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Pickerl für Ottakring, Hernals und Co.

Wien hat ein Parkplatzproblem - darin sind sich alle Beteiligten an der Diskussion über die Parkraumbewirtschaftung in der Bundeshauptstadt einig. 350.000 Berufspendler strömen täglich in die Stadt. Am Wochenende sind es die Touristen, die die Parkplatzsuche für Anrainer in manchen Bezirken zur Nervenprobe machen. Rot-Grün versucht dem Problem mit einer Ausweitung der Kurzparkzonen Herr zu werden.

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Nach monatelangen Debatten und zunehmendem Druck der Opposition hat sich die Wiener Stadtregierung am Dienstag auf ein Modell zur Ausweitung der Kurzparkzone geeinigt. Ab Herbst wird in fünf weiteren Bezirken die Kurzparkzone gelten. Zu den bisherigen Regeln in den Innenstadtbezirken wird es jedoch deutliche Unterschiede geben.

Auf Parkplatzsuche folgt die Trafiksuche

Bisher galt eine Gebührenpflicht flächendeckend innerhalb des Gürtels (Bezirke 1 bis 9) und im 20. Bezirk. Grundsätzlich herrscht dort werktags von 9.00 bis 22.00 Uhr Gebührenpflicht. Die Parkdauer ist auf zwei Stunden begrenzt. Eine Sonderregelung existiert für das Gebiet rund um die Stadthalle im 15. Bezirk - auch dort ist das Parken in den Abendstunden schon bisher kostenpflichtig.

Parkscheine

APA/Barbara Gindl

Für Nichtwiener gilt: Wer das Glück hat, einen freien Parkplatz gefunden zu haben, muss sich erst einmal auf die Suche nach einer offenen Trafik machen

Gewöhnungsbedürftig für viele Wien-Touristen: Parkautomaten gibt es keine - die Parkscheine können via Handy, in Trafiken, bei Fahrscheinautomaten in U-Bahn-Stationen oder Tankstellen gekauft werden. Die Preise dafür wurden erst kürzlich kräftig angehoben. Eine Stunde etwa kostet zwei Euro statt wie bisher 1,20 Euro. Auch die Gebühr für ein Organstrafmandat wurde angehoben - von 21 auf 36 Euro.

Wer zahlt, muss trotzdem suchen

Für Anrainer gibt es Parkpickerl, die für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren ausgestellt werden. Ein Jahr kostet demnach 120 Euro - hinzu kommen noch etwa 50 Euro an verschiedenen Gebühren. Zwei Jahre belaufen sich auf 240 Euro (exkl. der Gebühren). Parkplatzgarantie gibt es aber selbst mit dem Pickerl nicht - Autobesitzer stöhnen auch in den inneren Bezirken über Parkplatzarmut. Vor allem abends gleicht die Suche nach einem Abstellplatz etwa in Neubau (7.) einer Odyssee.

APA Grafik

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Günstiger, kürzer und weiterhin nicht flächendeckend soll es die Kurzparkzone in Außenbezirken geben

Die laufend steigende Zahl an Pendlern und viele Parkpickerlflüchtlinge aus Gürtel-nahen Innenstadtbezirken machen die Situation aber auch außerhalb des Gürtels für Autobesitzer immer unerträglicher. Die durch ihre Nähe zu beliebten Innenstadtbezirken besonders neuralgischen Bereiche des 15., 16. und 17. Bezirks sowie der 12. und 14. sollen nun ab Herbst durch eine Art Parkpickerl „light“ entlastet werden.

Gebührenpflicht nur bis 19.00 Uhr

Künftig gilt in Teilen dieser Bezirke eine Kurzparkzone von 9.00 bis 19.00 Uhr, und nicht wie in der Innenstadt bis 22.00 Uhr. Wo exakt die Linien der Gebührenpflicht verlaufen sollen, ist noch nicht überall klar. In Ottakring zum Beispiel wird die Zone nicht wie ursprünglich geplant bis zur Savoyenstraße reichen, sondern nur noch bis zur Maroltingergasse/Sandleitengasse. Es gäbe derzeit aber noch Gespräche mit den betroffenen Bezirken, heißt es am Dienstag von der Stadtregierung. Fest steht, dass das Parkpickerl für die äußeren Bezirke günstiger sein wird: Statt den 120 Euro pro Jahr wird es 90 Euro kosten - hinzu kommen ebenfalls noch Gebühren, die derzeit bei etwa 50 Euro liegen.

Angeglichen an die „alten“ Pickerlzonen wird der Bereich um die Stadthalle. Dort muss man künftig zwischen 9.00 bis 22.00 Uhr Parkscheine ausfüllen bzw. Pickerlinhaber sein - statt wie bisher nur in den Abendstunden. Für Bezirksbewohner, die außerhalb der Nichtparkpickerlzone leben, soll es künftig einfacher werden, eine Berechtigungskarte zu bekommen. Die Überlappungsbestimmungen (für Personen, die an Bezirksgrenzen liegen) werden großzügiger ausfallen als ursprünglich geplant, hieß es.

Währing und Döbling lehnen Pickerl ab

Wäre es allein nach den Grünen gegangen, gäbe es in Wien ab Herbst auf nahezu allen Straßen Wiens eine Parkpickerlpflicht. Dieser Wunsch scheiterte jedoch am Widerstand mehrerer Bezirke. Nicht nur die ÖVP-Hochburgen Währing (18.) und Döbling (19.), auch viele rote Bezirke legten sich - nicht zuletzt aus Angst vor möglichem Wählerabgang Richtung FPÖ - quer und entschieden sich dafür, das Gratisparken beizubehalten.

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