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In Krankentrakt von Gefängnis verlegt

Im Fall des „Batman-Attentäters“ James Holmes gilt auf Anordnung der Gerichte eine strikte Nachrichtensperre seitens der Behörden. Dennoch dringen verstörende Meldungen über den Attentäter nach außen. Der ehemalige Student verhalte sich seit seiner Festnahme immer wieder „bizarr“, berichtete etwa zuletzt der TV-Sender ABC.

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Weil er wiederholt auf Gefängniswärter gespuckt habe, habe Holmes zeitweise eine Maske tragen müssen, hieß es in dem Bericht. Die Zeitung „New York Daily News“ berichtete wiederum über einen Zwischenfall, bei dem Holmes einen Wärter gefragt haben soll, ob dieser den neuen „Batman“-Film gesehen habe und das Ende des Streifens kenne. „Als ob er keine Vorstellung darüber hat, dass irgendwas falsch ist an dem, was er sagt“, wurde der Wärter zitiert. „Es war krank.“

Racheakt von Mitgefangenen befürchtet

Laut den Medienberichten wurde Holmes zu seinem Schutz in den Krankentrakt des Gefängnisses verlegt. Außerdem trage er eine schusssichere Weste, um ihn vor Racheakten anderer Häftlinge zu schützen. Die Anklage gegen ihn soll bis Montag eingereicht werden. Ihm wird zur Last gelegt, in einem Kino in Aurora nahe Denver bei einer „Batman“-Premiere zwölf Menschen erschossen und 58 weitere verletzt zu haben. Die Medienberichterstattung über den kommenden Termin wird jedoch äußerst eingeschränkt sein.

Keine Kameras bei nächstem Gerichtstermin

Der zuständige Richter verbot Kameras für den nächsten Gerichtstermin. Er habe damit den Wunsch der Verteidiger berücksichtigt, schrieb die „Denver Post“. Bilder vom ersten Gerichtstermin des 24-Jährigen hatten Spekulationen ausgelöst: Er machte einen seltsam apathischen Eindruck, wirkte abwesend und müde. Medien spekulierten, dass er unter dem Einfluss schwerer Psychopharmaka stehe. Die Anklagebehörde erklärte, sie wisse nichts von diesbezüglichen Anordnungen des Strafvollzugs.

Medien berichteten, die zuständige Staatsanwältin wolle wegen der Schwere der Tat die Todesstrafe fordern. Der US-Bundesstaat Colorado ist einer der 33 (von insgesamt 50, Anm.) US-Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe gilt. Der Prozess ist laut Aussagen der Anklagebehörde jedoch erst in etwa einem Jahr zu erwarten. Als Grund dafür wurde auch der Umstand genannt, dass der Attentäter in Vernehmungen offenbar größtenteils schweigt und die Ermittlungen deshalb längere Zeit in Anspruch nehmen werden.

Uniprobleme als mutmaßlicher Auslöser

Trotz Holmes’ Schweigen lässt sich inzwischen zumindest zum Teil nachzeichnen, wie es zu dem Amoklauf kommen konnte. Möglicherweise waren Probleme in seinem Studium der Auslöser dafür. Der ebenso introvertierte wie emsige Student der Neurowissenschaften, der über fast keine sozialen Kontakte verfügte, zog sich nach einer wichtigen Prüfung Anfang Juni komplett zurück und dürfte sofort mit der Planung des Attentats begonnen haben.

Die Medizinuniversität von Colorado wollte unter Berufung auf den Schutz der Privatsphäre nicht bekanntgeben, ob Holmes die schwere dreiteilige Prüfung, die zentral für den weiteren Verlauf des Doktorstudiums ist, bestand. Studienkollegen schildern Holmes als schüchtern und hochintelligent. Einer seiner Kommilitonen berichtete, Holmes habe sich in den Vorlesungen nicht einmal Aufzeichnungen gemacht, sondern sich die Inhalte mühelos einfach gemerkt.

Arsenal über Internetbestellungen aufgebaut

Unmittelbar nach dem Prüfungstermin begann Holmes, sich über Internetbestellungen ein Waffenarsenal aufzubauen. Auf diese Art kaufte er zwei Gewehre, zwei Faustfeuerwaffen, 6.000 Schuss Munition und Zusatzausrüstung wie das Schnellschussmagazin, die kugelsichere Weste und die Gasmaske, die er beim Attentat trug. Holmes’ Universität durchsucht nach eigenen Angaben ihre Unterlagen, um zu klären, ob er über Univertriebskanäle an Material kam, das er zum Bau von Sprengfallen in seinem Apartment nützte.

Der Besitzer eines örtlichen Schießstandes sagte, Holmes habe sich im Juni um eine Mitgliedschaft beworben. Als er ihn deshalb zu einem Einführungsgespräch einladen habe wollen, sei er jedoch von einer „bizarren“ und „kehligen, zumindest absonderlichen“ Botschaft auf dessen Handymailbox abgeschreckt gewesen. Der Schießstandbesitzer warnte darauf laut eigenen Aussagen die anderen Clubmitglieder, Holmes keinesfalls aufzunehmen. Die Behörden informierte er nicht über seinen Eindruck von Holmes.

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