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„Große Risiken lauern weiterhin“

Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkt seine Wachstumsprognose für dieses und das kommende Jahr leicht ab. Der weltweite Aufschwung zeige bereits wieder „neue Zeichen von Schwäche“, teilte der IWF am Montag in Washington mit. Daher werde das Wachstum 2012 rund 3,5 Prozent betragen, rund 0,1 Prozentpunkte weniger als bisher angenommen.

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2013 rechnet der IWF mit einem Wachstum von 3,9 Prozent. Bisher war er von 4,1 Prozent ausgegangen. Seine letzte Prognose hatte der IWF im April veröffentlicht. Hauptgründe für die negative Entwicklung seien neue Spannungen auf den Finanzmärkten und bei der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum.

Maßnahmen in Euro-Zone notwendig

Die Schätzungen unterliegen der Voraussetzung, dass die Politik in der Euro-Zone in ausreichendem Maße Schritte ergreift, um die Verwerfungen zu Lasten der Krisenländer abzubauen: „Die jüngste erneute Verschlechterung an den Staatsanleihenmärkten unterstreicht, dass die zeitnahe Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen zusammen mit weiteren Fortschritten hin zu einer Banken- und Finanzunion Priorität haben müssen“, schrieb der IWF.

Zugleich warnt der Weltwährungsfonds, dass die neue Prognose unter anderem auf der Annahme fuße, dass Europa seine Schuldenkrise mit entschlossenen Maßnahmen in den Griff bekomme. „Ganz klar lauern weiterhin große Risiken, dass es bergab geht“, erklärt der IWF. Für die EZB gebe es weiteren Zins-Lockerungsspielraum. Die Notenbank solle die Liquiditätshilfen für den Finanzbereich aufrechterhalten. Ergänzend könnten neuerliche unkonventionelle Schritte sinnvoll sein, wie Käufe von Anleihen von Krisenländern oder langfristige Refinanzierungsgeschäfte zu schwächeren Anforderungen, hieß es in dem Bericht.

Deutschland nach oben korrigiert

Für die Euro-Zone insgesamt bleibt der Fonds bei seiner Vorhersage, dass das Bruttoinlandsprodukt 2012 um 0,3 Prozent schrumpft. 2013 wird ein Wachstum von 0,7 Prozent erwartet, ein Minus von 0,2 Prozentpunkten im Vergleich zur April-Prognose. Deutschland kommt in der Prognose jetzt etwas besser weg: Statt 0,6 Prozent soll es jetzt ein Prozent sein, 2013 allerdings 1,4 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte weniger.

Spanien in Rezession, Briten deutlich abgestuft

Das krisengeschüttelte Spanien wird laut IWF auch 2013 in der Rezession bleiben. Spaniens Wirtschaft soll demnach um 0,6 Prozent schrumpfen. In der April-Prognose war der Fonds noch von einem Miniwachstum von 0,1 Prozent ausgegangen. In diesem Jahr erwartet der IWF einen Rückgang des spanischen BIP um 1,5 Prozent. Das ist im Vergleich zum April eine leichte Verbesserung um 0,4 Prozentpunkte. Eine der größten Korrekturen seit April muss Großbritannien hinnehmen. 2013 wird ein Wachstum von 1,4 Prozent erwartet, heuer 0,2 Prozent. Vor einigen Monaten war man noch von 2,0 bzw. 0,8 Prozent ausgegangen.

Indien und China schwächeln

Die US-Prognose wurde in diesem und im kommenden Jahr um je 0,1 Prozentpunkte gekappt. Für 2012 sagte der Fonds der größten Volkswirtschaft der Welt nun ein Plus von 2,0 Prozent voraus, für 2013 von 2,3 Prozent. Hier gelte es, kurzfristig eine Konjunkturvollbremsung durch das Auslaufen von Steuererleichterungen einerseits und das Überschreiten der Schuldenobergrenze andererseits Anfang des nächsten Jahres zu vermeiden.

Auch das „Wachstumspotenzial“ in den Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien sei vermutlich schwächer als gedacht. Die Wirtschaftslokomotive China wird heuer „nur“ um 8,0 und nächstes Jahr um 8,5 wachsen, eine Korrektur der letzten Prognose um 0,2 bzw. 0,3 Prozentpunkte. Noch mehr schwächelt Indien: War im April noch von 6,9 Prozent (2012) und 7,3 Prozent (2013) die Rede, sind das jetzt nur noch 6,1 und 6,5 Prozent Wachstum.

Dass die Korrektur des globalen Ausblicks nach unten moderat ausfällt, erklärt der Fonds unter anderem mit einem unerwartet starken Wachstum von 3,6 Prozent auf Jahresbasis im ersten Quartal. Seitdem hätten sich die Anzeichen für eine Abschwächung gemehrt.

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