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Mehrere Tage vor Bluttat abgeschickt

Der Amokläufer von Aurora, James Holmes, hat möglicherweise lange im Voraus vor seinen Absichten warnen wollen. Die Polizei habe ein Paket mit Texten und Zeichnungen über Mordbeschreibungen in einer Poststelle der Universität Colorado gefunden, wo der Verdächtige bis vor kurzem studierte, berichteten US-Fernsehsender am Mittwoch (Ortszeit). Die Uni bestätigte den Erhalt des Pakets indirekt.

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Die Universität wollte Medienberichte zwar unter Berufung auf einen Gerichtsbefehl, der öffentliche Äußerungen zu dem Fall untersagt, nicht kommentieren, verwehrte sich aber gegen die aus Polizeikreisen kommende Information, dass das Paket bereits acht Tage vor dem Attentat bei der dortigen Poststelle eingegangen und seither dort unbeachtet liegen geblieben war. Es sieht jedoch danach aus, als gehe es dabei nur um einen Tag auf oder ab - in anderen Worten: genug Zeit, um den Attentäter zu stoppen.

„Voller Details“

Das Paket war Medienberichten zufolge an eine dort lehrende Psychiaterin adressiert. Der 24-Jährige hatte an der Uni ein Doktoratsstudium der Neurowissenschaften absolviert, hatte Anfang Juni aber seine Lehrveranstaltungen abgebrochen und zeitgleich mit der Vorbereitung des Attentats begonnen. Andeutungen seitens der Uni legen den Verdacht nahe, dass der introvertierte Student unmittelbar zuvor bei einer wichtigen „Drop-out“-Prüfung des Studiums gescheitert war.

Offiziell wollten zunächst weder Polizei noch Universität etwas zu der Postsendung sagen. Der US-Fernsehsender Fox berichtete jedoch unter Berufung auf Ermittlerkreise - und ohne Dementi seitens der Polizei - von einer detaillierten Ankündigung der Tat. In dem TV-Bericht hieß es, in dem Paket habe sich ein Notizbuch befunden, „voller Details, wie er Menschen töten wollte“, auch mit „Zeichnungen und Illustrationen des Massakers“. Zu sehen seien etwa waffenschwingende Strichmännchen, die auf andere Strichmännchen schießen.

Suche erst nach Hinweis von Attentäter

Überdies dürfte das Paket erst jetzt durch Zufall entdeckt worden sein. Laut dem Sender NBC machte der Täter die Ermittler selbst auf die Existenz des Päckchens aufmerksam. Diese Information wurde offenbar an die Uni weitergeleitet und dürfte dort zunächst zu einem Fehlalarm geführt haben. Demnach wurden die Ermittler gerufen, um eine Postsendung zu untersuchen, die sich schließlich als irrelevant herausstellte - stießen dabei aber auf die Sendung des Attentäters.

Auch gegenüber NBC wurde aus Ermittlerkreisen bestätigt, dass die Sendung eine detaillierte Ankündigung der Tat enthalte. Fragen, inwieweit die Uni Mitverantwortung für die Bluttat trägt, stellen sich auch in anderer Hinsicht: Laut offiziellen Angaben der Polizei hatte sich der Attentäter einen Gutteil jenes Waffenarsenals, das er durch Internetbestellungen angehäuft hatte, an die Uni liefern lassen. Es heißt, insgesamt habe es 50 Lieferungen an die Wohnadresse von Holmes und an die Uni gegeben.

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