Wiederkehrendes Paradoxon
Die Waffenverkäufe in den USA sind nach dem „Batman-Attentat“ sprunghaft gestiegen, ebenso die Ansuchen um Waffenscheine - die Werte liegen zwischen zehn Prozent plus im Bundesstaat Kalifornien und einem sogar 43-prozentigen Anstieg im Bundesstaat Colorado, wo das Massaker in einem Kino geschah. Gekauft werden offenbar vor allem Faustfeuerwaffen.
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Der Schießstandbesitzer Dick Rutan sagte etwa gegenüber der Nachrichtenagentur AP, die Zahl der Nachfragen nach einem vierstündigen Kurs zum Umgang mit Faustfeuerwaffen - Voraussetzung für den Kauf einer Pistole oder eines Revolvers in Colorado - seien derzeit „jenseitig“: „Was sie sagen, ist: Sie wollen eine Chance haben. Sie wollen die Möglichkeit haben, sich und ihre Familien zu beschützen, wenn sie in einer Situation wie der sind, die in dem Kino passiert ist.“
Obama scheut Verschärfung von Waffenrecht
Dass eine Bluttat zu einer weiteren Anhäufung von Waffen in Privatbesitz führt, ist in den USA ein berechenbares Paradoxon. Dasselbe Phänomen wurde etwa nach dem Schussattentat auf die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords im Jahr 2011 beobachtet und damals von der US-Bundespolizei FBI mit einer eingehenden Untersuchung bestätigt. Einen weiteren Waffenkaufrausch gab es nach der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten, da manche eine Verschärfung des Waffenrechts erwarteten.
Die Einschätzung, dass Obama das US-Waffenrecht reformieren werde, war allerdings irrig. Wie gerade seine Äußerungen nach dem Attentat erneut belegten, traut auch er sich nicht über diese heilige Kuh der USA - insbesondere in Vorwahlzeiten. Obwohl einige Abgeordnete seiner Demokratischen Partei nach der Bluttat strengere Regeln forderten, ließ Obama nur über seinen Sprecher ausrichten, man solle lediglich die bestehenden Gesetze konsequenter anwenden. Mitt Romney, sein republikanischer Konkurrent bei der kommenden Präsidentschaftswahl, wollte nicht einmal so weit gehen.
Obama deutet Chance strengerer Kontrollen an
Er werde sich im US-Kongress weiter für einen Konsens über Maßnahmen zur Reduzierung der Gewalt starkmachen, sagte Obama am Mittwoch in New Orleans außerdem in Reaktion auf die vereinzelten parteiinternen Rufe nach einem strengeren Waffenrecht. Zwar gebe die Verfassung allen US-Bürgern das Recht, Waffen zu tragen, doch dürften auch viele Waffenbesitzer der Meinung sein, „dass Sturmgewehre nicht in die Hände von Verbrechern gehören“ und „nichts auf den Straßen unserer Städte zu suchen haben“.
Viele Maßnahmen für weniger Gewalt seien am Widerstand im Kongress gescheitert - „insbesondere, wenn sie das Thema Waffen berührten“, so Obama. Doch sei er davon überzeugt, dass auch die Mehrheit der Besitzer von Gewehren dafür sei, „dass wir alles tun sollten, um Kriminelle am Kauf von Waffen zu hindern, dass psychisch Labile nicht so einfach an Waffen kommen“. Der US-Präsident betonte, „diese Maßnahmen sollten nicht umstritten sein, sondern dem gesunden Menschenverstand entsprechen“.
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