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Klima-Boom und Bevölkerungsexplosion

40 Grad heiß kann es in Las Vegas im Sommer schon einmal werden - Klimaanlagen sind bei diesen Temperaturen aus keinem Gebäude wegzudenken, auch wenn diese für mitteleuropäisches Empfinden meist auf frostige Temperaturen kühlen. Welch wichtiger Faktor Klimaanlagen für US-Städte vor allem im Süden des Landes sind, hat nun ein Journalist errechnet.

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1955 war nur einer von 22 amerikanischen Haushalten mit einer Klimaanlage ausgestattet, im Süden bereits einer von zehn. Und während die Zahl der klimatisierten Haushalte rasch zunahm, erfuhren viele der südlichen Städte eine wahre Bevölkerungsexplosion, berichtet der „Atlantic Cities“-Autor Tyler Frank. Was Frank zu der Frage führt, ob es Millionen-Hitzemetropolen wie Miami und Las Vegas ohne Klimaanlagen überhaupt geben würde?

Miami Beach, Florida

Corbis/Danny Lehman

In Miami liegen die Temperaturen im Sommer zwischen 29 bis 35 Grad

87 Prozent aller Haushalte klimatisiert

Als an der Wende zum 20. Jahrhundert die erste elektrische, moderne Klimaanlage in New York ihre Arbeit aufnahm, war diese Erfindung nicht für das Kühlen von Wohnungen gedacht. Erfunden wurde die Anlage, um Fabriks- und Maschinenräume zu kühlen, wie „The Atlantic Cities“ berichtet. Erst Jahrzehnte später, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, hielten Klimaanlagen in den USA auch langsam Einzug in Privathaushalte, wo sie heute nicht mehr wegzudenken sind. Etwa 87 Prozent aller Haushalte in den USA besitzen eine Klimaanlage.

Skyline von Phoenix in Arizona

Fotolia/EuToch

Die höchste jemals gemessene Temperatur in Phoenix liegt bei etwa 50 Grad - üblicherweise hat es im Sommer aber nicht mehr als 39 Grad

Frank nennt sechs große US-Städte, in denen die Jahresdurchschnittstemperatur bis auf eine Ausnahme bei über 20 Grad Celsius liegt: Miami mit 24,4 Grad Durchschnittstemperatur etwa wuchs zwischen 1940 und 2010 um mehr als 2.100 Prozent von einer Kleinstadt mit etwas mehr als 250.000 Einwohnern auf eine 5,6-Millionen-Metropole an. Ähnlich Phoenix im Bundesstaat Arizona, wo es durchschnittlich übers Jahr gerechnet 22,6 Grad hat: Die Stadt schwellte von zirka 122.000 1940 auf 4,2 Millionen Einwohner im Jahr 2010 an - was einem Wachstum von 3.300 Prozent entspricht.

Blick über Las Vegas

Reuters/Steve Marcus

Die durchschnittliche Höchsttemperatur im Juli in Las Vegas beträgt 41 Grad, der Allzeitrekord liegt bei 47 Grad

Las Vegas wuchs um 6.800 Prozent

Am stärksten wuchs jedoch die Casinostadt Las Vegas (Nevada) mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 19,5 Grad: Lediglich 8.422 Menschen bewohnten die heiße Wüstenstadt 1940 - 2010 waren es bereits über 580.000 - ein Wachstum von 6.800 Prozent. Tampa, Orlando (beide 22,4 Grad, beide Florida) und San Antonio (20,3 Grad, Texas) wuchsen um je 1.230, 550 und 570 Prozent.

Frank ist überzeugt: Die Klimaanlage prägte südliche Metropolen in den USA - gleichzeitig jedoch dürften die klimatisierten Städte durch ihren enormen Energiehunger auch das Klima des Planeten prägen.

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