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Verstoß gegen US-Gesetze in Macao?

15 Millionen Euro hat der Multimilliardär Sheldon Adelson im republikanischen Vorwahlkampf von Newt Gingrich investiert, jetzt wo Mitt Romney als republikanischer Präsidentschaftskandidat feststeht, unterstützt er diesen, und das ohne Ende. Doch nun mehren sich die Hinweise, dass das Unternehmen des Casinomoguls in windige Geschäfte verwickelt war - mit dem Wissen Adelsons.

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Schon 2008 hatte Adelson fünf Millionen Dollar für die Kampagne des Republikaners John McCain ausgegeben, der im Rennen um das Weiße Haus gegen den späteren Präsidenten Barack Obama angetreten war. Nun will Adelson alles daransetzen, die, wie er meint, „sozialistische Politik“ Obamas zu beenden und „die Sicherheit Israels zu schützen“. Mitte Juni spendete der 78-Jährige Romneys Super-PAC „Restoring Our Future“ zehn Millionen Dollar für die Wahlschlacht.

Macau Chief Executive Fernando Chui Sai-On spricht mit Sheldon Adelson

Reuters/Siu Chiu

Adelson bei einer Casinoeröffnung

Spenden „ohne Limit“

Gleichzeitig kündigte er gegenüber „Forbes“ an, Romney „ohne Limit“ zu finanzieren und sogar über 100 Millionen Dollar in die Kampagne des Republikaners zu stecken. Adelson sieht sich selbst als konservatives Gegengewicht zum US-Investor George Soros, der Millionen an progressive NGOs und insbesondere an Kampagnen gegen den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush gespendet hatte.

Selfmademilliardär

Adelson wurde in Boston als Sohn osteuropäischer Einwanderer geboren. Aus den ärmlichen Verhältnissen arbeite er sich von Kind an hoch. Zu Reichtum kam er mit der Gründung und dem späteren Verkauf der Computermesse COMDEX. Danach stieg Adelson in Las Vegas ins Immobilien- und Glücksspielgeschäft ein. Doch erst mit seinen Investitionen in Macao wurde er vom Millionär zum Milliardär.

Doch Korruptionsvorwürfe gegen Adelsons Unternehmen Las Vegas Sands könnten nun für Romney zum Imageproblem werden. Einem Bericht der Plattform ProPublico für investigativen Journalismus zufolge könnte die Firma gegen den Foreign Corrupt Practices Act verstoßen haben. Das US-Gesetz verbietet Schmiergelder an ausländische Amtsträger. Doch genau das könnte Las Vegas Sands bei seinen Geschäften im asiatischen Glücksspielmekka Macao getan haben.

Reichtum mit Macao

Die ehemalige portugiesische Kolonie Macao fiel 1999 an China zurück. Als 2002 das Glücksspielmonopol abgeschafft wurde, brach Goldgräberstimmung aus: Vor allem US-Unternehmen erwarben die Lizenzen, darunter Adelsons Firma Las Vegas Sands. 2007 wurde das Venetian Macao, das weltweit größte Casino mit 50.000 Quadratmetern zusammenhängender Fläche, eröffnet. Adelson selbst war da bereits mit 28 Milliarden Dollar der drittreichste US-Amerikaner nach Microsoft-Gründer Bill Gates und Investor Warren Buffett.

Spieltische im Venetian Macao Casino

AP/Kin Cheung

Venetian Macao gilt als größtes Casino der Welt

Doch 2008 ging es plötzlich bergab: Die Wirtschaftskrise ließ die Glücksspielumsätze in den USA einbrechen und China limitierte plötzlich die Visa für Macao. Adelson verlor mehrere Milliarden an Privatvermögen, seiner Firma drohte gar der Bankrott. Mit den chinesischen Behörden hatte es sich Adelson selbst verscherzt, heißt es in dem ProPublico-Bericht.

Auch in Israel politisch aktiv

Auch in der israelischen Politik spielt Adelson mit: Er ist ein Freund von Regierungschef Benjamin Netanjahu. Die von ihm 2007 gegründete Tageszeitung „Israel HaYom“ zeichnet sich durch einen extrem freundlichen Kurs gegenüber Netanjahus Likud aus. Das Gratisblatt ist die meistgelesene Zeitung Israels.

Ein Politiker als Lobbyist

Da kam ein Mann für ihn gerade zur rechten Zeit: Leonel Alberto Alves. Der Anwalt wurde zum externen Vermittler und Berater von Sands China, dem asiatischen Zweig des Konzerns. So soll er Probleme mit den Behörden etwa bei dem Verkauf von Immobilien und dem Betreiben einer eigene Fährlinie zum Festland gelöst haben. Insgesamt 700.000 Dollar soll Alves dafür erhalten haben.

Der Haken an der Sache: Alves war zu diesem Zeitpunkt nicht nur Anwalt und quasi Lobbyist, sondern auch Amtsträger - und das mehrfach: Er sitzt in der gesetzgebenden Versammlung Macaos, ist also so etwas wie ein Abgeordneter. Er zählt zudem zu einem zehnköpfigen Beratergremium des Verwaltungschefs der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao und er sitzt sogar in der Konsultativkonferenz (CPPCC), einem politischen Beratergremium in Peking.

Dubiose Mails

Von ProPublico befragte Experten sehen das als Verstoß gegen den Foreign Corrupt Practices Act. Allein die Optik sei verheerend, unter seriösen Unternehmen sei das Engagement eines politisch tätigen Beraters sogar dann ein Tabu, wenn seine Tätigkeit thematisch nichts mit dem Nebenjob zu tun hat.

Zudem dokumentiert der Bericht mehrere höchst dubiose Mails von Alves, die Schmiergeldzahlungen nahelegen. So meinte er in einem, dass die Zahlung von 300 Millionen Dollar „das Problem lösen“ würde. Das seine Tätigkeit im gesamten Konzern keineswegs im Verborgenen blieb, dokumentieren ebenfalls Mails.

Rechtsabteilung alarmiert

2009 stellte Alves eine Rechnung, die dreimal so hoch war wie ursprünglich vereinbart. Der Firmenjurist in Macao lehnte das ab, die Angelegenheit ging bis zu Alberto Gonzalez-Pita, Leiter der Rechtsabteilung des Konzerns in Nevada. Auch der lehnte ab. Alves verließ offiziell das Unternehmen, arbeitet aber für Aldeson persönlich weiter - und verlangte wenige Monate später 125.000 Dollar.

Gonzalez-Pita schrieb wörtlich von einer „unangemessenen, unrealistischen und außerordentlich teuren“ Forderung. Dem folgte auch der Vorstandschef von Sands China, Steven Jacobs. Doch dann kam der Befehl von oben. Adelson selbst habe angewiesen, die Rechnung zu zahlen, schrieb Jacobs an Gonzalez-Pita. Der wiederum wies explizit darauf hin, dass damit womöglich gegen die Schmiergeldgesetze verstoßen wird.

Kritische Stimmen nicht mehr im Unternehmen

Gonzalez-Pita kündigte wenige Wochen später, Jacobs wurde drei Monate danach gefeuert, genauso wie kurz darauf die gesamte Rechtsabteilung in Macao. Jacobs klagte und warf der Firma vor, nur deswegen gekündigt worden zu sein, weil er Vergaben verweigert hätte, die seiner Ansicht nach illegal waren. insbesondere die Rolle von Alves thematisierte Jacobs.

Zudem kritisierte Jacobs die Verträge mit windigen Reiseveranstaltern, die Spielwütige von China nach Macao bringen. Die Hintermänner hätten Kontakte zur Unterwelt und der chinesischen Mafia, so der Ex-Firmenchef. In dem immer noch nicht abgeschlossen Prozess war dann sogar von Prostitution in den Casinohotels die Rede. Berater Alves kehrte übrigens wenig später in das Unternehmen zurück.

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