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Instandhaltung durch Abwaschen

Ein im „Wall Street Journal“ erschienener Bericht richtet einen Fokus auf die monströsen Vehikel, die Brasiliens Flughäfen seit Jahren zuparken. Im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft, die im Sommer 2014 in Brasilien stattfinden wird, sei dringender Handlungsbedarf gegeben, immerhin wollen die zwölf Austragungsorte ihren Gästen einen würdigen Empfang bereiten.

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In Rio de Janeiro wird die Betriebsamkeit auch danach nicht abnehmen, zwei Jahre später werden dort die Olympischen Spiele ausgetragen. Mit dem zu erwartenden Passagieraufkommen geht auch die Notwendigkeit einher, die Flughäfen auszubauen bzw. zumindest teilweise zu adaptieren. Die abgestellten Ungetüme, die aufgrund vielfach fehlender Räder nicht ohne Weiteres weggeschoben werden können, erweisen sich dieses Vorhabens nicht dienlich.

Blick über Flughafen von Sao Paulo

AP/Andre Penner

Der Flughafen Sao Paulo während einer Ausstellung verschiedener Modelle, im Hintergrund drängen sich die selbst dafür unbrauchbaren Maschinen aneinander

Keine Türen, keine Räder, dafür viel Rost

Die ausgemusterten Flugzeuge stehen vielfach ohne Türen herum, die Triebwerke verrosten zunehmend. Jeder Flughafen kann mit einer beeindruckend vielseitigen Wrack-Flotte aufwarten. Von einer Douglas DC-3, mit deren Typ die Westalliierten nach dem Zweiten Weltkrieg Versorgungspakete über West-Berlin abwarfen, über jede Menge Maschinen der bankrotten brasilianischen Airline VASP, findet sich hier praktisch alles.

Altes Flugzeug in offener Halle

Reuters

Auf der Suche nach Ersatzteilen werden die Techniker in alten Maschinen fündig

Laut des „WSJ“-Berichts sind die Methoden, die außer Betrieb stehenden Flugzeuge vor den ankommenden Fluggästen zu rechtfertigen, mittlerweile durchaus kreativer Natur: So ist man dazu übergegangen, die Fassaden der „Getriebeleichen“ zu säubern, mittels regelmäßigen Abwaschens soll den Flugzeugen äußerlich stets neuer Glanz verliehen werden. Dadurch würde den Reisenden vorgespielt werden, es handle sich um intakte Flugzeuge, die für den Abflug vorbereitet werden.

Alte Flugzeuge in offener Halle

Reuters

Die alten Maschinen der längst insolventen VASP in Sao Paulo

Fluglinie ging pleite, die Wracks blieben

Besonders am Flughafen Sao Paulo, dem ehemaligen Sitz der VASP, sind viele Maschinen „übriggeblieben“. Nach schweren finanziellen Turbulenzen war der Flugbetrieb Anfang 2005 eingestellt worden, die Relikte aus rosigeren Zeiten der bis in die 80er Jahre im Besitz des Bundesstaates Sao Paulo befindlichen Airline wurden nach der Insolvenz nie beseitigt sondern wurden höchstens sukzessive ausgeschlachtet.

Die prekäre Platzsituation wird noch dazu dadurch verstärkt, dass der Flughafen ringsum von Häuserblocks bedrängt wird. So sind viele der ausrangierten Flugzeuge am Rand - zum Teil ineinander verkeilt - zusammengeschoben. Der VASP-Komplex darf zudem aufgrund des noch immer laufenden Insolvenzverfahrens nicht abgerissen werden, auch wenn dringend Platz für die Errichtung neuer Gates gebraucht wird, um die Verspätungen aufgrund der langen Wartezeiten in den Griff bekommen zu können.

Eigeninitiative gegen Konkursmasse

In einigen Flugzeugliebhaber-Foren und entsprechenden Blogs wird der im „WSJ“-Artikel vorgestellte Marlos Melek abgefeiert. Der 36-Jährige Bundesrichter, der in seinem Beruf gegen Korruption bei Gericht vorgeht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Flugzeuge aus der juristischen Umklammerung zu befreien. Im Rahmen seines Projekts „Airport Free Space“ versucht er die Insolvenzfälle voranzutreiben und die alten Flugzeuge im Zuge dessen vom Congongas-Flughafen in Sao Paulo wegzubekommen.

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