese Erfahrung eine ähnliche, wie sie zwischen Kunstschaffendem und Aufnahme des Werks beim Publikum anzutreffen sei.

Ein simples Produkt

Eigentlich ist die Idee der Lampe simpel: Sie sieht aus wie eine Puddingform in Gestalt einer kleinen Sonne: Umgedreht kann die Lampe Sonnenlicht tanken - bei Finsternis leuchtet sie dann fünf Stunden.

Rückseite mit Solarzellen der Lampe Little Sun

Studio Olafur Eliasson

Rückseite von Little Sun mit Solarzellen - in den Zacken der Sonne sind Löcher, so dass sich die Lampe auf verschiedene Weise montieren oder ganz einfach anbinden lässt

Lampe soll vieles aushalten können

In der Ausarbeitung der Lampe hat man neben dem Design vor allem auf die Funktionalität geschaut. Langlebigkeit ist ein zentraler Bestandteil des Lichts, auch dass sie UV- und hitzebeständig ist. Die abstrahierte Sonnenform soll dazu dienen, dass die Lampe leicht gehalten und über verschiedene Bänder leicht befestigt werden kann.

Solarlampe

Andy Paradise/Studio Olafur Eliasson

„Ein Kraftwerk für die Hand“

In Europa kann man die Lampe zum Preis von 20 Euro erwerben. Quersubventioniert wird damit der Preis für Entwicklungsländer, wo das Licht nicht mehr als zehn Dollar kosten soll. Ein eigenes Kraftwerk in der Hand, so stellt Eliasson seine Idee vor, das einen unabhängig mache. Sicher ist Eliasson nicht der Erste, der eine mit Solarenergie betriebene Leuchte unter die Menschen bringen möchte. Was ihn reizt, ist, mit einer Idee mehr als nur die Kunstwelt zu elektrisieren.

Gerald Heidegger, ORF.at

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