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Appell zu großer Geste bei Neukonzeption

Nach dem Fund einer Metallkapsel mit einem nationalsozialistischen und einem pazifistischen Schreiben in dem Denkmal des toten Soldaten in der Krypta beim Wiener Burgtor haben mehrere Seiten ausdrücklich die Notwendigkeit einer Neugestaltung betont. Diese ist zwar ohnehin geplant, nun wird jedoch eine völlige Umgestaltung als Reaktion auf den Fund verlangt.

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Die Israelische Kultusgemeinde (IKG) wollte in einer Aussendung gleich den gesamten Heldenplatz umgestaltet wissen. Die IKG erfülle es „mit Genugtuung“, dass sich die Hinweise auf eine versteckte Kapsel mit Nazi-Parolen als richtig herausgestellt hätten. Nun seien die Verantwortlichen gefordert, ein neues Gestaltungskonzept für den Heldenplatz zu entwickeln, das die „für Österreichs Freiheit Gestorbenen“ berücksichtige und einen „würdigen Rahmen für das Feiern der Befreiung vom Nationalsozialismus“ biete, so Präsident Oskar Deutsch.

Grüne gegen „Husch-Pfusch-Aktion“

Der grüne Abgeordnete Harald Walser - er hatte auf das Problem der möglicherweise versteckten Nazi-Huldigung an einem zentralen Gedenkort der Republik seit Jahren aufmerksam gemacht und damit den Anstoß zu den Untersuchungen des Verteidigungsministeriums gegeben - sah sich in seiner Vermutung bestätigt, „dass die österreichischen Regierungen jahrzehntelang einem Nazimanifest gehuldigt haben“.

Für die Neugestaltung der Krypta wünscht sich Walser ein „internationales und unabhängig zusammengesetztes Gremium“. Der Heldenplatz als „zentrale Gedenkstätte“ der Republik verdiene eine internationale Ausschreibung „in aller Ruhe und Sorgfalt“ und keine „Husch-Pfusch-Aktion bis zum nächsten Nationalfeiertag“, kritisierte er den Zeitplan des Verteidigungsministers. Eine komplette Neugestaltung wäre aus seiner Sicht „ein dringend notwendiges Zeichen für ein weltoffenes Österreich“.

Wien hält sich zu Umgestaltungsplänen bedeckt

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hielt sich bedeckt, wie weit die Änderungen an der Gedenkstätte nach seinem Dafürhalten gehen sollen. Er sagte jedoch in einer Aussendung, mit der Neugestaltung des Burgtors solle auch „das Bemühen um ein würdiges Gedenken an den Tag der Befreiung von Auschwitz sowie das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus einhergehen“. Die Auseinandersetzung mit der jüngeren österreichischen Zeitgeschichte müsse nun aktiv fortgesetzt werden.

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