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Größte Aktion seit Kaltem Krieg

Im Juli 2010 ist auf dem Flughafen Wien-Schwechat der wohl größte Agentenaustausch zwischen den USA und Russland seit dem Ende des Kalten Krieges vollzogen worden. Eine US-Maschine brachte die enttarnten russischen Spione rund um Anna Chapman nach Österreich zum Weiterflug nach Moskau. Dafür ließ Russland vier wegen Spionage verurteilte Häftlinge über Wien ausreisen.

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Die Maschinen waren so geparkt, dass die Türen nicht einsehbar waren. Wie Augenzeugen berichteten, wurden aber Personen aus dem Flugzeug geschleust, um danach sofort mit einem schwarzen Van zu der jeweils anderen Maschine gebracht zu werden. Die eigentliche Austauschaktion dauerte etwa eineinviertel Stunden.

Beide Seiten werteten den Austausch als Beleg für die Ernsthaftigkeit ihrer Bemühungen, die Beziehungen nach Jahren des Misstrauens weiter zu verbessern. Aus dem Kreml hieß es, der Austausch sei aufgrund „des großen Vertrauens“ zwischen dem damaligen Präsidenten Dimitri Medwedew und seinem US-Kollegen Barack Obama möglich gewesen. Das Außenministerium in Washington erklärte, die Aktion diene der „nationalen Sicherheit“ der USA.

Begnadigung gegen Schuldbekenntnis

Unter den von russischer Seite getauschten Häftlingen waren neben drei Doppelagenten auch der russische Atomwissenschaftler Igor Sutjagin. Er war 2004 in Moskau wegen Hochverrats zu 15 Jahren Haft verurteilt und inhaftiert worden, weil er Geheimunterlagen über eine CIA-Tarnfirma in Großbritannien an die USA weitergegeben haben soll.

Diesen Austausch hatte Amnesty International als „völkerrechtswidrige Zwangsexilierung“ kritisiert. Mit dem Austausch nehme man Sutjagin nicht nur den Kontakt mit seiner Familie und seinen Freunden, sondern auch die Möglichkeit, seine von ihm beteuerte Unschuld in einem neuen, fairen Prozess zu beweisen. Für seine Begnadigung hatte Sutjagin ein Schuldbekenntnis unterschreiben müssen.

Geständnisse auch von Agentenring

Auch die in den USA enttarnten Spione mussten sich vor dem Austausch vor einer New Yorker Richterin schuldig bekennen, als unregistrierte Agenten einer ausländischen Regierung in den USA gearbeitet zu haben. Für jeden einzelnen der „Maulwürfe“ stand ein Anwalt auf und antwortete auf die Frage, ob die Männer und Frauen die Anklage akzeptieren, mit einem kurzen Ja. Diese Geständnisse waren die Voraussetzung für den ersten russisch-amerikanischen Agentenaustausch seit 24 Jahren.

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